Freitag, 29. März 2024
Army of the Dead
Jackpot oder Tod
 Nachdem sie den Tod ihres Sohnes verarbeitet haben, starten nun Zack Snyder und seine Ehefrau, die Produzentin Deborah Snyder, voll durch. Nach dem DC-Nachtrag zu Justice League widmet sich der Filmemacher jetzt dem Zombiegenre und schickt eine wilde Gruppe von Söldnern ins mit Containern abgeriegelte Las Vegas, um einen Tresor leerzuräumen. Und nicht nur das – auch soll eine animierte Serie folgen, sowie ein Spielfilm um den Tresorknacker Dieter – gespielt und selbst mitproduziert von Matthias Schweighöfer.
»Easy-peasy japanese.«
Bly Tanaka
Die Hauptprotagonisten in Army of the Dead sind Scott Ward, ein ehemaliger heldenhafter Zombie-Schlächter, der mittlerweile in einem äußeren Bezirk der ehemaligen Glücksspielstadt Burger umdreht, und dessen entfremdete Tochter Kate. Scott wird von dem Casinochef Bly Tanaka angeheuert, für einen Anteil von 15% die 200 Millionen Dollar aus seinem Hotelsafe zu retten, bevor die Stadt mit einer Atombombe dem Erdboden gleichgemacht werden soll.
In der Hoffnung, dass ihm das Geld einen Weg für eine Aussöhnung mit seiner Tochter bahnen könnte, nimmt Scott das Angebot an und versammelt ein bunt gemischtes Team von Experten um sich herum, damit ihm auch das Unterfangen gelingt – seine alte Freundin und Top-Mechanikerin Maria Cruz, seinen Zombie-Schlächter-Kumpel Vanderohe, den sich verausgebenden Influencer Mikey Guzman und dessen Anhängerin Chambers und den brillanten deutschen Safeknacker Dieter.
Um in die Stadt hinein zu gelangen, brauchen sie „die Kojotin“ Lilly, die wiederum den schleimigen Evakuierungscamp-Wachmann Burt Cummings engagieren muss, und, um wieder heraus zu kommen, die Hubschrauberpilotin Marianne Peters. Aber damit hört es nicht auf. Der Casinochef schickt seinen Sicherheitschef Martin mit, und dann zwingt sich auch noch Scotts Tochter Kate auf, da ihre Freundin Geeta verschwunden ist, die kurz vorher von besagtem Wachmann angemacht wurde.
Gefährlich werden nicht nur die schnellen Alpha-Zombies in der Stadt, die wie ein Wolfsrudel die Stadt und ihre untertänigen Watschelzombies beherrschen – auch stehen sie unter Zeitdruck, denn in 36 Stunden soll die Stadt mit einer Atombombe dem Erdboden gleichgemacht werden…

Zack Snyder verbindet hier verschiedene Genres zu einem Gemetzel, das viele bekannte Versatzstücke aufnimmt, die wir schon alle irgendwo gesehen haben – das entflohene Experiment der Regierung, das die Epidemie auslöst (Return of the Living Dead III), die Einzäunung der Stadt durch Container ist auch nichts Neues (auch wenn es ein wenig nach Trumps Mauerbau klingt), die tödlichen Sicherheitsvorrichtungen auf dem Weg zum Safe erinnern an Indiana Jones und das Safeknacken unter anderem an die Ocean’s-Filme. Die Aufnahme der Freiheitsstatue war vom Klassiker Planet der Affen inspiriert.
Und dann sind da noch die Zombies – einerseits die evolutionierten Alphas, die schnell, klug und tödlich wie Wölfe sind. Da gibt es den Zombie 0, der Zeus genannt wird. Wer von ihm gebissen wird, wird ebenfalls zum Alpha-Zombie. Wird man von einem anderen gebissen, wird man zum Watschelzombie, die, wenn nicht gebraucht, in einer Art Schlafzustand herumstehen, so als eine Art Alarmanlage, die losgeht, wenn Beute sie aufweckt.
»Ich wollte wirklich diese Art merkwürdiger Uneindeutigkeit ihrer Herkünfte – welche wir natürlich in der animierten Serie [Army of the Dead |  Lost Vegas] erforschen werden«, sagt der Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und erstmals auch Kamerachef Zack Snyder. »Und ohne zu viel preiszugeben… Wenn man genau hinsieht, gibt es eine Anzahl von Zombies, die eindeutig keine Zombies sind. Man sieht die normalen Zombies, und dann sieht man die Roboter-Zombies. Sind das Beobachter, die die Regierung unter den Zombies platziert hat, um diese zu beobachten? Stammt deren Technik von einer andern Welt? Was geschieht da?«
Zusammen mit Shay Hatten hat er eine Art Bibel geschrieben, wie das alles in diesem Universum zusammenhängt. Immerhin wird das Ganze fortgeführt/erweitert. Als eigenständiger Film hinterlässt Army of the Dead jedenfalls eine Menge Unzufriedenheit durch unlogische und unplausible Handlungen und offene Fragen, die hoffentlich in einer der kommenden Produktionen geklärt werden…
Es gibt ein paar nette Szenen, die hin und wieder die Stimmung auflockern oder verdichten, doch in Anbetracht der Filmlänge braucht man eine Menge Sitzfleisch und Geduld. Bei den vielen Personen der Handlung müssen auch dementsprechend die Stränge aufgelöst werden – zumeist durch Ableben jener. Vielleicht wäre es spannender gewesen, daraus eine Miniserie zu machen. Wenn man nicht weiß, dass gewisse Dinge später erklärt werden, wird man unzufrieden aus dem Film entlassen, denn für dieses (zudem unglaubliches) Ende ist er einfach zu lang, um da überhaupt noch eine Meinung zu haben.
Interessant ist jedoch das halbstündige Making of, das Netflix ebenfalls anbietet. Welcher Aufwand betrieben wurde, um Albuquerque und Atlantic City nach Las Vegas aussehen zu lassen, und das dann noch verwüstet aussehen zu lassen, ist einfach grandios. Aber dennoch bleibt der Film Doc Snyders feuchter Traum einer eigenen Lizenzreihe. Wir haben nunmal mittlerweile drei Walking Dead-Serien und jede Menge Resident Evil (in Kürze auch noch mit Neustart selbiger Reihe). Man könnte auch vom Abgesang Hollywoods sprechen, das in Endlosschleife die Filmrolle immer wieder neu erfindet. Langsam wird es Zeit für einen Umbruch in der Filmwirtschaft…

20.12.2023 | mz | Quelle: Netflix
Kategorien: Feature | Filme