Freitag, 26. April 2024
Heute bin ich Samba
Samba
Samba Cissé und sein Freund Wilson suchen das Glück in Frankreich.
📷 David Koskas | © Senator Film
Zehn Jahre ist es her, dass Samba (nicht ganz legal) aus Senegal nach Frankreich eingereist ist. Seitdem hält er sich in Paris mit Aushilfsjobs über Wasser und versucht dabei nicht aufzufallen. Zusammen mit seinem heißblütigen „brasilianischen“ Freund Wilson, der aber eigentlich aus Algerien stammt, schlüpft er in die unterschiedlichsten Verkleidungen und wechselt häufig den Job, wenn wieder mal was schief geht. Dennoch hält Samba an seinem großen Traum, eines Tages als Restaurantkoch zu arbeiten, optimistisch fest.
Endlich winkt ihm eine unbefristete Stelle und er wird leichtsinnig, weil er glaubt, dass eine Aufenthaltserlaubnis jetzt nur noch reine Formsache ist. Doch dann verweigern ihm die Behörden die ersehnten Papiere und er landet postwendend in Abschiebehaft. Jetzt steckt Samba richtig in der Klemme und braucht dringend Hilfe. Die erhofft er sich von der dünnhäutigen Karrierefrau Alice, die sich nach einem Burn-Out nun ehrenamtlich im Sozialdienst engagiert. Samba ist ihr erster „Fall“ und sie macht gleich alles falsch: Obwohl ihr die Kolleginnen eingeschärft haben, immer die Distanz zu wahren, gibt sie Samba schon am ersten Tag ihre Telefonnummer.
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Drei Jahre nach ihrem Welterfolg Ziemlich beste Freunde präsentieren Éric Tolédano und Olivier Nakache mit ihrer fünften gemeinsamen Regiearbeit den ebenso ernsthaften wie überraschend humorvollen Film Heute bin ich Samba. Auch diesmal packt das Regie-Duo bedeutende Themen an und zeichnet mit unverkrampfter Leichtigkeit ein vielschichtiges Porträt des modernen Frankreichs. Doch Heute bin ich Samba ist mehr als eine witzige, warmherzige Gesellschaftskomödie über Freundschaft in Zeiten sozialer Missstände, über Identitätskrisen und den Mut, die Dinge zu verändern. Sie erzählt auch eine hinreißende Liebesgeschichte von zwei Menschen, die sich oft selbst im Weg stehen.
Der Film zeigt eine weitere Momentaufnahme von Einzelschicksalen von Immigranten in Frankreich, wie sie sich unter dem Radar der Einwanderungsbehörde im Alltag durchschlagen müssen. Man bekommt da natürlich Mitleid mit Samba und seinen Leidensgenossen. Was jedoch nicht so richtig nachzuvollziehen ist, warum eine Frau, die ausgepowert ist, sich einen solch stressigen Job im Sozialdienst aufhalsen lässt. Doch das Regieduo macht daraus eine oft durchaus amüsante, wenn auch ambivalente Geschichte, bei der man ständig zwischen Drama und Komödie hin- und hergerissen wird.
Als Hauptdarsteller engagierten die beiden Regisseure erneut den brillanten Omar Sy, aber auch Charlotte Gainsbourg, die im Prinzip genauso wie immer souverän spielt, man ihr aber doch einige Sympathie abgewinnen kann. Heute bin ich Samba ist jedenfalls ein würdiger Nachfolger von Ziemlich beste Freunde, auch wenn das Kultpotenzial des Vorgängers hier nicht so ganz erreicht werden kann.

01.11.2023 | mz
Kategorien: Feature | Filme