Donnerstag, 25. April 2024
Neues aus der Welt

News of the World

Johanna und Captain Kidd
📷 Bruce W. Talamon - © Netflix | Universal Pictures
Fünf Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs tingelt der Veteran aus drei Kriegen, Captain Jefferson Kyle Kidd, als Nachrichtenerzähler durch die Städte und berichtet von Präsidenten und Königinnen, von ruhmreichen Fehden, furchtbaren Katastrophen und spannenden Abenteuern aus den entferntesten Winkeln der Erde.
In den texanischen Ebenen trifft er auf die zehnjährige Johanna, die vor sechs Jahren von den Kiowas entführt und als eine der ihren aufgezogen wurde. Johanna, die einer Welt feindlich gesinnt ist, die sie nie kennengelernt hat, wird gegen ihren Willen zu ihrer leiblichen Tante und Onkel gebracht.
Kidd sagt zu, das Kind an dem Ort abzuliefern, den das Gesetz vorschreibt. Auf ihrer Reise von Hunderten Kilometern durch die gnadenlose Wildnis müssen die beiden zahlreiche Herausforderungen durch andere Menschen und die Natur meistern, während beide auf der Suche nach einem Ort sind, den sie Heimat nennen können.
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    »It's a pleasure to make your acquaintance, make no mistake.«
    Captain Jefferson Kyle Kidd
Paul Greengrass inszenierte die bewegende Geschichte nach seinem gemeinsamen Drehbuch mit Luke Davies, das auf dem Bestseller und Finalisten des Nationalen Buchpreises von Paulette Jiles basiert. Damit arbeitete der Filmemacher erstmals wieder mit seinem Star aus Captain Phillips zusammen, der 2014 für einen Oscar® als Bester Film nominiert wurde.
Der Westen war schon immer wild. Ging es während den Anfängen lediglich um Cowboys gegen Indianer, kamen schon bald tiefergehendere Handlungen um Goldschürfer, Siedler und Eisenbahnbau mit stereotypen Figuren. Dann kam mit Clint Eastwoods Erbarmungslos die Wende im Western. Es wurde monumentaler und düsterer. Die Figuren waren nicht mehr nur Helden und Bösewichte – man sprach seitdem von Antihelden. Sogar Westernserien wie Die Abenteuer des Brisco County jr. oder Paradise kamen plötzlich zum Vorschein.
Doch irgendwie waren diese Antihelden-Western zu anspruchsvoll oder zu düster. In der letzten Dekade gab es wieder einigen Aufschwung – z.B. Neuverfilmungen wie True Grit, Die glorreichen Sieben oder die fehlgeschlagene Kassenbombe Lone Ranger oder düstere Exemplare wie The Homesman, Brimstone oder der blutige The Salvation. Aber auch großes Oscar®-Kino wie 12 Years a Slave, Django unchained, The Hateful 8 oder The Revenant flimmerten über die Leinwände der letzten zehn Jahre.
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Neues aus der Welt kommt nun pandemiebedingt nur regional kurzzeitig ins Kino und ist nun auf Netflix anzusehen. Die nette Mischung aus True Grit und Feinde – Hostiles bietet Hollywood-Star Tom Hanks, diesmal zwar nicht als Spielzeug-Cowboy, dafür aber in Person als das Land bereisender Nachrichtensprecher, und die 12-jährige „Systemsprengerin“ Helena Zengel, die zwar als Johanna traumabedingt kaum spricht, dies jedoch mit Mimik und Körpersprache ausgleicht, was ihr auch eine Golden-Globe®-Nominierung eingebracht hat!
Durch die großartigen Landschaftsaufnahmen (und zurückhaltender Wackelkamera) von Dariusz Wolski und die episch-unterschwellige Musik von James Newton Howard sowie die trotz Vorhersehbarkeit unerwartet spannende Dramaturgie, was nicht zuletzt an den Hauptdarstellern liegt, ist Paul Greengrass ein zugleich unterhaltsamer wie rauer Western gelungen, der, wenn schon nicht auf der Leinwand, zumindest mit so großem Bild wie möglich gesehen werden sollte. 

05.12.2022 | mz
Kategorien: Feature | Filme