Dienstag, 19. März 2024
Interview mit Jan Sosniok
Berlin, Berlin
📷 Stefan Erhard | © Constantin Film
Jan Sosniok wurde 1968 in Gummersbach geboren. Nach der Schule besuchte er zunächst eine Fachoberschule und hielt sich anschließend mit Gelegenheitsjobs finanziell über Wasser. Im Jahr 1992 nahm er eher durch Zufall an einem Modellwettbewerb teil, bei dem er es unter die Top 10 schaffte. Fortan arbeitete er als Fotomodell und reiste dabei um die ganze Welt.
Seine ersten Schritte als Schauspieler machte er 1994, als er eine Hauptrolle in der RTL-Erfolgsserie Gute Zeiten, schlechte Zeiten erhielt. Hier mimte er von 1994 bis 1996 den Tom Lehmann und trat auch später noch einmal für eine Folge dort auf. GZSZ ebnete ihm den Weg zu weiteren Rollenengagements, so etwa für die Produktionen OP ruft Dr. Bruckner, Küstenwache und viele weitere Produktionen.
In der preisgekrönten Serie Berlin, Berlin übernahm er von 2001-2004 die Rolle des Sven Ehlers, Lolles große Liebe. Gleichzeitig war er in Das beste Stück zu sehen, welche zu diesem Zeitpunkt die erfolgreichste ProSieben Eigenproduktion war. Es folgten die Fortsetzung Das allerbeste Stück  und Verschleppt – kein Weg zurück. Von 2010 bis 2014 war er an der Seite von Annette Frier in der SAT.1-Serie Danni Lowinski zu sehen.
Jan Sosniok hat für zahlreiche weitere Filme vor der Kamera gestanden, unter anderem für Rosamunde-Pilcher– und Inga-Lindström-Verfilmungen, sowie für Das Traumschiff oder zuletzt in der ZDF-Reihe Frühling. Von 2013 bis 2018 war er Hauptdarsteller in der Rolle des Winnetou bei den Karl-May-Spielen Bad Segeberg und feierte bis zu seinem Austieg jährliche Besucherrekorde.
Wenn er nicht vor der Kamera steht, spielt er Theater. Außerdem steht er als Synchronsprecher am Mikrofon – zuletzt als Erzähler für die Tierdoku Animal Empire, die auf sky zu sehen ist. Im Kino war er zuletzt 2008 in Christian Züberts Krimikomödie Hardcover und 2005 in Sven Unterwaldts Komödie Siegfried zu erleben.
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Mit welchem Gefühl haben Sie den Dreh des Kinofilms erlebt, so viele Jahre nach der Serie?
Ich habe es richtig genossen, meine Leute wiederzutreffen. Es war so, als hätte es die 15-jährige Pause nicht gegeben. Gleichwohl haben wir uns zwischendurch immer mal wiedergesehen, der Kontakt ist nie abgerissen. Aber jetzt dort anzuschließen, wo wir aufgehört haben, war eine große Freude.
Tritt man ein solches Projekt vielleicht auch mit gewissen Bedenken an?
Die Idee des Kinofilms gab es bereits eine Weile. Als klar war, dass der Film gemacht wird, ist für mich ein Wunsch in Erfüllung gegangen. Die Freude ist selbstredend, weil wir uns immer gut verstanden haben. Aber klar habe ich mich auch gefragt, ob ich wieder so leicht in diese Berlin, Berlin-Welt hineinfinde. Schließlich haben wir uns entwickelt. Aber David Safier hat uns eine sichere Vorlage gegeben, er hat die Sprache angepasst und bedacht, dass wir erwachsener geworden sind. Somit ist der Einstieg leicht gewesen.
Warum riskiert Sven alles und ruiniert die Hochzeit von Lolle und Hart?
Er will nicht wahrhaben, dass seine große Liebe wirklich weg ist. Wir kennen das doch alle aus dem eigenen Leben, wenn wir einen Menschen so lieben, dass wir eher zu leiden bereit sind, als die Liebe aufzugeben. Sven war eine Weile allein, Lolle ist Jahre zuvor nach Berlin zurückgegangen. Irgendwie hat er dann gehört, dass sein bester Freund die Frau heiraten will, die eigentlich er liebt. Da hat ihn die Panik gepackt. Lolle war immer die Frau seines Lebens, auch wenn manche Dinge nicht in Erfüllung gegangen sind.
Wie hat sich Sven in den 15 Jahren weiterentwickelt?
Es gibt viel Spekulationsraum, was in den 15 Jahren passiert ist. Lolle und er sind ja nach Australien und haben sich irgendwann getrennt. Sven war lange erfolgsorientiert. Er ist eine gute Seele, wollte immer ein guter Vater sein, ein guter Mann. Daran ist er letztendlich gescheitert. Es hat nicht so gut funktioniert. Sein Start-up war nicht wirklich von Erfolg gekrönt.
Deshalb war er froh, alles hinter sich zu lassen und Muschelketten knüpfen zu können. Er hat eigentlich genau das Leben gewählt, das Lolle immer gerne wollte. Sie wollte immer ein freies Leben. Das hat er ihr zu einem gewissen Punkt geschenkt. Doch irgendwann stellt man fest, dass es auch nicht das Gelbe vom Ei ist, immer nur in den Tag hineinzuleben, in einem Boot ohne Motor zu sitzen. Das hat die beiden auseinandergebracht. Lolle hat gemerkt, dass sie nicht weiterkommt. Sie hat sich gegen Sven entscheiden. Er ist auf der Strecke geblieben und hat sich die Haare langwachsen lassen.
Warum kann sich Lolle immer noch nicht für einen Mann entscheiden?
Das ist ihr Schicksal. Sie kann sich nicht entscheiden. Sie bezweifelt dabei nicht die Liebe zu Sven, aber sie versucht, sich davon freizumachen und die Liebe auch in einem anderen Mann zu finden. Sven wird jedoch immer da sein, als Schatten im Hintergrund. Das wird ihr Problem sein.
Warum ist die Freundschaft zwischen Sven und Hart so wichtig?
Wir alle haben einen besten Freund im Leben. Im Film werden Sven und Hart jedoch von einem Thema erwischt, das nicht einfach zu lösen ist. Sie gehen erst wie Konkurrenten in die Geschichte, finden ihre Freundschaft jedoch wieder. Letztendlich kann selbst eine Frau der langjährigen Freundschaft nichts anhaben. Wie der Zuschauer feststellt, werden sie auch diesen Stein aus Weg räumen und ihre Freundschaft wird noch enger werden.
Wie war das Wiedersehen mit den Kollegen?
Es ist großartig, mit den Menschen, die mich so lange schon begleiten, wieder zusammen zu sein. Zur Zeit der Serie haben wir uns lieben gelernt. Wir waren immer eng verbunden und hatten immer viel Spaß. So etwas noch mal zu erleben, ist [etwas] ganz besonderes. Auch dass Franziska diejenige ist, die Regie führt, ist ein großes Geschenk. Sie weiß, was wir machen. Ich kenne sie seit Anfang der 90er Jahre. Es ist toll. Ich würde mir jetzt schon einen zweiten Teil wünschen.
Warum ist Ihnen der Film wichtig?
Nach dieser erfolgreichen Zeit muss man einfach erzählen, was mit den Figuren passiert ist. Das wollen die Menschen wissen. Ich frage mich selbst bei Serien, die ich geliebt habe, zu gucken, was aus den Protagonisten wohl geworden sein könnte. Deshalb finde ich es legitim, dass wir Berlin, Berlin weitererzählen. Es war eine tolle Serie. Ich hoffe, dass die Zuschauer beim Kinofilm ihren Spaß haben werden und mit einem Lächeln das Kino verlassen.

25.08.2022 | mz | Quelle: Constantin Film
Kategorien: Magazin