
Tobias und Almut in der Küche
📷 Peter Mountain – © STUDIOCANAL
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Almut ist aufstrebende Köchin und Tobias ein Vermarkter von Müsliprodukten – zwei unabhängige Menschen, die nicht wissen, wie sie ihr bereits vollgepacktes Leben und ihre wohl berechtigten Zweifel miteinander verbinden sollen, aber die dennoch versuchen, es zu tun.
Ihr unablässiges Hin und Her gleitet vom Flirt über Widerstand zu Kompromiss, zur Elternschaft und zum Trotz gegen die gegen die tickende Uhr, indem sie ihre besten Momente feiern und andauern lassen.
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Aber keine Liebesgeschichte ist wirklich geradlinig. Dieses elegante, tiefgründige Porträt einer Ehe gibt wieder, wie wir Liebe wirklich erleben: Mal explodiert sie, mal zaudert sie, dann spielt sie sich fernab der linearen Logik ab, in flüchtigen, aber unauslöschlichen Momenten, die wunderschön, lustig, angsterfüllt, delirierend, traurig und aufschlussreich sein können, manchmal alles gleichzeitig und auf einmal.
Eine besondere Macht der Liebe scheint es, wie von Zauberhand die Zeit formen zu können – sie zum Stillstand zu bringen, sie rasend zu beschleunigen, sie so weit zu öffnen, dass selbst die kleinsten, zärtlichsten Momente unseres Lebens monumentale Ausmaße annehmen. Dies ist die Triebfeder von John Crowleys und Nick Paynes berauschender neuer Interpretation einer ganz klassischen Liebesgeschichte.
John Crowley, bekannt und geschätzt für seinen warmen, feinfühligen Blick auf Liebe und Einwanderung in dem Oscar®-nominierten Drama Brooklyn, lässt die pure Kraft der Darstellung seiner beiden Hauptdarsteller zum Motor des Films werden, während die spielerische Struktur der Erzählung dem Film seinen unvergleichlichen Rhythmus gibt.
»Mich hat die Idee gereizt, die Zeit filmisch zu nutzen, um auszudrücken, wie es sich wirklich anfühlt, in einer Beziehung zu sein«, erzählt der Regisseur. »Drei verschiedene Zeitabschnitte in der Beziehung von Almut und Tobias laufen im gesamten Film gegeneinander – ein Zeitraum, der sich über mehrere Jahre erstreckt, ein Zeitraum von etwa sechs Monaten und ein einziger spektakulärer Tag, der Tag, an dem ihr Kind geboren wird. Wir haben die Ränder verwischen lassen, damit das Publikum zwischen ihnen hin- und herwechseln und spüren kann, wie sie ineinandergreifen und sich gegenseitig beeinflussen.«
Andrew Garfield und Florence Pugh, beide Marvel-erprobte Actionstars, schaffen es, eine Chemie zu entwickeln, die einen nicht nur sofort ins Herz trifft, sondern sich zunehmend intensiviert. Doch bevor man am Ende die bereitgelegten Taschentücher braucht, ist man ständig am Rätseln, in welcher Zeitebene der Geschichte man sich befindet.
Wie die hüpfende Nadel einer Schallplatte springt Nick Paynes Geschichte ohne Vorwarnung vor und zurück, dass man sich immer wieder verwundert klar machen muss, in welcher Zeit man sich befindet. Doch statt auf audiovisuelle Effekte oder Einblendungen von Jahreszahlen verzichtet man hier auf jegliche Positionierung, was auch das Einzige ist, was man dem Film anlasten kann.
»Auf der Leinwand kann man überall hingehen«, sagt der Tony®-nominierte Drehbuchautor. »Also dachte ich mir, dass man in einem Film über ein Paar, dessen Zeit abläuft, mit der Zeit auf eine Weise spielen könnte, die dem Publikum ein spannendes Erlebnis bietet.«
Doch die Chemie des Filmpaars und wie die beiden ihre Gefühle erst am Drehtag vor der Kamera voll entfalteten, begeisterte John Crowley: »Den beiden bei der Arbeit zuzusehen, war, als würde man zwei Tennis-Assen in Wimbledon zuschauen. Und wenn einer von ihnen den Ball traf und ihn mit 210 km/h die Linie entlang schickte, stockte einem der Atem.«
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Trotz all ihrer zeitlichen Verschiebungen endet die Geschichte von Almut und Tobias mit einer Vorstellung, die völlig zeitlos ist: Das, was jedem am meisten bedeutet, ist, so gut zu leben, dass es die Menschen um uns herum inspiriert. In einer Zeit, in der filmische Romanzen, die nicht unbedingt seichte RomComs sind, immer seltener werden, hofft John Crowley, dass We live in Time ein Publikum findet, das nach solchen Geschichten hungert.
Zum Schluss sei noch erwähnt, dass Florence Pugh keine Köchin ist, doch hier vom Küchenchef Ollie Dabbous des Sternerestaurants Hide in London ausgebildet wurde, wie man Besteck und Tellergerichte auf die richtige Art und Weise handhabt. Und als Zuschauer nimmt man dann gern mit, wie man Eier richtig aufschlägt!