Freitag, 29. März 2024
Wonder Woman 1984
WW84
Barbara Minerva und Diana Prince
📷 Clay Enos | © Warner Brothers - Wonder Woman ™ & © DC
Lange mussten wir darauf warten – jetzt erscheint WW84 endlich auch in Deutschland – zunächst jedoch nur auf sky. Der Bezahlsender zeigt den Film noch vor dem noch immer geplanten Kinostart auf sky Cinema sowie über die Strömungsplattform sky TICKET – über sky Q-Geräte sogar in UHD.
  • Wonder Woman 1984 06Wonder Woman 1984 06
    »It's so easy, really. It's wind and air, and knowing how to ride it, how to catch it and how to join with it. It's like anything.«
    Steve Trevor
Wir schreiben das Jahr 1984. Diana Prince lebt unerkannt in Washington DC, arbeitet dort als Archäologin am Museum und zieht sich hin und wieder ihr Wonder-Woman-Kostüm an, um Bösewichte dingfest zu machen. Im Museum begegnet sie der neu eingestellten Barbara Minerva, die an ihrem ersten Tag vom FBI gelieferte Objekte aus einem Juwelenraub identifizieren soll.
Als Diana ihrer Kollegin Hilfestellung geben will, entdeckt sie ein Objekt, das laut Inschrift Wünsche wahr werden lassen kann. Natürlich weiß Diana, was ihr sehnlichster Wunsch ist, und schon kurze Zeit später trifft sie auf einen Mann, der behauptet, Steve Trevor zu sein – ihre „alte“ Flamme, mit dem sie im I. Weltkrieg gegen den deutschen General Ludendorff gekämpft hatte.
Während sich Diana und Steve (wie bei Quantum Leap im Körper eines anderen, nur von ihr als Steve anzusehen) mit ihrer Situation auseinandersetzen, erschleicht sich der erfolglose Ölbaron Maxwell Lord über Barbara den Wunschkristall, um an endlose Macht zu gelangen. Doch schon bald geraten die Dinge außer Kontrolle. Auch Barbara bekommt immer mehr Superkräfte, weil sie sich gewünscht hatte, wie Diana zu sein. Zudem verlieren alle „Verwünschten“ ihre ursprüngliche Persönlichkeit. Diana sieht aus dieser weltbedrohlichen Situation nur einen Ausweg…

Die Tatsache, dass der Film in den USA (und ursprünglich weltweit) zu Weihnachten 2020 in die Kinos kommen sollte, weist auf ein fantastisches Abenteuer hin, das alle Begeisterten auf das Fest einstimmen sollte. Nicht nur, dass der Film zum Fest der Liebe endet, auch vermittelt er die klassische Botschaft, dass Machthunger nicht nur Magenschmerzen verursachen kann und alle Macht der Welt nicht das eigene Glück ersetzen kann.
In den USA zur geplanten Zeit in einigen Kinos und parallel auf HBO Max gestartet, kommt der Film nun auch in Deutschland heraus, wenn auch pandemiebedingt noch nicht ins Kino. Zudem verspricht sich sky mit der Erstveröffentlichung vor Kinostart mehr Abonnenten. Doch die Wenigsten haben einen sky-Empfänger und das zum Film passende große Bild, geschweige denn ein Abo. Und wer ihn sich über sky TICKET anschaut, bekommt nicht einmal vernünftigen Digitalton mitgeliefert!
Da sollte man doch lieber warten, bis der Film ins Kino kommt (oder zumindest über andere Plattformen erhältlich ist), schon allein wegen der Eröffnungssequenz, in der die junge Diana an den Amazonen-Spielen teilnimmt. Große breite Bilder von einem riesengroßen Stadion beeindrucken zu Beginn, bevor die eigentliche Haupthandlung beginnt.
Mit zweieinhalb Stunden ist der Film natürlich sehr lang, weshalb man entweder im Kino viel Sitzfleisch braucht oder auch eine individuelle Pausenfunktion am heimischen Gerät nicht missen möchte. Während der Film in der ersten Hälfte noch ganz gut unterhält, verliert er sich schließlich im klassischen Superhelden-gegen-Bösewicht-Gedöns, bei dem man irgendwann den Überblick bzw. den Anschluss verliert. Warum und wodurch wird Barbara zu dem nicht genau definierten Wesen Cheetah, und woher bekommt sie diesen Namen? Ich glaube der wird nicht einmal im Film erwähnt. Und wenn doch, dann habe ich das überhört, weil es nicht wichtig ist.
Von mir aus hätte man sich diese äußerlichen Verwandlungen sparen können. Dadurch wirkt der Film mehr wie ein Märchen als eine Superheldengeschichte. Comicfans werden sich vermutlich daran erfreuen, doch für die Nicht-Comicfans wirkt das alles befremdlich und langweilig.
Max Lord im Showdown erinnert visuell ein wenig an das Master Control Program aus TRON, und selbst der „Endkampf“ zwischen ihm und Wonder Woman wird mit Worten ausgetragen – was mal eine gut ausgedachte Alternative zum physischen Hau-drauf-Finale ist. Allerdings brauchen Fans dessen auch nicht darauf zu verzichten, denn zuvor dürfen die beiden Frauen/Wesen gegeneinander kämpfen.
Die Erwartungen waren groß, hatte doch der erste Film der Amazonenheldin eine Lanze für die Frauen hochgehalten. Selbst die Presse sprach sich einig positiv darüber aus. In der Fortsetzung ist Diana erfahrener und hat gelernt, in „unserer“ Zivilisation zu leben, mit ihr umzugehen, von ihr zu lernen und sie auf ihre Art und Weise zu verbessern. Das tut sie mit ordentlich inszenierter Action, was weiterhin die Lanze für Frauen in Heldenrollen hochhält.
Und natürlich darf die Liebesgeschichte zwischen ihr und Steve Trevor nicht fehlen! Wie dieser in die Geschichte eingebaut wurde, ist einfach grandios. Allerdings muss sich auch Diana letztlich von ihrem Wunschtraum verabschieden – so wie alle anderen auch, inklusive der Zuschauer. WW84, wie der Film eigentlich heißt, schafft es nicht so recht, die Messlatte des Vorgängers auf gleicher Höhe zu halten. Aber der Film ist zumindest ein nettes Weihnachtsmärchen, das jetzt hier natürlich nicht zu Weihnachten startet. Aber vielleicht schaffen es die Warner Brothers, den Heimkinostart mit DVD und Blu-ray in die Richtung zu schieben…

05.12.2022 | mz
Kategorien: Feature | Filme