Freitag, 29. März 2024
Songbird
© amazon prime video
2024. Das Coronavirus ist mutiert und Los Angeles ist nach 213 Wochen im Lockdown eine geteilte Stadt. Eine Mauer trennt die Infizierten von den Nicht-Infizierten, nur die Immunen können sich frei bewegen. Innerhalb weniger Tage verquicken sich so die Lebensläufe verschiedener Figuren. Und sie alle realisieren, dass menschliche Nähe nicht zu ersetzen ist und man dafür kämpfen muss.
  • Songbird 01
    »You know what the Q stands for... Quick death!«
     
Der relativ erfolglose Filmemacher Adam Mason präsentiert als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent in seinem Dystopie-Schnellschuss eine spannende Liebesgeschichte um einen immunen Radkurier, der in der Coronavirus-Pandemie auf Hochtouren durch die leergefegten Straßen hetzt. Irgendwann will er schließlich mit seiner Freundin Sara, die mit ihrer Oma in einer Wohnung lebt, irgendwo ins Abgeschiedene emigrieren, um in Ruhe in Zweisamkeit die Pandemie durchzustehen.
Doch es kommt, wie es kommen musste – die Oma wird krank und zeichnet auch schon kurze Zeit später das Zeitliche. Und jetzt kommt das Hanebüchene hinzu, was dem Film den Science-Fiction-Stempel aufdrückt. Mit dem Smartphone soll man täglich um 9 Uhr mit einer App das Gesicht scannen, um zu erkennen, ob man Virusanzeichen besitzt. Nicht nur, dass das vermutlich auch in 3 Jahren nicht realisierbar sein wird, wird bei einem negativen Ergebnis sogleich die Behörden informiert, die ein Team in Hazmat-Anzügen zu der physischen Adresse des Scans schicken, um die betroffene(n) Person(en) des Haushalts ins Infiziertencamp abzutransportieren.
Das mutierte Coronavirus, mittlerweile CoViD-23 genannt, scheint nun überall in der Luft herumzufliegen, auch dort, wo sich keine Menschen herumtreiben – noch ein unwahrscheinlicher Faktor, um die Spannung künstlich hochzutreiben. Post jeglicher Art wird über Dekontaminationsfächer an die Empfänger geliefert, die sich an jeder Eingangstür befinden – noch so ein völlig unrealistisches Gerät, das in 3 Jahren überall eingebaut sein soll!
Abgesehen von den völlig an den Haaren herbei gezogenen Implementierungen schafft es Adam Mason u.a. mit der Hilfe von Erfolgsproduzent Michael Bay, eine durchaus spannende Mischung aus Krimi und Ensemble-Film zu zaubern, in dem verschiedenste Menschen auf ihre ganz eigene Art mit der Pandemie umgehen.
Wir sehen Peter Stormare einmal mehr als schmierigen Bösewicht, der sich als immuner Infizierten-Einsammler in einer Machtposition befindet, in der er praktisch tun und lassen kann, was er will. Wir haben die lange nicht gesehene Demi Moore, die als Mutter einer an einer Immunschwäche leidenden Tochter zusammen mit ihrem Ehemann, fies gespielt von Bradley Whitford, abgeschieden irgendwo in einem der Vororte mit dem Buchstaben B in einer abgesicherten Villa für das richtige Geld gefälschte Immunpässe ausstellt. Doch der geile alte Sack schleicht sich abends lieber zu seiner Geliebten ins nahe gelegene Motel, um mit Sauerstoffmaske befriedigt zu werden.
Alexandra Daddario spielt dieses Ex-Starlet, das sich ihren Unterhalt mittlerweile mit erotischen Videochats verdient, wo sie den invaliden Veteranen Dozer kennenlernt, der wiederum Überwachungs-Drohnen für den Chef des Kurierdienstes „Lester’s Gets“ losschickt, um immer genau zu wissen, wo sich die Kuriere befinden, aber auch um Aufklärung zu betreiben und sie zu beschützen.
Hier kommt Nico ins Spiel, die Hauptfigur des Ganzen, der letztlich aus Verzweiflung das Fälscherpaar um Hilfe bittet, für seine Freundin einen Pass auszustellen, die nun bangen muss, in die Infiziertenzone abtransportiert zu werden. Doch der Zufall und die durchaus cleveren Figuren (mit Ausnahme von Demi Moore leider nur die männlichen), wie auch das Drehbuch führen letztlich dann doch zum erwarteten „Happy End“.
Die Geschichte ist zwar größtenteils vorhersehbar, kann aber dann doch in der durchaus spannenden Umsetzung punkten, was jedoch bei weitem nicht reicht, um das Publikum zu befriedigen. Oft nerven die doch relativ zurückhaltend eingesetzte Wackelkamera und die von den Helden gerettet werden wollenden Frauenfiguren, die so vermutlich auch in jedem beliebigen klassischen Horrorstreifen funktionieren. Und so bleibt der Songbird (vermutlich nach der physischen Form der Virusmutante benannt) ein unbefriedigender Schnellschuss aus der Testosteronhüfte eines Horrorfilmfans.

05.12.2022 | mz | Quelle: amazon prime video
Kategorien: Feature | Filme