Erst im Mai haben wir Matthias Schweighöfer als Tresorknacker Dieter in Zack Snyders Army of the Dead gesehen, und nun, gerade mal fünf Monate später, gibt es eine Vorgeschichte dazu (für alle Neudeutschen: ein Prequel bzw. eine Origin-Story). In Army of Thieves, der ebenfalls aus der Feder von Zack Snyder und Shay Hatten stammt, erfahren wir nicht nur, dass sein Vorname Ludwig ist, sondern dass er eigentlich einen ganz anderen Namen besitzt – Sebastian Schlencht-Wöhnert – ein Name, den man nur versteht, wenn man die Untertitel einschaltet.
Aus diesem Grund nennt er sich fortan Ludwig Dieter – ist halt einfacher zu merken. Sebastian weckt mit seinen leidenschaftlichen YouTube-Videos über die legendären, von Hans Wagner entwickelten Tresore das Interesse von Gwendoline, einer verführerischen Berufsverbrecherin. Sebastian ist zunächst schockiert, als er merkt, dass sie ihn als Mitglied ihrer bunt zusammengewürfelten Truppe rekrutieren will, zu der einige von Interpols meistgesuchten Verbrecher wie die überaus talentierte Korina, der ungehobelte Brad und der Fluchtwagenfahrer Rolph gehören.
- Army of Thieves 02»The time is set...ready...crack!«
Gemeinsam reisen die Fünf durch Europa, um drei Tresore, die als der Nibelungenring-Zyklus (Rheingold, Walküre und Siegfried) bekannt sind, zu knacken. Dabei sind ihnen die Interpol-Polizisten Delacroix und Beatrix stets auf den Fersen. Vor dem Hintergrund der sich zaghaft entwickelnden Liebesgeschichte zwischen Ludwig und Gwen erweitert Zack Snyder mit Army of Thieves sein Army of the Dead-Universum und macht auf eine Fortsetzung gespannt.
Wie wir bereits in Army of the Dead gesehen haben, knackt Ludwig in Las Vegas den letzten von Hans Wagners Tresoren – die Götterdämmerung. In Army of Thieves erfahren wir jedoch, dass sich der Erbauer selbst in den Tresor eingeschlossen hatte und der Tresor, nachdem es niemandem gelungen war, ihn zu öffnen, auf Wunsch des Erbauers auf den Meeresgrund herabgelassen wurde. Da bleiben also ein paar Fragen offen. Wie kam der Tresor nach Las Vegas? Wer hat ihn geöffnet? Ist Hans Wagner vielleicht doch herausgekommen und verschwunden, und wenn ja, wird es Ludwig denn auch schaffen?
Doch das sind Fragen, die vielleicht später geklärt werden (oder auch nicht). Fakt ist: Army of Thieves macht einfach Spaß, man möchte sogar sagen mehr Spaß als Army of the Dead – vermutlich auch, weil er ohne Zombies auskommt, oder weil die Figuren einfach nicht so uninteressant sind. Nathalie Emmanuel wechselt als Gwendoline Starr im Szenentakt Haarpracht und Kleidung und erinnert mit einer jener Frisur an ihre Durchbruchrolle der Missandei in Game of Thrones. Doch sie schafft es, sich mit Pep von jener Rolle zu distanzieren.
Gwendoline ist mit dem „Bad Boy“ Brad zusammen, der vom Schotten Stuart Martin gespielt wird. Bei ihm ist es wie bei Sebastian – er hat seinen Namen geändert. Eigentlich heißt er Alexis Broschini, doch Brad Cage klingt einfach cooler. Wenn seine Lieblings-Action-Schauspieler Brad Pitt und Nicolas Cage ein Kind zeugen würden, würde Brad Cage herauskommen. Dabei sieht er eher wie Hugh Jackmans Double aus!
Dann ist da noch die stets poppig und kokett gestylte Korina Dominguez, die von der Berlinerin Ruby O. Fee gespielt wird. In Sachen Sex-Appeal gräbt sie ihrer Kollegin ganz schön das Wasser ab, was im Film übrigens auch angesprochen wird. Korina ist die Hackerin, die für alles Digitale zuständig ist und ihre eigene Musik zum Feiern auflegt. Abgerundet wird das Team aus Außenseitern von Rolph, gespielt vom britischen Komiker Guz Khan. Rolph ist der Fluchtfahrer und kennt sich gut in der Welt der belegten Brote aus.
Matthias Schweighöfer macht hier (fast) alles richtig: Es gibt keine langatmigen Szenen. Nicht nur die Musikauswahl ist top, auch konnte er Hans Zimmer und Steve Mazzaro für die Tonspur gewinnen, die vor kurzem erst den letzten James Bond vertont hatten. Zudem besticht der Film mit toll gefertigten Animationssequenzen des Tresorschlossinneren, die mit den passenden Geräuschen untermahlt wurden.
Gedreht wurde hauptsächlich in Tschechien und Österreich, weshalb für Berlin, Paris und St. Moritz auch nur kurze Einstellungen genutzt wurden, um die Handlungsorte zu etablieren, was jedoch auffällt. Und trotzdem hier dieses typische US-amerikanische Klischee von Deutschland aufgezeigt wird, komplettiert dies jedoch wiederum das Bild, das man sich von Ludwig Dieter in Army of the Dead gemacht hat. Und wer weiß, irgendwo hat doch sicher wieder jemand Ludwigs Lachen zusammengeschnitten…