Mittwoch, 24. April 2024
† John le Carré
David John Moore Cornwell (1931-2020)
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* 19. Oktober 1931 | Autor

 

Der für seine Spionagekrimis bekannte britische Schriftsteller John le Carré ist am Samstagabend im Alter von 89 Jahren in Cornwall gestorben, wie sein Agent Jonny Geller am Sonntag mitteilte.
David John Moore Cornwell wurde 1931 in Dorset in England geboren. Sein Vater war ein Betrüger, der die Nähe von Berühmtheiten und zwielichtigen Gestalten suchte. Er beschrieb ihn als »manipulativ, machtvoll, charismatisch, clever und unzuverlässig«. Seine Mutter hatte die Familie verlassen, als er fünf Jahre alt war. Mal hieß es, sie sei krank, dann wieder, sie sei gestorben. Er sah sie erst wieder, als er schon 21 war. Es war eine instabile und lieblose Kindheit. Als er acht Jahre alt war, begann zudem der Zweite Weltkrieg.
Mit 16 Jahren entfloh er 1947 dem demütigenden Leben an der Seite seines Vaters, verließ England und studierte in Bern Germanistik und Neue Sprachen, seinen Abschluss machte er schließlich am Lincoln College in Oxford. Bereits in Bern wurde er von einem dort ansässigen britischen Spion angeworben und arbeitete verdeckt für die Botschaft Großbritanniens. Von der Organisation des britischen Geheimdienstes erhoffte er sich Halt und Stabilität.
Dass er gegenteilige Erfahrungen machte, ist in vielen seiner 27 Romane nachzulesen. Anfang der 1960er Jahre übte er gleich drei herausfordernde Tätigkeiten nebeneinander aus: Er war Spion des Auslandsgeheimdienstes, Botschaftsmitarbeiter in Deutschland und begann damit, seine ersten Romane zu schreiben. Der grüblerische Held Smiley ist auch als Alter Ego seines Autors zu verstehen, obwohl John le Carré Zeit seines Lebens deutlich besser gekleidet war als dieser.
Der Spion, der aus der Kälte kam wurde 1965 mit Richard Burton verfilmt und mit vier BAFTA-Preisen und zwei Oscar®-Nominierungen geehrt. Auch im Fernsehen feierten seine Werke Erfolge. Die Miniserie König, Dame, As, Spion mit Alec Guinness erhielt zwei BAFTA-Preise und eine Emmy®-Nominierung, der Kinofilm von 2012 mit Gary Oldman einen BAFTA-Preis und drei Oscar®-Nominierungen. Auch die Nachfolgeserie Agent in eigener Sache (Smileys Leute) erhilet vier BAFTA-Preise und drei Emmy®-Nominierungen.
Für ihre Darstellung der Tessa Quayle in Der ewige Gärtner wurde Rachel Weisz mit einem Golden Globe® und einem Oscar® ausgezeichnet. Den größten Zuspruch fand jedoch die Miniserie The Night Manager mit Hugh Laurie, Tom Hiddleston, Olivia Colman und Elizabeth Debicki. Für den Sechsteiler gab es drei Golden Globes®, zwei Emmys® und drei BAFTA-Preise. Zuletzt wurde Die Libelle als Miniserie neu verfilmt und für kommendes Jahr soll auch Der Spion, der aus der Kälte kam mit Aiden Gillen in der Hauptrolle als Miniserie neu verfilmt werden.
Das letzte Wort in John le Carrés vorletztem (und man darf sagen: seinem letzten großen) Roman „Vermächtnis der Spione“ (2017) ist ein außerordentlich zweideutiges England. Das erinnert an einen Satz, der vor vielen Jahren in Das Russland Haus (1989) einem der liebenswürdigsten seiner scheiternden Helden zugeschrieben wird. Er eignet sich aber auch als Abschiedsgruß an den Autor selbst: „Er kannte ein weit besseres England, und das lag in ihm selbst.“

 

† 12. Dezember 2020 | Lungenentzündung

28.03.2024 | mz
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