Der Herr der Ringe ist zurück – nicht im „Stream“ oder in der Konservenbüchse namens Fernseher, sondern im Kino auf der großen Leinwand! Nachdem die in Mittelerdes zweitem Zeitalter spielende prime-Serie The Rings of Power zwar unterhaltsam ist, allerdings auch teils sehr kontrovers aufgenommen wurde (Es gibt diverse Diskrepanzen zu Tolkiens Ursprungswerk), wendet sich Die Schlacht der Rohirrim wieder dem den meisten Filmfans bekannten dritten Zeitalter zu, in dem später der Ring-Krieg stattfindet.
Dieser wurde kongenial von Peter Jackson vor gut zwei Jahrzehnten adaptiert und in die Filmtheater gebracht. Einige Jahre danach folgte von ihm die Vorgeschichte Der Hobbit, nachdem ein langer Rechtestreit beendet wurde und die Produktion Fahrt aufnehmen konnte, um ebenfalls die Lichtspielhäuser zu beehren.
⚔️
Unsere Geschichte aber spielt nun 183 Jahre vor den Ereignissen der ursprünglichen Filmtrilogie (im Buch-Appendix wohl mehr als 260 Jahre) und findet in Rohan statt, dem Land der stolzen Rohirrim-Reiter, das auch im zweiten Herr der Ringe-Film Die zwei Türme imposant in Szene gesetzt wurde.
Der animierte Film Die Schlacht der Rohirrim erzählt die Geschichte vom tragischen Schicksal des Hauses von Helm Hammerhand, dem legendären König von Rohan, nach dem später auch die berühmte Zufluchtsfestung Hornburg benannt wurde. Hier geht es um einen Antagonisten, einen Fürstensohn names Wulf, der ein alter Freund und Spielgefährte von Helm Hammerhands Tochter Héra gewesen ist. Wulff schwört nach einem zwielichtigen Streit zwischen dem König und seinem Fürsten-Vater, der dabei umkommt, Rache.
Er wird verbannt und wendet sich an die Dunländer, dessen Blut er ebenfalls in den Adern trägt. Héra versucht, vorsichtig nach Wulf zu suchen, ohne zu viel Staub aufzuwirbeln, da sie sich immer noch an die schönen Zeiten mit ihm in ihrer Kindheit und Jugend erinnert. Bei Ausritten, die Héra ohne weiteres früher alleine machte, wird die exzellente Reiterin und Kämpferin nun zum Schutz begleitet.
Als man allerdings auf einen verletzten und panischen Mumakil (übergroßer Elefant mit 6 Stoßzähnen) trifft, der alsbald auf die Reiter losgeht, sieht sich Héra gezwungen, das Tier dazu zu bringen, sie in einen nahen Wald zu verfolgen. Dort befindet sich ein See mit einer unheilvollen Wasserkreatur. So lockt Héra den Mumakil in sein Verderben, wird allerdings selbst von zwei Dunländern, die für Wulf arbeiten, überwältigt und verschleppt.
Nach einer Befreiungsaktion durch ihre Brüder und Freunde ertönen die Kriegsglocken und die Dunländer ziehen mit ihrem Anführer Wulf Richtung Edoras, der Hauptstadt von Rohan. Sie nutzen die einbrechende Nacht und manövrieren Helm Hammerhands Verteidigung aus, töten einen seiner beiden Söhne und setzen Edoras in Brand.
Héra, die auf Befehl ihres Vaters zurückbleiben musste, erkannte rechtzeitig die Gefahr und lässt Edoras evakuieren. Dessen Einwohner wandern zur Hornburg, der stark befestigten Burg in einer Klamm, die als fast uneinnehmbar gilt. Helm Hammerhand wird in der Schlacht schwer verletzt und flieht ebenfalls mit seinen Getreuen zur Hornburg.
Diese wird nun kurze Zeit später belagert und Wulf und sein Heer versuchen, die Verschanzten auszuhungern, bauen allerdings gleichzeitig einen riesigen beweglichen Belagerungsturm, um mit einem entscheidenden Schlag die Geflohenen zu besiegen. Wulfs Adjudant versucht ihm immer wieder, Vernunft einzureden, allerdings hört dieser nur auf seine eigene Stimme und so kommt es letztendlich zu einer alles entscheidenden Schlacht…
🛡️⚔️
Einiges passiert im Laufe des Films, was in Teilen Ähnlichkeiten mit dem zweiten Ringfilm Die zwei Türme aufweist, allerdings ist dies einer der wenigen Kritikpunkte, die man dem Film ankreiden kann. Die Akteure agieren frisch, haben allerdings auch klassische Stukturen, wenngleich ihre Charakterisierungen hin und wieder etwas oberflächlich sind. Die Handlung selbst ist zwar eine bekannte Rachegeschichte, bringt allerdings trotzdem genügend Spielraum für andere kleinere Erzählstränge.
Der preisgekrönte Regisseur Kenji Kamiyama mag für Anime-Fans kein Unbekannter sein, hat er doch für’s TV Blade Runner | Black Lotus und Ghost in the Shell | Stand alone Complex inszeniert. Er führt aus, dass er die Bücher gelesen hatte, allerdings waren es Peter Jacksons Filme, die eine solche Wirkung auf ihn ausübten:
»Ich ging am Eröffnungstag ins Kino bei jedem der Filme. Daher war es für mich, als ich dieses Projekt annahm, absolut notwendig, mich an das erste Mal zurückzuerinnern, als ich in diese Welt eintauchte und lieben lernte, sowie die Perspektive der Fans anzunehmen. In der Geschichte Die Schlacht der Rohirrim ist so viel Kraft, die mich anzog, auch wenn es nur eine sehr kurze Geschichte im Appendix von Tolkiens Werk ist.«
Und so wurden auch viele der bekannten Entwürfe und fertigen Gebäude, die man schon in Peter Jacksons Original-Trilogie sah, übernommen, wodurch ein großer Wiedererkennungswert entstand. Des Weiteren wurde man anfangs stark von Howard Shores Musikstücken aus Die zwei Türme eingeholt, die hier ebenfalls zum Einsatz kamen und eine wohlige Gänsehaut auf den Rücken zauberten.
Man war dadurch wieder recht schnell in der Atmosphäre gefangen, die man damals verspürte. Der Zeichentrickstil hier ist angelehnt an die Zeichentrick-Filme von Ralph Bakshi aus den späten 1970ern. Dieser hatte damals etwas mehr als das erste „Herr der Ringe“-Buch selbst als Animation verfilmt.
Lediglich das Gesicht von Héra hat klassische japanische Anime-Frauen als Vorlage. Die deutschen Stimmen waren sehr gut. Im Original ist allerdings die Schauspielerin Miranda Otto (Éowyn in der Peter Jackson-Verfilmung) als Erzählerin zu hören, und auch Dominic Monaghan (Merry) und Billy Boyd (Pippin) übernahmen die Stimmen von zwei Figuren. Zum Ende des Films gibt es auch noch die ein oder andere kleinere Überraschung.
Als Herr der Ringe-Fan lohnt es sich, wieder in die von J.R.R. Tolkien kreierte Welt einzusteigen, aber auch andere Filmbesucher werden sich nicht langweilen, insofern sie wissen, dass es sich hier um keinen Realfilm sondern um einen Animationsfilm handelt!