Donnerstag, 25. April 2024
📷 Melinda Sue Gordon | © Warner Brothers
Der unbenannte Protagonist muss anhand eines Worts, Tenet, die gesamte Welt vor dem Untergang bewahren. Seine Mission führt ihn in eine zwielichtige Welt der internationalen Spionage, in der die Gesetze der Zeit nicht zu gelten scheinen. – Die Inhaltsangabe scheint, in Anbetracht der Lauflänge des Films, ein wenig dünn, doch wir haben da schon weitaus kürzere Prämissen im Kino erleben „dürfen“.
Die meisten Menschen sehen die Zeit als eine unveränderliche Dynamik unserer Existenz, aber in den Händen des Filmemachers Christopher Nolan wird sie zu einem zwingend nachvollziehbaren Faden, der gebogen, verdreht, gegenübergestellt oder umgekehrt werden kann. In TeneT nimmt er Ideen über die Zeit und wie wir sie erleben auf und vermischt eine Science-Fiction-Komponente mit den klassischen Elementen eines Agentenfilms.
»Ich denke, als Filmemacher hat man eine Reihe von Ideen, Dinge im hinteren Teil der Schublade, deren Verwirklichung Jahrzehnte dauern kann«, erzählt der Filmemacher. »Für mich war es eine Kombination aus dem Wunsch, nach Dunkirk zu einem weiteren Sinn des Filmemachens zurückzukehren, und das Publikum auf der ganzen Welt an mehr Orte zu bringen als jemals zuvor.
Ich fühlte mich auch bereit, mich dem Agentnfilmgenre zuzuwenden, was ich immer beabsichtigt hatte. Ich bin mit Agentenfilmen aufgewachsen. Es ist ein wirklich lustiger und aufregender Zweig der Fiktion. Aber ich wollte diese Art von Film nur machen, wenn ich das Gefühl hätte, etwas Frisches hinzu bringen zu können. Der einfachste Weg, unsere Herangehensweise zu erklären, besteht darin, zu sagen: Was wir mit Inception für das Gauner-Genre gemacht haben, versucht TeneT, ins Agentenfilm-Genre zu bringen.«
TeneT ist der vermutlich die Hirnwindungen der Zuschauenden bis aufs Äußerste strapazierendste Film des 50-jährigen Briten, der schon mit Memento, Inception und Interstellar mit Zeit und Raum spielte. Wahlweise in IMAX®, 70mm-Film oder ganz schnöde digital kann man den Film im Corona-Kino genießen, sofern man sich den Hygienerestriktionen und der Aufgabe der Anonymität beugt. Wer den Aufwand nicht auf sich nehmen will, muss warten, bis der Film irgendwann ins Heimkino kommt.
Heimkino-Nachtrag: Wer den Film im IMAX®-Kino gesehen hat, hat sicher die volle Ladung Action und die Dröhnung von Ludwig Göransson mitbekommen, hat jedoch nicht alles verstanden – akustisch wie auch inhaltlich. Wer sich gedacht hat, den Film ein paar Male mehr zu sehen, um ihn zu verstehen, wird sicher auch dann enttäuscht sein, sich nicht intelligent genug zu fühlen.
Es hat jedoch nichts mit dem Intellekt zu tun, vielmehr mit der Umsetzung der Theorie. Christopher Nolan vermag zwar, die Action wortwörtlich vor und zurück detailgetreu zu inszenieren, doch weder wird das Prinzip der Maschine erklärt, die die Materie invertiert, die zudem lächerlich daher kommt (einfach nur eine Art Drehtür-Dunkelzimmer, das einen rot beleuchteten mit einem blau beleuchteten Raum verbindet), noch wird die namenlose Hauptfigur näher beleuchtet, die zudem alles sofort kapiert hat und ohne Probleme durch das Inversum streift. Da sind die Nebenfiguren weitaus plausibler und nachvollziehbarer und nicht ganz so eindimensional wie der Protagonist und dessen Gegenstück. Im Endeffekt ist man von all der großartigen Action und der geheimnisvollen Physik der Welt geflasht, doch sofern man über den Film nachdenkt, fällt man in eine Art Endlosschleife der Gedanken und kommt zu dem Schluss: Was für ein grandioser Quatsch!

07.12.2022 | mz | Quelle: Warner Brothers
Kategorien: Feature | Filme