Donnerstag, 28. März 2024
Cherry
Das Ende aller Unschuld
Cherry und Emily chillen.
© Apple, Inc.
Cherry folgt der wilden Reise eines entrechteten jungen Mannes aus Ohio, der die Liebe seines Lebens trifft, nur um sie durch eine Reihe von schlechten Entscheidungen und herausfordernden Lebensumständen zu verlieren. Inspiriert von dem gleichnamigen Bestseller-Roman, spielt Tom Holland die titelgebende, verstörte Figur, die vom Abbruch des Colleges bis zum Einsatz im Irak als Sanitäter in der Armee abdriftet und nur durch seine einzig wahre Liebe Emily Halt findet.
Nachdem Cherry als Kriegsheld nach Hause zurückkehrt, kämpft er mit den Dämonen einer nicht diagnostizierten PTBS und stürzt in die Drogensucht, wobei er sich mit einer Schar von verkommenen Außenseitern umgibt. Um seine Sucht zu finanzieren, begeht er einen Banküberfall, an dem auch seine Beziehung zu Emily zerbricht.
  • Cherry 02
    »Do you have the balls to put a gun to a guy's head an pull the trigger?«
    Cherry
Die visionären Regisseure Anthony und Joe Russo zeigen uns mit Cherry eine düster-humorvolle, schonungslose Erwachsen-werd-Geschichte über einen Mann auf der universellen Suche nach Sinn und menschlicher Verbundenheit – obwohl… Humorvoll ist schon recht positiv gedacht. Es ist definitiv ein Drama, wenn auch mit etwas freizügigen Mitteln aufbereitet. So spricht die Hauptfigur immer wieder mit ihrem Publikum, was nicht immer so eindeutig funktioniert.
Die Russo-Brüder, die zuletzt für das zweiteilige Avengers-Finale verantwortlich zeichneten, teilen den Film in sechs Teile inklusive Epilog und diese in einen Rahmen, spielen zudem mit Farbe und Schwarzweiß, Breitbild- und Vollbildvormat. Auch werden allgemeine Figuren und Institutionen verallgemeinert. So heißen z.B. Ärzte und Vorgesetzte „Whomever“ und Banken, die er überfällt, ShittyBank, CapitalistOne oder Bank fucks America.
Ebenso hat auch unsere Hauptfigur lediglich den Titelnamen, den er in der Armee bekommt. Einmal wird jedoch sein Vorname genannt – oder hatte sich da jemand versprochen und den Namen des Schauspielers gesagt und es ist niemandem aufgefallen? Wie bei Tenet passiert hier dadurch genau dasselbe: Man kann nicht wirklich eine Verbindung zur Hauptfigur aufbauen.
Marvel-Fans wissen vermutlich, dass Tom Holland Spider-Man spielt, aber auch, dass sich die Filmemacher viel Zeit nehmen. So werden die Drogenexzesse ein wenig zu umschweifig gezeigt, besonders was die Wiederholung angeht. Zudem ist der Film genrell recht explizit, was auch die Freigabe ab 18 Jahren rechtfertigt. Zwar gelingt es Tom Holland, rein äußerlich die kindliche Optik seines Peter Parker abzulegen, doch bleibt seine Leistung eher blass. Trotz der bissigen Gesellschaftskritik hinterlässt der Film einen schalen Nachgeschmack, weshalb er auch wieder in Vergessenheit geraten wird.

05.12.2022 | mz | Quelle: Apple TV
Kategorien: Feature | Filme