„The Old Oak“ ist nicht nur der letzte Pub einer namenlosen nordenglischen Kleinstadt, sondern auch der einzig verbliebene öffentliche Raum, in dem sich die Menschen der einst blühenden Bergbaugemeinde treffen. Nach 30 Jahren des Niedergangs stehen der „Alten Eiche“ noch härtere Zeiten bevor.
Wirt TJ Ballantyne versucht händeringend, seinen Pub zu retten, aber nach der Ankunft syrischer Flüchtlinge, die im Dorf untergebracht werden sollen, wird das Lokal zum „umkämpften Gebiet“. Als sich TJ mit der jungen Syrerin Yara anfreundet, versuchen beide, die so unterschiedlichen Kulturen einander näher zu bringen – für eine bessere, gemeinsame Zukunft, nicht zuletzt auch für die „Alte Eiche“.
»When you eat together,
you stick together.«
In seinem, nach eigener Aussage, letzten Film zieht es Altmeister Ken Loach (87) wieder in den Nordosten Englands. Wieder zeichnet sein kongenialer Partner Paul Laverty für das Drehbuch verantwortlich. Und mit Dave Turner, mit dem er bereits bei Ich, Daniel Blake und Sorry we missed you gearbeitet hat, und der Neuentdeckung Ebla Mari hat der Filmemacher zwei beachtenswerte Hauptakteure gefunden.
Die Hauptprämisse kennen wir alle aus unserer Mitte: (Syrische) Flüchtlinge werden mitten in unserer Gesellschaft ausgesetzt. Kaum jemand spricht die jeweiligen Sprachen, das gesellschaftliche Klima ist kühl. Als Ausgangspunkt der Handlung wird die Ankunft der syrischen Flüchtlinge in Form von Schwarzweiß-Fotos, die mit dem jeweiligen dazugehörigen Ton untermahlt sind, dokumentiert. Der Bus wird belagert, angegriffen und die Flüchtlinge eindeutig nicht willkommen geheißen.
Als der Hooligan Rocco mit Yaras Spiegelreflexkamera herumspielt, kommt es zum Gerangel, bei dem die Kamera auf das Kopfsteinpflaster fällt und dabei das Objektiv entzwei geht. Das Fotografieren ist Yaras einzige Möglichkeit, mit ihrer Situation zurechtzukommen und dabei vielleicht Freunde zu finden. Als sie sich an den liebenswerten Wirt TJ wendet, um den Hooligan zu finden, der für die Zerstörung ihrer Kamera verantwortlich zeichnet, findet TJ recht schnell eine deeskalierende Lösung, die sich im alten Speisesaal des Pubs befindet.
Eins kommt zum anderen und schon beginnt ein gemeinschaftliches Aufmotzen des Speisesaals und der maroden Küche, die einst die Grubenkumpel der Stadt versorgte – sehr zum Unmut der Stammtrinker im Pub, die, wie wir alle irgendwie, mit der Gesamtsituation unzufrieden sind. Klar: Man hat selbst nichts, überlebt auch nur, hängt halb am Hungertuch, und dann werden Flüchtlinge angekarrt, denen „alles in den Hintern geschoben wird“.
Neue Freundschaften entstehen, alte werden auf die Probe gestellt, und am Ende führt eine Prozession durch den Ort, die für die Gemeinschaft demonstiert – okay, ein bisschen sehr optimistisch gezeichnet, doch die Botschaft ist klar: Nur zusammen können wir unsere Probleme lösen, die wir miteinander haben – oder wie der Spruch der „Alten Eiche“ damals lautete: „Wenn man zusammen isst, hält man zusammen.“
Der Film ist auf- und berührend und zeichnet ein mehrdimensionales Bild, das Mut macht und die Zukunft nicht ganz so düster aussehen lässt – wenn wir nur mehr mit- statt gegeneinander arbeiten würden. Meckern kann jeder, aber Abkapseln oder Resignieren ist kein wirklicher Lösungsansatz…