Samstag, 27. Juli 2024
Made in Italy (2020)
© LEONINE
 Nach langem Warten, ob der Film denn nun doch noch ins Kino kommt, hat sich der Verleih für die Online-Auswertung entschieden, trotzdem die Kinos jetzt allmählich wieder öffnen. Die romantische Vater-Sohn-Geschichte, in der sie die Vergangenheit und den damaligen Tod der Ehefrau/Mutter aufarbeiten, zeichnet sich durch die Parallelen zum Leben der beiden Hauptdarsteller aus – Liam Neeson und Sohn Micheál Richardson, dessen Ehefrau/Mutter Natasha Richardson 2009 nach einem Skiunfall ums Leben kam.
»Es ist eine großartige Geschichte über Familie und Liebe, Mitgefühl und Verlust, aber auch Humor«, findet Liam Neeson. »Ich habe es als kathartisch erlebt in Bezug auf meine eigene Trauer. Das zu bewirken, indem man einen Film dreht, war eine ganz besondere Erfahrung.«
»Als ich das Drehbuch das erste Mal las, kam es mir so persönlich vor und irgendwie seltsam, wie diese Geschichte zu uns finden konnte«, erzählt Micheál Richardson. »Der Tod meiner Mutter ist jetzt zehn Jahre her und James hat auch einen Elternteil verloren, als er jung war. An einer Stelle im Film sagt mein Vater: „Niemand weiß, wie man damit umgeht.“ Ich glaube, jeder, dem so etwas widerfährt, zieht sich zurück und schluckt es runter. Aber das ist nicht der Weg. Man sollte trauern. Es ist wichtig, es rauszulassen. Man muss weinen. Niemand sollte versuchen, so wie ich, die geliebten Menschen aus der Erinnerung zu verbannen, um Schmerz zu vermeiden. Dieser Prozess hat, wie ich hoffe, Teile von mir wieder zugänglich gemacht, die ich tief vergraben hatte.«
Der erfolgreiche junge Londoner Galerist Jack steht vor dem Ende seiner Ehe. Damit nicht genug: Seine Frau will auch noch die gemeinsame Galerie verkaufen. Um dies zu verhindern, will Jack das ehemalige Familiendomizil in der Toskana zu Geld machen. Dazu braucht es das Einverständnis seines Vaters Robert. Seit dem Tod von Jacks Mutter haben sich Robert, ein unkonventioneller Künstler, der kaum noch malt, dafür aber ständig wechselnde Frauenbekanntschaften vorweisen kann, und Jack entfremdet.
Gemeinsam machen sie sich auf die Reise nach Italien, um die seit Jahren leerstehende Villa möglichst schnell zu verkaufen. Was sie dort jedoch vorfinden, ist ganz und gar nicht, was sie erwartet hatten. Das Haus ist in einem desolaten Zustand und eine eigenwillige lokale Handwerkertruppe soll es wieder auf Vordermann bringen. Jack erinnert das Haus vor allem daran, wie wenig er noch von der glücklichen Zeit mit seiner Mutter weiß. Doch dann begegnet er der jungen Köchin Natalia, die zuerst mit köstlichem Essen aus ihrer Trattoria sein leibliches und bald auch schon sein seelisches Wohl ins Lot bringt. Während die Villa langsam wieder in altem Glanz erstrahlt, nähern sich auch Vater und Sohn an. Und dann hält das Leben noch einige Überraschungen für die Beiden bereit…

In seinem Spielfilm-Regiedebüt begibt sich Schauspieler James d’Arcy mit seinen Protagonisten nach Italien und liefert dabei ein wortwörtlich köstliches Rührstück ab, das zwar vom Drehbuch her recht vorhersehbar ist und kaum Neues zeigt. Was er jedoch zeigt, ist Stimmung! Wenn Jack den Staub vom Tisch pustet, will man praktisch den Staub wegwedeln und -pusten, damit man ihn nicht abbekommt. Und wenn Spaghetti serviert werden und alle von der Soße schwärmen und die Nudeln durch den spitzen Mund schlürfen, kommt man nicht umher, hinterher Spaghetti bolognese zu kochen, oder, jetzt, wo die Außengastronomie wieder öffnet, zum Italiener um die Ecke einzukehren.
»Ich hatte immer vor, den Film komödiantisch zu gestalten«, berichtet James d’Arcy. »Auf diese Weise hoffte ich, dem Publikum auch die ernsthaften Aspekte der Geschichte antragen zu können. Der Film sollte Hoffnung bieten – darüber war ich mir im Klaren. Es war mein ausdrücklicher Wunsch, dass sich die Zuschauer, wenn sie aus dem Kino kommen, ein gutes Gefühl haben.« Und das hat man dann auch. Die herzerwärmende Komödie, inmitten der sanften Hügel der sonnendurchfluteten Toskana angesiedelt, besticht durch Atmosphäre und Humor, und nicht zuletzt natürlich auch die darstellerischen Leistungen.

05.12.2022 | mz | Quelle: LEONINE
Kategorien: Feature | Filme