* 4. November 1933 | Filmschneider
† 23. April 2019 | Herzversagen
Terry Rawlings, ein britischer Film- und Tonschneider, der sich mit seinen Arbeiten bei Filmen wie Blade Runner, Alien oder Watership down – Unten am Fluß einen Namen gemacht hat, ist vergangenen Dienstag im Alter von 85 Jahren zuhause im englischen Hertfordshire gestorben.
Der gebürtige Londoner erhielt für seine Arbeit an Die Stunde des Siegers eine Oscar®-Nominierung und schnitt die Regiedebüts von Barbra Streisand (Yentl) und David Fincher (Alien 3) und arbeitete an Pierce Brosnans erstem Auftritt als James Bond bei GoldenEye.
Im Vorspann von Blade Runner erhielt er eine Erwähnung als beaufsichtigender Cutter, während das Studio Marsha Nakashima anheuerte, um als Cutter erwähnt zu werden. »Ich war der einzige Cutter, und der einzige Grund, warum ich diese Erwähnung hatte, war, weil ich damals kein Mitglied der amerikanischen Gewerkschaft war«, erinnerte sich Terry Rawlings in einem Interview von 2012. »Drüben in Amerika zu arbeiten, war sehr schwierig, wegen der Gewerkschaftsprobleme. Und ich musste in einem kleinen Hotelraum an dem Film arbeiten, weil es mir nicht gestattet war, ihn bei Warner Brothers zu schneiden.«
Blade Runner ist für dessen verschiedenen Fassungen und Änderungen bekannt, die die Studioverantwortlichen nach dem überschaubaren Debüt in Auftrag gaben. »Als ich das erste Mal nach Amerika gebracht wurde, war er ohne Kommentar, und der endete damit, dass sie [Harrison Ford und Sean Young] durch die Türen gangen. Und als wir ihn dort drüben zeigten, sagten die Leute „Wir haben das nicht verstanden.“ Um es vorweg zu nehmen, keiner hat ihn verstanden. Er war seiner Zeit sehr weit voraus«, erklärte der Cutter.
Eine Lösung war der inzwischen berühmte Off-Kommentar von Harrison Ford, der in einem glücklicheren, optimistischeren Ende mündete, für das man eine Luftaufnahme aus The Shining verwendete. Nach einigen Neuveröffentlichungen verschwand der Off-Kommentar wieder, nachdem bei einer Vorführung in Santa Monica der Originalschnitt gezeigt wurde. »Ich finde es toll, wenn sich die Tür schließt«, sagte Terry Rawlings. »Man macht sich seine eigenen Gedanken. Sie verschwinden nicht händchenhaltend in einem Auto, was furchtbar war.«
Seine Zusammenarbeit mit Ridley Scott begann 1977 bei dessen herausragenden Drama Die Duellisten, bei dem er (wie schon bei 30 anderen Filmen zuvor) den Ton abmischte. »Als Ridley Alien machen wollte, bekam ich einen Anruf aus seinem Büro, weil er mich für den Ton haben wollte«, erinnerte er sich. »Ich sagte, ich wollte nicht den Ton machen, ich wollte ihn schneiden!«
So traf er sich mit den Produzenten Gordon Carroll und David Giler, die von seinem Schnitt von Martin Rosens Watership down mächtig beeindruckt waren. »Oh, Alien war eine der aufregendsten Zeiten, die ich je beim Schneiden hatte, denke ich, weil ich das erstmals ganz allein gemacht hatte, nachdem ich bei Hexensabbat damit angefangen hatte«, sagte Terry Rawlings. »Watership down war nicht ganz dasselbe. Aber das, auch wenn es kein großer Film war, als wir damit anfingen. Es sollte lediglich ein kleiner Horrorfilm oder ein kleiner Film über eine Weltraumreise werden, nichts Besonderes. Und doch entwickelte er sich zu dieem Monster, buchstäblich!«
Der am 4. November 1933 in London geborene Terence Rawlings war zudem fünfmal für den BAFTA nominiert, gewann jedoch lediglich den DVDX-Preis für den besten Audiokommentar auf der Alien Quadrilogy Box (zusammen mit Ridley Scott, Ronald Shusett, Sigourney Weaver, Tom Skerritt, Veronica Cartwright, Harry Dean Stanton und John Hurt) sowie den Career Achievement Award des Amerikanischen Filmcutterverbands.
In Interviews erwähnte er oft, dass Yentl einer der Filme ist, an denen er am liebsten gearbeitet hat. »Ich liebe Musik. Musik ist mir sehr wichtig«, sagte er. »An einem Musical mit Barbra Streisand zu arbeiten, war etwas Besonderes für mich. Es ist fantastisch, mit ihr zu arbeiten. Sie ist eine hart arbeitende Person. Sie ist die einzige Person, die in dem ganzen Film singt.« Die Sängerin und Schauspielerin schrieb auf Twitter: „Er brachte mich immer zum Lachen… und ich liebte seine ergötzliche Persönlichkeit. Er machte die ganze Erfahrung, Yentl zu schneiden, solch eine Freude.“
Terry und seine Witwe Louise waren 59 Jahre verheiratet. Sie trafen sich 1958 am Set von Stanley Donens Indiskret – er war Schneideassistent, während sie im Rechnungsbüro gearbeitet hatte.
David Fincher sagte 2014 während einer BAFTA-Ehrung in einer vorgefertigten Nachricht, dass die besten Cutter Alchemisten seien und zu gleichen Teilen Poeten und Schmiede sind. »Sie können etwas zusammenformen – sie bringen Dinge zusammen, die niemals zusammenpassen würden. Sie können Material nehmen, das für die eine Sache bestimmt war, und benutzen dieses, um eine ganz neue Idee für eine Sequenz ins Licht zu rücken, die man sich nie hätte vorstellen können. Und wenn sie dann noch obendrein wirklich, wirklich besonders sind, kommen sie dazu, dein bester Freund zu werden. Ich war sehr glücklich, mit Terry an meinem ersten Film zu arbeiten. Bis heute ist das eine extrem freudige Erinnerung.«