Samstag, 27. April 2024
Indiana Jones and the Dial of Destiny
Helena (Phoebe Waller-Bridge)
Doktor Jürgen Voller (Mads Mikkelsen)
Agent Mason (Shaunette Renée Wilson)
Klaber (Boyd Holbrook)
Indiana Jones (Harrison Ford)
Indiana Jones (Harrison Ford)
Doktor Jürgen Voller (Mads Mikkelsen) und Helena (Phoebe Waller-Bridge)
Indiana Jones (Harrison Ford) und Helena (Phoebe Waller-Bridge)
Indiana Jones (Harrison Ford) und Teddy (Ethann Isidore)
Indiana Jones (Harrison Ford)
Helena (Phoebe Waller-Bridge) und Indiana Jones (Harrison Ford)
Indiana Jones (Harrison Ford)
Indiana Jones (Harrison Ford)
Mads Mikkelsen und James Mangold am Set
Phoebe Waller-Bridge am Set
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Wir schreiben das Jahr 1969, und Indiana Jones ist bereit, seine Karriere zu beenden. Nach mehr als einem Jahrzehnt als Dozent am New Yorker Hunter College bereitet sich der geschätzte Archäologieprofessor darauf vor, sich in seine bescheidene Wohnung zurückzuziehen, in der er inzwischen allein lebt.
Das ändert sich mit dem überraschenden Besuch seiner entfremdeten Patentochter Helena Shaw, die auf der Suche nach einem seltenen Artefakt ist, das ihr Vater Indy vor Jahren anvertraut hat – die berüchtigte Archimedes-Wählscheibe, ein Gerät, mit dem sich angeblich Risse in der Zeit aufspüren lassen.

»Yesterday belongs to us, Doctor Jones.«

Dr. Jürgen Voller

Als geschickte Betrügerin stiehlt Helena das Artefakt, um es an den Höchstbietenden zu verkaufen. Indy hat keine andere Wahl, als sie zu verfolgen, und packt seinen Filzhut und seine Lederjacke für einen letzten Ritt aus.
Währenddessen hat ein alter Feind Indys, der (ehemalige) Nazi Jürgen Voller, der jetzt als Physiker im US-Raumfahrtprogramm unter dem Namen Dr. Schmidt arbeitet, seine eigenen Pläne für die Wählscheibe – ein grausamer Plan, der den Lauf der Weltgeschichte verändern könnte…
🤠
Als Indy 1981 in Steven Spielbergs Meilenstein Jäger des verlorenen Schatzes zum ersten Mal auf der Leinwand erschien, war dies offensichtlich die perfekte Verbindung von Figur und Star. Mit seiner rauen, ungeschliffenen Männlichkeit war Harrison Ford unbestreitbar charismatisch, aber auch zutiefst liebenswert und charmant. In den richtigen Momenten setzte er ein wissendes Grinsen auf und entkam scheinbar unmöglichen Situationen durch eine Kombination aus Scharfsinn, Findigkeit und einfach nur Glück.
15 Jahre nach dem letzten Indiana-Jones-Film, der die Fans nicht so recht überzeugen konnte, inhaltlich wie auch konzeptionell, haben sich die Produzierenden Kathleen Kennedy und Frank Marshall dazu durchgerungen, der Leinwandlegende einen würdigen Abschluss zu geben – natürlich mit Harrison Ford samt Fedora und Peitsche, Ruinen, Viechern, alten Bekannten und Nazis.
»Harrison liebt diese Figur genauso sehr wie das Publikum, und er wollte nicht, dass sie endet«, sagt Kathleen Kennedy. »Er fragte immer wieder: „Gibt es eine weitere Geschichte?“« Für Indys letzten Einsatz holten sie James Mangold an Bord, der den Regiestuhl von Steven Spielberg übernahm, der hier nur noch neben George Lucas als ausführender Produzent agierte.
Mit seinen Filmen und Serien hat James Mangold bewiesen, dass er eine große Bandbreite bedienen kann. Zudem hatte er als Produzent der Neuverfilmung von Ruf der Wildnis bereits mit Harrison Ford zusammengearbeitet. Seine Filme, in deren Mittelpunkt oft fesselnde, zwiespältige Protagonisten stehen, waren stets fachmännisch ausgearbeitet, regten auf einzigartige Weise zum Nachdenken an und waren äußerst unterhaltsam.
»Es gibt eine Menge Aspekte von Jim Mangolds Fähigkeiten als Filmemacher, die ich bewundere«, sagt Harrison Ford. »Aber als Geschichtenerzähler hat er eine besondere Sichtweise, die aus seiner eigenen Erfahrung und seinem Verständnis geboren ist, und sein Ehrgeiz stimmt mit dem Ehrgeiz überein, den wir während dieser ganzen Filmreihe hatten, nämlich groß angelegte Unterhaltung mit einer Art von ironischem Humor und einer emotionalen Realität zu schaffen, die das Publikum anspricht.«
»Indiana Jones ist eine Figur, die uns immer wieder überrascht«, sagt James Mangold. »Er kann egoistisch sein, er kann empathisch sein, er kann mutig sein, er kann ein Feigling sein. Und Harrison hält all diese widersprüchlichen Elemente zusammen. Indiana Jones ist kein griechischer Held auf dem Olymp, er ist eine sehr menschliche Figur. Ich denke, all seine Exzentrizitäten, Ängste, Neurosen und Marotten machen einen Teil seines Reizes aus. Aber er hat eine Superkraft, und die ist, dass er unglaubliches Glück hat.«
Sie wollten die Figur ehren, hielten es aber auch für wichtig, den Zuschauern etwas Aufregendes und Neues zu bieten. Außerdem wollten sie dem Alter der Figur Rechnung tragen, da Harrison Ford bei den Dreharbeiten (zugegebenermaßen rüstige) 79 Jahre alt sein würde. Sie siedelten den Film also Ende der 1960er Jahre an, einer Zeit, in der sich ein abenteuerlustiger Held der „Greatest Generation“, der von den klassischen Filmserien der 1930er und 40er Jahre inspiriert war, selbst wie ein Relikt fühlen würde.
Und so entdecken wir im fünften Abenteuer des Archäologen nun, dass auch Indy alt wird. Er wohnt in einer kleinen Wohnung irgendwo mitten in New York City. Marion hat ihn verlassen, weil sie nicht mit dem Tod ihres Sohnes klarkommen konnte, der in Vietnam gefallen war. Die Scheidungspapiere liegen zum Unterzeichnen auf dem Tisch und offenbaren den Fans Indys wahren Namen.
Indy ist selbst zum Relikt geworden, macht sich auf zu seinem letzten Arbeitstag, der zudem auch noch als „Moon Day“ gefeiert wird. Menschen haben den Mond betreten! Die Zeit läuft weiter, ebenso dreht sich die Erde unentwegt. Er bekommt zum Abschied eine goldfarbene Standuhr im Glaskasten – ein Schlag ins Gesicht desjenigen, der sein Leben für seine gesammelten Artefakte auf Spiel gesetzt hatte! Natürlich verschenkt er diese sogleich an einen Obdachlosen.
Als ihm jedoch die mittlerweile erwachsene Patentochter Helena Shaw in einer Bar auflauert, wird Indy unfreiwillig in ein Abenteuer hineingezogen, was ihn zur Weißglut bringt – nicht nur, dass er in Ruhe in seinem Bett dahinsiechen will, auch die Tatsache, dass Helena Artefakte an Meistbietende verscherbelt, was entgegen seiner Philosophie spricht.

Das vermeintlich letzte Abenteuer von Indiana Jones ist mehr als nur ein Abenteuerfilm und braucht demzufolge auch etwas länger. Mit zweieinhalb Stunden ist er somit der längste Film der Reihe. Im Prolog erleben wir einen digital verjüngten Harrison Ford. Gesichtsausdrücke aus den alten Filmen wurden digital Bild für Bild nachempfunden, weshalb Indy auch in der Rückblende jung aussieht. Allerdings hört man in den ruhigen Tönen den in die Jahre gekommenen Harrison Ford, was die Illusion ein wenig zunichte macht.
Bis aber die bekannten, auf dem Atlas animierten Reiserouten auftauchen und der Held zu Hut und Peitsche greift, braucht der Film dann schon eine gute Stunde, denn neben der Vorgeschichte muss natürlich auch die aktuelle Geschichte ins Rollen kommen. Aber dann ist man voll drin im Wettlauf mit den Alt-Nazis, Verfolgungsjagden mit Frau und cleverem Lokalkind.
Was die Nazis angeht, hat man sich nur teilweise Mühe gegeben, deutschsprachige Akteure zu besetzen. Zwar ist Thomas Kretschmann als Oberst zu sehen, auch hört man hier und dort gutes Deutsch, doch bei Mads Mikkelsen hört man den dänischen Akzent so stark, dass man schon fast Probleme bekommt, ihn akustisch zu verstehen. Auch hat ein englischsprachiger Schauspieler im Prolog im Zug sich zwar Mühe gegeben, alles richtig auszusprechen, doch man hört auch diesen Akzent deutlich, ganz zu schweigen von Toby Jones‚ Deutsch, das aber verständlich schlecht ist, weil die Figur auch kein Deutscher ist. Allerdings war demzufolge auch sein Versuch, als nichtsahnender Deutscher durchzugehen, für die Katz.
Alles in allem ist der Film jedoch als gelungen zu betrachten. Er ist zwar lang (und manchmal auch -wierig), und Phoebe Waller-Bridge, dessen Marokko-Kostüm übrigens von Stella McCartney kreiert wurde, wirkt nicht schelmisch genug, um ihre Rolle voll auszufüllen, doch die Auflösung und das Ende entschädigen für etwaige Ungereimtheiten. Auch die Musik von John Williams, der hier von William Ross unterstützt wurde, verursacht wieder Gänsehaut, wenn die altbekannten Themen zu hören sind.
Fans werden eventuell auch das Paramount-Logo vermissen, das direkt in die erste Szene führt. Dafür hat man sich bei Lucasfilm Gedanken gemacht und das Logo in eine Tür überblendet. Zudem gibt es, wie bei heutigen Straßenfegern üblich, auch keinen Vorspann zum Filmbeginn. Grund hierfür ist wahrscheinlich der Wechsel von Lucasfilm zu Disney, weshalb der Film auch von Disney vertrieben wird.
Indiana Jones und das Rad des Schicksals, das eigentlich eine Wählscheibe ist, aber Rad des Schicksals epischer klingt als Wählscheibe des Schicksals, ist definitiv der letzte Film mit Harrison Ford als Indiana Jones, wie er selbst passend beschreibt: »Wenn ich weg bin, ist er auch weg. So einfach ist das.«
Harrison Ford ist einfach Indy und sollte auch nicht von jemand anderem verkörpert werden. Aber wer weiß, wie das in 20 Jahren aussieht. Immerhin wird James Bond auch immer wieder neu erfunden…

01.07.2023 | mz
Kategorien: Feature | Filme