Donnerstag, 28. März 2024
Ultron
© Marvel Studios
Es ist einige Zeit vergangen, seitdem die Avengers New York gegen den Angriff einer außerirdischen Armee verteidigt haben. Jeder ist seitdem seinen eigenen Weg gegangen und manch einer hatte sein ganz persönliches Abenteuer zu bestehen. Als Milliardär Tony Stark ein stillgelegtes Friedensprogramm reaktiviert, gerät die Situation plötzlich außer Kontrolle und das Schicksal der Erde steht auf dem Spiel. Gemeinsam müssen sich die Avengers Iron Man, Thor, Hulk, Captain America, Black Widow und Hawkeye gegen den scheinbar übermächtigen Ultron stellen, der wild entschlossen ist, die gesamte Menschheit auszulöschen. Um seine Pläne zu vereiteln, müssen die Avengers unberechenbare Allianzen eingehen und in eine Schlacht von globalen Ausmaßen ziehen.
»He is fast and she is weird.«
Maria Hill
Die Vorfeude der Fans auf den zweiten Avengers-Film hielt sich in Grenzen, da die Gemeinde nichts vermissen musste, denn zur Überbrückung gab es neben der Serie Agents of SHIELD, dessen zweite Staffel mittlerweile dem Ende entgegen läuft, auch noch den Captain-America-Film Return of the First Avenger, sowie in der SHIELD-Pause Anfang des Jahres die kleine Spin-off-Serie um Agent Carter, die hier lediglich, wie auch Heimdall, nur in Visionen auftauchen.
Nicht dabei sind diesmal die Nebenfiguren der anderen Filme, also Thors Jane wie auch Pepper Potts, die jedoch namentlich erwähnt werden. Sie mussten Platz schaffen für neue Figuren, wie Wanda Maximoff/Scarlet Witch, Pietro Maximoff/Quicksilver wie auch Jarvis, gesprochen von Paul Bettany, der am Ende dann auch als „Vision“ zu sehen ist, auch wenn der Name meines Erachtens im Film nicht erwähnt wird. Zum Erstaunen aller Fans, die in der Szene nach dem Abspann des ersten Avengers-Films den Gott Thanos erkannt haben, taucht jener in diesem Film noch nicht auf, wie Joss Whedon erklärt:
»Ich sah Thanos immer im dritten Avengers-Film, denn er ist ja tatsächlich ein Gott. Er ist im Reich des Bösen so eine Art höchstes Wesen. Als die Zuschauer ihn in The Avengers sahen, dachten alle, dass er der nächste Bösewicht wäre und wir das damit andeuten würden. Aber das war ganz und gar nicht meine Absicht. Ich wollte damit nur vermitteln, dass es ein großes, düsteres Universum gibt und er dort die Fäden zieht. Für diesen Film wollte ich aber immer nur Ultron als Gegenspieler und niemanden sonst.«
Der Name Ultron sagt eigentlich schon viel über den Film: Der selbstgebaute Roboter mit der künstlichen Intelligenz, die aus einer experimentellen Verbindung aus Jarvis und einem Friedensprogramm entstanden ist, sieht logischerweise die einzige Lösung für Frieden, die Menschheit zu vernichten. Und so müssen unsere Helden ins fiktive Sokovia, um Ultron zu besiegen und dessen Pläne zu durchkreuzen. Das Gigantischste in diesem Film ist nicht der Bändigungskampf zwischen Iron Man und Hulk, nein, es ist etwas, das man so noch nicht gesehen hat – eine gen Himmel empor steigende Stadt!
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Hier begegnen die Avengers zwei neuen wichtigen Figuren – Pietro und Wanda Maximoff, alias Quicksilver und Scarlet Witch. »Wie die Avengers diesen Figuren erstmals begegnen, ist sehr interessant, und genau deshalb wollten wir sie in diesem Film auch zum Einsatz bringen«, erläutert Produzent Kevin Feige»Die beiden sind alles andere als Fans der Avengers. Ihre Heimat ist dieses osteuropäische Land namens Sokovia. Hier befand sich einmal ein Außenposten von SHIELD, von dem aus aber tatsächlich Hydra operierte – nicht gerade eine der nettesten Organisationen.«
Für Aaron Taylor-Johnson, den Darsteller von Pietro Maximoff alias Quicksilver, war es für den seit Langem in solchen Rollen vor der Kamera stehenden Darsteller beruhigend, dass Elizabeth Olsen als seine Zwillingsschwester Wanda alias Scarlet Witch besetzt wurde. »Man ist immer etwas eingeschüchtert, wenn man zu einer so großen und eindrucksvollen Besetzung stößt«, gibt er zu. »Deshalb war es wirklich toll, wieder mit Elizabeth Olsen zusammenarbeiten zu können, mit der ich kurz zuvor Godzilla gedreht hatte. Es war großartig, wenigstens einen Freund bei diesem Projekt dabei zu haben, denn so hatte man das Gefühl, dass man im selben Boot saß.
Es hat Spaß gemacht, Quicksilver als Superhelden darzustellen. Er ist schnell wie der Schall, das ist seine Superkraft, aber grundsätzlich hat alles bei ihm mit Geschwindigkeit zu tun. Er hat ein hitziges Temperament und ist von allem frustriert, weil er längst da gewesen ist, alles schon kennt. Alles geht ihm viel zu langsam. Es hat Spaß gemacht, diese Figur zu spielen und, was noch wichtiger ist, zu entdecken, wer sich dahinter verbirgt.«
»Ich finde es interessant, wie verbunden und verwurzelt Wanda mit dem Universum ist«, beschreibt Elizabeth Olsen ihre Figur. »Sie empfängt Botschaften aus Paralleluniversen – ob aus der Vergangenheit oder aus der Zukunft. Und sie kann sich die größten Ängste der Menschen zunutze machen und deren Gedanken manipulieren. Dieser Aspekt begeisterte mich besonders, denn daraus entwickelt sich eine Situation, die für den Verlauf der Geschichte von großer Bedeutung ist.
Sie dringt in die Gedanken der Avengers ein und manipuliert diese so stark, dass die Avengers zunächst fortgehen müssen, um dann als Gruppe, als Einheit wieder zurückzukommen. Mir gefiel auch, dass Joss nicht beliebig neue Figuren einführte, nur um neue Charaktere im Film haben zu können. Wir sind direkt mit dem Plot des Films verbunden und die Beziehung zwischen Quicksilver und Scarlet Witch, die nur sich selbst haben, vermittelt so eine schöne Familiengeschichte.«
Eine weitere neue Figur im Film gehört dem Avengers-Team an. Gespielt wird Vision von Paul Bettany, der Tony Starks Supercomputer Jarvis seine Stimme geliehen hat. »Vision ist in den Comics ein zentrales Mitglied der Avengers und eine außergewöhnliche Figur«, erläutert Kevin Feige.
»Er ist eine künstliche Lebensform, aber genauso rein und unschuldig wie die anderen Helden. Er hat einen einzigartigen Look und Paul Bettany, der Jarvis so viele Jahre lang seine Stimme geliehen hat, kann jetzt endlich aus der Sprecherkabine treten, ein Kostüm anziehen und in der Gestalt von Vision ein echter Avenger werden. Sein Look und seine Kräfte sind spektakulär, er ist wirklich ein neues Zentrum der Stärke im Team der Avengers.«
Da staunt Thor schließlich ganz schön, als Vision plötzlich im Gefecht Mjölnje fängt und hält! Zuvor wurde auf einer Siegesfeier der Avengers der Hammer als Partygag benutzt, wo jeder mal versuchen konnte, ihn hochzuheben, ganz so, wie es bei dessen Einführung in dem Film Thor schon einmal gezeigt wurde. Das war sozusagen eine geschickt eingefädelte Erinnerung an den Zuschauer.
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Neben Elizabeth Olsen bot natürlich auch wieder Scarlett Johansson dem Testosteronüberschuss Paroli. Für die Schauspielerin war es besonders aufregend, dass sich mit diesem neuen Film viele Gelegenheiten boten, noch tiefer in den biografischen Hintergrund jeder einzelnen Figur vorzudringen. »Jedes Mitglied der Avengers bringt in die Gruppe seine persönlichen Probleme mit«, erläutert sie.
»Keiner von uns hat diesen Job selbst gewählt, es war genau umgekehrt. Und diese Zurückhaltung, den Superhelden spielen zu wollen, bringt sehr interessante Vorgeschichten für diese Figuren mit sich. Jeder von uns hat eine solche Vorgeschichte und in diesem Film können wir diese bis zu einem gewissen Grad erforschen, was die Zuschauer meiner Ansicht nach absolut lieben werden. Dadurch involvieren wir den Zuschauer jetzt noch stärker in die Beziehungen der Figuren untereinander und in ihre Zukunft. Und das ist schon ziemlich cool.«
Ein Mitglied der Avengers, zu dem Natasha in diesem Film eine engere Beziehung aufbaut, nachdem sie Gemeinsamkeiten entdeckt, ist Bruce Banner. Produzent Kevin Feige erklärt diese Dynamik näher: »Ein süßes, sanftes Herz schlägt in diesem Film. Und mitverantwortlich dafür ist die Beziehung zwischen Bruce Banner und Natasha, die meines Erachtens sehr überraschend, herzerwärmend und auch etwas tragisch ist. Beide Figuren haben eine Vergangenheit, in der es Stabilität nicht wirklich gab, doch Joss ist es gelungen, zwischen den beiden eine Dynamik zu entwickeln, die wunderbar strukturiert und dramaturgisch eine der tragenden Säulen des Films ist.«
Aber auch sonst erfährt man ein wenig mehr über unsere Rächer, wenn sie sich nämlich unter dem Einfluss von Scarlet Witch ihren Ängsten stellen müssen – nicht gerade neu, da wir ein ähnliches Szenario bei Die Bestimmung – Insurgent hatten, aber dennoch spannend und unterhaltsam. Diese Sequenzen bieten auch anderen Figuren, wie Peggy Carter oder Heimdall eine Plattform, in diesem Film wieder aufzutauchen.
Dafür wurde Sam Wilson/The Falcon irgendwie dezimiert, der nur in wenigen Szenen zu sehen ist und beim großen Kampf gegen Ultron auch nicht dabei ist. Dafür gibt es jedoch ein Wiedersehen mit James Rhodes/War Machine, der zuletzt in Iron Man 3 zu sehen war. Ebenfalls in kurzen Szenen mit dabei sind Ex-SHIELDer Nick Fury, mittlerweile Avengers-Mittelsmann, und Martina Hill, die nun für Tony Stark arbeitet.
Was die Zukunft bringt, wird sich zeigen. Joss Whedon jedenfalls verspricht für den 3. Avengers-Film (Avengers | Infinity War) noch mehr Bösewichte! Man wird sehen, wie sich Tony Starks Rückzug auswirken wird, ebenso, inwieweit die restlichen Unendlichkeitssteine gefunden werden. Wir kennen das Tesseract, den Stein aus Lokis Zepter, den Äther aus Thor | The dark World und die Kugel, die Peter Quill in Guardians of the Galaxy zu Beginn stahl. Dann kommt demnächst noch mit Ant-Man eine neue Figur auf die Leinwand, und seit einer Woche ist auch via Netflix die erste Staffel von Daredevil zu sehen, in der der blinde Anwalt Matt Murdock im Nach-Avengers-New-York für Recht (und Ordnung) sorgt.
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Avengers | Age of Ultron ist alles in allem bombastisch und unterhaltsam, manchmal ein wenig unübersichtlich, weshalb eine zweite Sichtung prinzipiell erforderlich ist. An manchen Stellen fehlen für den Nicht-Comic-Kenner ein paar Erläuterungen, Warums bzw. Weshalbs. Der Film bietet zwar jede Menge überbordender Action, man kann jedoch nicht so recht mitfiebern. Alles ist laut und wild, Spezialeffekte noch und nöcher…
Es gibt zwar ein paar emotionale Szenen, die zwar in die Geschichte verwoben sind, sich jedoch in Grenzen halten. Es sind einfach zu viele Personen, die ihre Aufmerksamkeit brauchen und diese sich untereinander aufteilen müssen. Joss Whedon hat sie zwar gerecht ausbalanciert, doch so richtig ins Schwärmen kommt man bei diesem Film nicht. Und dies ist auch der erste Marvel-Film, der auf eine Vorschauszene nach dem Abspann verzichtet! Man brauch also nicht bis zum letzten Namen sitzen bleiben, um auf dieses Gimmick zu warten.

21.11.2023 | mz
Kategorien: Feature | Filme