Anders als in Ang Lees Film von 1993 stehen in The Wedding Banquet diesmal zwei Paare im Mittelpunkt der Ensemblekomödie. Da sind zum einen Angela und ihre Partnerin Lee, die mit ihren IVF-Behandlungen Pech hatten, sich aber keine weitere leisten können. Dann gibt es noch Angelas bindungsscheuen besten Freund Chris. Dessen Partner Min ist Künstler und Spross eines multinationalen Konzerns, dessen Studentenvisum bald abläuft, der aber bei seiner Wahlfamilie in den USA bleiben möchte. Außerdem hat er sich seiner Familie gegenüber noch nicht geoutet.
Wie im Originalfilm wird mit dem titelgebenden Hochzeitsbankett eine wenig romantische Tatsache vertuscht: Es ist eine Vernunftehe. Als Chris seinen Antrag ablehnt, schlägt Min stattdessen Angela eine Green-Card-Hochzeit vor, im Gegenzug übernimmt er die Kosten von Lees teuren IVF-Behandlungen.
»Everything in this house is gay!«
Angela Chen
Regisseur Andrew Ahn begegnete Ang Lees Film Das Hochzeitsbankett zum ersten Mal, als er mit seinen Eltern in einer Videothek war. Begeistert von der asiatischen Besetzung, aber ohne die Thematik zu kennen, beschloss seine Mutter, den Film für die ganze Familie auszuleihen.
»Das war der erste Schwulenfilm, den ich je gesehen habe, und es war ein schwuler asiatischer Film; ein schwuler asiatisch-amerikanischer Film«, erinnert sich der Regisseur an diese prägende Erfahrung. »Es ist einer meiner Lieblingsfilme. Es ist eine so schöne Kombination aus Kultur, Sexualität und Familiendynamik. Diese Kombination findet man im Film nur selten.«
Nun, eine zeitgemäße Adaption ist zwar eine nette Idee, aber mehr auch nicht. Nur weil jemand in Taiwan die Idee hatte, einen Film aus dem eigenen Repertoire neu zu verfilmen, muss das ausgerechnet auf einen Film mit dieser Thematik fallen? Der Markt ist derzeit übersättigt. Es gibt kaum noch einen Film oder eine Serie, worin niemand irgendeinen Buchstaben aus der queeren Gemeinschaft repräsentiert.
Der Film an sich ist hauptsächlich ein Melodram mit eingestreuten komödiantischen Einlagen. Ich weiß nicht, ob es nur an mir liegt, aber SNL-Komiker Bowen Yang nervt in diesem Film noch mehr als sonst. Das könnte auch an der Ausarbeitung seiner Figur liegen, die dieses „Ich-bin-unwürdig“ zu sehr auf die Spitze treibt, um am Ende einfach so zu negieren, weil es so im Drehbuch steht.
Auch Kellie Marie Tran nervt oft, weil ihre Figur die ganze Zeit nicht aus dem innerlichen Brodeln herauskommt. Beide Paare sind wie lange zusammen? 5 Jahre? Und in diesen 5 Jahren konnten sie sich noch nicht so intim kennenlernen, dass sie Trennungen in Betracht ziehen, ohne Kompromisse eingehen zu wollen? Bis zu einem gewissen Grad kann man das zwar nachvollziehen, und Angela fängt sich schließlich noch gerade so im rechten Moment.
Die beste Szene im Film ist jedenfalls der Mimikdialog am Ende des Films, wo Lee und Angela sich im Garten begegnen und sich aussöhnen. So etwas gibt es selten auf der Leinwand zu sehen, aber man erwartet das auch bei einer langjährigen innigen Beziehung! Es muss nicht immer alles elendiglich lang ausdiskutiert werden, bis die Dialoge aus den Ohren herausquellen und man Kopfschmerzen bekommt.
Ansonsten ist der Film recht belanglos, weshalb man sich vermutlich auch dazu entschlossen hat, den Film nicht synchronisiert in verminderter Kopienanzahl ins Kino zu bringen. Besonderes Wohlgefallen verursachen jedenfalls Lily Gladstone und Mins Oma Yun Yeojeong, die tatsächlich eine persönliche Erfahrung mit einbringen konnte, denn ihr ältester Sohn outete sich vor 25 Jahren, woraufhin sie erwiderte: »Wer immer du auch bist, du bleibst mein Sohn.« – was sie auch im Film zu ihrem Enkel sagt…