Samstag, 20. April 2024
† Little Richard
Richard Wayne Penniman (1932-2020)
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IMDb | AllMusic | Wikipedia


* 5. Dezember 1932 | Sänger, Musiker

 

„Tutti Frutti“

„Good Golly, Miss Molly“

„Lucille“

„Long tall Sally“

 

† 9. Mai 2020 | Knochenkrebs


Ohne ihn wäre Peter Kraus nur halb so berühmt, Eis am Stiel nur halb so kultig und zahlreiche Künstler ohne Vorbild. Am Samstag ist Little Richard, der Gott aller Früchtchen, im Alter von 87 Jahren von uns gegangen. Mit Hits wie „Tutti Frutti“, „Good Golly, Miss Molly“, „Lucille“ oder „Long tall Sally“ eroberte er die Herzen aller Rock’n’Roll-Liebhaber und verhalf damit dem neuen Musikgenre zum weltweiten Durchbruch.
»Ich komme aus den Slums, das vergisst man nie«, sagte der als Kind sehr schmächtige und deshalb „Little Richard“ gerufene Musiker einmal. Das dritte Kind unter 12 Geschwistern war 19 Jahre alt, als der schmuggelnde Vater ermordet wurde. »Alles in mir brach damals zusammen.« Aber das Erlebnis gab ihm auch Kraft »und die Überzeugung und die Beharrlichkeit, zu wissen, dass ich es eines Tages schaffen würde.«
Schwarze lebten in Georgia damals nur in den unerträglich lauten Gegenden direkt neben den Bahngleisen, wie sich der vielfach preisgekrönte Künstler mit dem markanten breiten Lächeln erinnerte. »Die Züge haben ihre Häuser nachts durchgeschüttelt. Als Kind habe ich das gehört und gedacht: Irgendwann mache ich ein Lied, das sich genau so anhört!«
Vier Jahre spülte Little Richard Geschirr im Restaurant des örtlichen Busbahnhofs. Und aus Langeweile dachte er sich neue Musik aus. Der selbsternannte „Architekt des Rock’n’Roll“ tourte zunächst mit Variété-Star Spencer „Snake“ Anthony, bevor er mit dem damals noch unbekannten Sänger James Brown, einem 14-jährigen Keyboarder namens Billy Preston und dem Gitarristen Jimi Hendrix in einer Band spielte.
Schließlich bekam er einen ersten Plattenvertrag und kam mit „Tutti Frutti“ groß raus. Knapp drei Jahre lang schwamm Little Richard auf der Erfolgswelle, tourte durch die Vereinigten Staaten und feierte, offen bisexuell, wilde Partys mit Männern, Frauen und Alkohol. Seine Konzerte, bei denen der häufig als „Gott des Rock’n’Roll“ gefeierte Musiker mit dünnem Schnurrbart, hochtoupierten Haaren, greller Schminke, falschen Wimpern und wilden Kostümen auftrat, brachten mitten in der Rassentrennung Weiße und Schwarze zusammen – zum Entsetzen radikal-konservativer Politiker und Vereine.
Bei einer Konzertreise nach Australien im Jahre 1957 entschied er sich spontan, die Musik hinzuschmeißen, entsagte sich des hinderlichen Drogenkonsums und wurde Priester. Seitdem lebte der schrille Künstler zwischen zwei Welten – der Kirche und der Musik. Immer wieder startete er Comeback-Versuche, kämpfte gegen das abebbende Interesse am Rock’n’Roll, verhalf dem jungen Jimi Hendrix zum Karrierestart, tourte mit den damals noch weitgehend unbekannten Rolling Stones durch Europa, versuchte sich als Schauspieler und veröffentlichte grundsteinlegende Funk- und Soul-Alben. Aber immer wieder zog er sich auch in seine religiöse Welt und den Gospel zurück.
Nach 1958 hatte er keinen Top-Ten-Hit mehr, aber seine Bühnenshows waren es, die die Menschen magisch anzogen. Er vollzog die Ehe zwischen Bruce Willis und Demi Moore, wobei Ally Sheedy Brautjungfer war, hatte Gastauftritte in Filmen und Serien und machte David Bowie zum Weltstar, denn Little Richard lieferte die Inspiration für das erfolgreichste Album des britischen Künstlers – „Let’s dance“. »Als ich Little Richard hörte, hatte das meine Welt in Brand gesetzt«, sagte David Bowie einst.
Bis in die letzten Jahre hinein stand Little Richard immer wieder auf der Bühne. Zwar konnte er nur noch sitzen, aber das Klavier bearbeitete er wie ein Junger. An den Welterfolg von „Tutti Frutti“ konnte keines seiner Lieder mehr anschließen – aber vielleicht brauchte es das ja auch gar nicht. »Ich habe immer gedacht, dass „A wop bop a loo lop a lop bam boo“ alles gesagt hat«, schrieb Bob Dylan einmal.
Little Richard hat sich in allen möglichen Ruhmeshallen und Walks of Fame verewigt. Zurück bleiben seine Hits sowie sein Sohn Danny aus seiner kurzweiligen Ehe Anfang der 60er Jahre zu Ernestine Campbell, die sich an der Öffentlichkeit ihres Privatlebens wie auch an der homosexuellen Orientierung ihres Mannes gestört fühlte. 2013 zog er sich aus dem öffentlichen Leben zurück in sein Haus in Tennessee, wo er nun an den Folgen einer Knochenkrebserkrankung gestorben ist.

28.03.2024 | mz
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