Samstag, 27. April 2024
Rob (Tijan Njie), Fab (Elan Ben Ali)
Frank Farian (Matthias Schweighöfer), Milli (Bella Dayne)
Milli (Bella Dayne)
Fab (Elan Ben Ali) und Rob (Tijan Njie) in einem emotionellen Moment
Milli Vanilli - Rob (Tijan Njie) und Fab (Elan Ben Ali) bei einem MTV-Auftritt
Denise Milan (Darlene Tejeiro) und Tom Sacks (David Chevers) von Arista Records
Fab (Elan Ben Ali) und Rob (Tijan Njie) auf der Bühne
Rob (Tijan Njie), Fab (Elan Ben Ali)
Fab (Elan Ben Ali) und Rob (Tijan Njie) bieten die perfekte Show.
Markus Klein (Michael Maertens)
Frank Farian (Matthias Schweighöfer) und Milli (Bella Dayne) im Garten ihres Hauses
Frank Farian (Matthias Schweighöfer)
Milli (Bella Dayne) und Frank (Matthias Schweighöfer) sind ein Dream-Team.
Rob (Tijan Njie) und Fab (Elan Ben Ali) in ihrer Villa in L.A.
Elan Ben Ali als Fabrice Morvan und Tijan Njie als Robert Pilatus
Frank Farian (Matthias Schweighöfer) posiert mit einem Boney-M.-Pappaufsteller.
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Der erfolgreiche Produzent Frank Farian engagiert die unbekannten Tänzer Rob Pilatus und Fab Morvan für sein nächstes Musikprojekt. Es folgt ein kometenhafter Aufstieg, der alle Dimensionen sprengt. Unter dem Namen Milli Vanilli stürmen die beiden Freunde Rob und Fab die internationalen Charts, landen drei Nummer-1-Hits in den USA und genießen das exzessive Leben in Hollywood.
Lediglich ein kleiner Kreis Eingeweihter kennt ihr Geheimnis: Das Duo singt gar nicht selbst, sondern bewegt lediglich die Lippen zu den Stimmen der echten Sänger. Auf dem Höhepunkt ihres Ruhms, als Milli Vanilli den Grammy gewinnen und durch Amerika touren, kommt die Wahrheit schließlich ans Licht.
Während die mächtige Maschinerie, die hinter dem Duo die Fäden gezogen hat, sich rasch aus der Affäre zieht, stehen Rob und Fab mitten im größten Skandal der Musikgeschichte…

This film is based on a true story.

Actually a few stories and a truth.

Der Münchener Regisseur Simon Verhoeven hatte vermutlich die persönlichste Beziehung zu dem Stoff: »Als ich Sechzehn war, habe ich Robert Pilatus und Fabrice Morvan im P1 tanzen sehen«, berichtet er. »Meine damalige Freundin kannte Rob und Fab sogar ziemlich gut. Sie trat mit Ihnen manchmal auf Ihren Shows auf, als Tänzerin. Manchmal war ich sogar ein wenig eifersüchtig – kein Wunder: Diese Typen waren der Wahnsinn, der Traum aller Mädchen, und ich war nur ein Teenager.«
Simon Verhoeven entschied sich beim Drehbuchschreiben dafür, dass Rob und Fab ihre Geschichte erzählen sollten: »Meine Vorbilder waren Filme wie I, Tonya, The big Short oder auch der Film Das schreckliche Mädchen meines Vaters Michael Verhoeven, dessen Erzähltechnik mich schon als Jugendlicher sehr geprägt hat. Es war mir wichtig, dass Rob und Fab das Narrativ der Geschichte kontrollieren und rückblickend reflektieren können. Ich wollte Ihnen dadurch mehr Macht geben als sie früher hatten.«
Die Idee, dass die beiden ihre Geschichte in die Kamera erzählen und auch dem Publikum Fragen stellen, ist zwar ein genialer Schachzug, doch haut das Ganze nicht so recht hin, da Robert Pilatus im Jahr 1998 an den Folgen von Drogen und Herzversagen starb. Man könnte höchstens argumentieren, dass die beiden ihre Geschichte vor 1998 erzählen.

»People listen with their eyes.«

Frank Farian

Nichts ist echt und doch authentisch. Gleich zu Beginn des Films bekommen wir eine Einführung ins Thema und das Werk von Musikproduzent Frank Farian. Doch während bei Boney M wenigstens noch teilweise original gesungen wurde, konnten weder Rob noch Fab einwandfrei singen, geschweige denn ohne Akzent.
»Es war ein schöner Gedanke, Milli Vanilli von zwei großen amerikanischen Stars spielen zu lassen, aber Robert Pilatus war nun mal ein Münchner Junge und Fabrice Morvan stammt aus Frankreich«, sagt Produzent Quirin Berg. »Beide sprachen oder sprechen Englisch mit starkem Akzent und haben sich auch untereinander auf Englisch unterhalten. Deshalb haben wir uns für einen True-Language-Ansatz entschieden: Im Film sprechen alle Personen so, wie sie auch im wahren Leben gesprochen haben. Diese Authentizität tut dem Film gut.«
Allerdings hört sich Tijan Njie stellenweise wie Mathias Schweighöfer an und letzterer wirkt eher wie Mathias Schweighöfer mit Perücke, der eine Rolle spielt, als dass man ihm die Figur Frank Farian abnimmt. Vielleicht war da dann doch nicht so viel Zeit zwischen seinen US-Projekten, um sich intensiver auf seine Rolle vorzubereiten.
Doch das sind auch die einzigen Mankos an dem Film, der diejenigen, die das damals miterlebt haben, in Nostalgie versetzt, und diejenigen, die diese unglaublich wahre Geschichte gar nicht kennen, die Kinnlade nach unten gleiten lässt.
Produktionstechnisch hat man sich von den echten Personen Fabrice Morvan, Roberts Schwester Carmen Pilatus und Ingrid „Milli“ Segieth beraten lassen, die für die notwendige Detailtreue sorgten – zumal die Mitwirkung von Fab zunächst noch wackelte, da er zuvor für einen geplanten amerikanischen Kinofilm über Milli Vanilli unter Vertrag stand, der aber bisher nicht zustande kam.
Simon Verhoeven hält den Filmtitel für absolut passend: »Die Wahrheit hat viele Gesichter in dieser Geschichte. Manchmal habe ich für das Drehbuch die Version gewählt, die ich für glaubwürdiger halte, manchmal steht auch Wort gegen Wort und die Zuschauer müssen für sich die finale Interpretation finden. Gleichzeitig bin ich sicher, dass nicht alle, die damals beteiligt waren, jede Szene im Film mögen werden.
Frank Farian wird hier und da sagen, dass es anders war, weil er es anders erinnern möchte. Das gilt auch für die amerikanische Plattenfirma Arista Records, die wir im Film auch kritisch zeigen. Wir können es niemals allen recht machen, wollen wir auch nicht. Wir wollen die Geschichte erzählen, wie wir sie verstehen. Dass dabei nicht allen, die damals dabei waren, alles gefällt, ist klar.«
Und so unterhält der Film mit der schwungvollen Musik der MTV-Stars, die von Tijan Njie und Elan Ben Ali hervorragend gespielt werden, die sich hineingekniet hatten, die Tanzbewegungen des Originalduos zu erlernen, wie auch mit der unglaublichen Geschichte, die am Ende noch etwas ausgewalzt wurde.
Produzent Quirin Berg verspricht »viele Gänsehautmomente« auf der Leinwand: »Das Kino muss nicht nur große Bilder liefern, die auf höchstem filmemacherischem Niveau produziert wurden, sondern auch Geschichten erzählen, die relevant sind. Girl you know it’s true ist genau die Art von Film, für die sich der Kinobesuch lohnt.«

26.12.2023 | mz
Kategorien: Feature | Filme