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Nach mehr als einem Jahrzehnt kehrt Rona in ihre Heimat auf den entlegenen Orkney-Inseln zurück. Während sie die einzigartige Landschaft, in der sie aufgewachsen ist, wiederentdeckt, vermischen sich ihre Kindheitserinnerungen mit der letzten, von Sucht geprägten Zeit. Ihr damaliger Aufbruch in die Stadt und die folgenden ausschweifenden Jahre in London endeten in einem schmerzhaften Absturz. Doch nach und nach wird die Begegnung mit der rauen Natur der Inseln zu einer Chance auf ein neues Leben.
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Der Film basiert auf den gleichnamigen, autobiografischen Erinnerungen von Amy Liptrot, in Deutschland unter dem Titel „Nachtlichter“ erschienen, die auch gemeinsam mit Nora Fingscheidt das Drehbuch geschrieben hat.
»Wir wollten einen poetischen Film schaffen, bei dem die Bilder und die Atmosphäre noch lange nach dem Anschauen in Erinnerung bleiben würden«, sagt die Regisseurin. »Ein Film, der einen auf eine Reise mitnimmt, nicht nur nach Orkney oder London, sondern auf eine spirituelle Reise in die innere Welt einer jungen Frau, die unter extremen Umständen aufgewachsen ist und ihren Platz im Leben ohne Alkohol sucht.
Es ist eine wahre Geschichte darüber, wie leicht man sein Leben in Stücke reißen kann, aber auch darüber, dass Heilung möglich ist. Es ist nicht nur ein Film über Sucht, sondern auch über den schwierigen Prozess der Genesung, der eine ganz eigene Reise ist, Tag für Tag.«
An Originalschauplätzen gedreht, springt der Film in mehreren Zeitebenen herum und lässt die Protagonistin parallel dazu vortragstechnisch die Fülle an Kreativität, Neugier und Wissen in ihrem Kopf mit Hilfe von Dokumentar- und Archivaufnahmen bis hin zu Animationen zum Ausdruck bringen.
Saoirse Ronan spielt die Hauptfigur mit solider Tiefe. Durch die audiovisuelle Umsetzung lässt uns Nora Fingerscheidt zwar in Ronas Psyche ab- und wieder auftauchen, doch wenn man sich nicht mit dem Thema Alkoholsucht verbunden fühlt, kann der Film recht deprimierend wirken. Man schämt sich fremd, hat Mitgefühl, nicht nur mit ihr, sondern auch ihren Mitmenschen, die Ronas Eskapaden miterleiden müssen.
Zudem muss sie sich mit ihrem bipolar-kranken Vater und der bibeltreuen Mutter herumplagen. Zwar ist das orchestrale Ende, in dem Rona Wind und Wellen dirigiert, ein gelungener Abschluss, doch wer sich nicht mit Wind und Wetter an der unwirtlichen Ödnis der Küstenlandschaft anfreunden kann, wird es bei dem Film schwer haben.
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Außerdem sollte man sich den Film nicht im Winter ansehen, da man bei diesen Bildern zusätzlich ins Frieren kommt, wenn dort wiederholt eiskalt gebadet wird. Der Film ist wie Ronas innere Zerrissenheit – man verspürt den Drang, seine Seele aus dem Leib zu schreien, um der brausig-knallenden Natur entgegenzuwirken. In manchen Fällen kann es auch die Wut sein, sich diesen Film angesehen zu haben, der locker eine halbe Stunde hätte kürzer sein können…