Samstag, 27. April 2024
Killers of the Flower Moon
Mollie und Ernest Burkhart
© Paramount Pictures | Apple Original Films
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts brachte Öl der Osage-Nation ein Vermögen ein, und sie wurden über Nacht zu einigen der reichsten Menschen der Welt. Der Reichtum dieser amerikanischen Ureinwohner zog sofort weiße Eindringlinge an, die so viel Geld der Osage manipulierten, erpressten und stahlen, wie sie konnten, bevor sie zu Mord griffen.
Basierend auf einer wahren Geschichte und erzählt durch die unwahrscheinliche Romanze von Ernest Burkhart und Mollie Kyle ist Killers of the Flower Moon eine epische Western-Krimisage, in der sich wahre Liebe mit unsagbarem Verrat kreuzt.

»Your Osage name can never be taken away from you.«

„Das Verbrechen“, wie das Buch von David Grann in Deutschland heißt, ist weitaus flotter geschrieben als dieses dreieinhalbstündige Epos, das sich von Handlungspunkt zu Handlungspunkt schleppt. Eingebettet von der Entdeckung des Öls und einem als Radioshow rasch abgearbeiteten Ende, in dem Martin Scorsese selbst einen Kurzauftritt hat, fiebert man hin und wieder Mollie nach, wie sie die Umstände schließlich zusammenreimt und sich an den US-Präsidenten direkt wendet, um ihren Stamm zu retten und die Morde aufzuklären.
Es ist eigentlich ein eindringliches Drama um den schleichenden Genozid der Osage-Indianer, getragen von einem souverän agierenden Leonardo DiCaprio, der mit einem speziellen Akzent die Handlung ganz langsam in Fahrt bringt. Auch der mittlerweile 80jährige Robert de Niro, dessen Figur William Hale in Wirklichkeit fast halb so alt war, wirkt zunächst wie ein Pate, der die Fäden zieht, dann aber mit den Eingeborenen dessen Sprache spricht und nach außen wie der wohlwollende Stadtherr agiert, weshalb beim Zuschauen dieselben Zweifel aufkommen, die die Bewohner haben. Niemand will mit dem Finger auf ihn zeigen, weil er so viel Gutes tut.
Das Problem bei diesem Film ist einfach, dass man als Zuschauender außen vor bleibt. Zu Beginn wirkt Ernest Burkhart noch sympathisch. Er will bei seinem Onkel nach seiner Kriegsverletzung ein neues Leben anfangen. Doch auch wenn er von ihm diesen einen Rat mit auf den Weg bekommt, wenn er denn Mist bauen sollte, dass es wenigstens großer Mist sein soll und er nicht damit in Verbindung gebracht werden solle, passiert letztlich genau das, weshalb das ganze Konstrukt nach und nach zu Fall gebracht wird.
Aber schon bald verliert man das Interesse an ihm und findet in Mollie eine Sympathieträgerin, mit der man mitfiebert und miträtselt. Allerdings ist auch sie nicht die verschollene Hauptfigur, und so dümpelt der Film vor sich hin, erklärt jede Handlung doppelt und dreifach, bis der US-Marshal mit seinen Kollegen vom frisch gegründeten FBI auftritt – und selbst dann geht der Film noch über eine halbe Stunde, denn es muss auch noch die Gerichtsverhandlung gezeigt werden!
Auch die Musik aus jener Zeit ist laut und nervig. Es mag zwar sein, dass sie zum Ambiente jener Zeit gehört, was die sorgfältig aufgebauten Sets und ausgewählten Kostüme und Bauten unterstreicht, doch lenkt sie immer wieder von der Handlung ab.
Das Ende wird dann so schnell abgearbeitet, dass man kaum mitbekommt, warum Ernest trotz Straferlass zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Besser wäre es vermutlich gewesen, man hätte die Radioshow am Ende gleich als Narrativ verwenden und spezielle Unterebenen in Spielszenen hüllen sollen. So wirkt der Film wie nicht Halbes und nichts Ganzes und ist einfach nur lang. Spannung kommt kaum auf, dafür sind die Morde umso erschreckender inszeniert. Wer also hinterher nicht dreieinhalb Stunden Lebenszeit wiederhaben will, der sollte sich den Film ganz klemmen oder später im Apfel-TV die Vorspultaste benutzen…

18.10.2023 | mz
Kategorien: Feature | Filme