Donnerstag, 19. Juni 2025
Eve Macarro (Ana de Armas) schwört Vergeltung für den Mord an ihrer Familie.
Die Regisseurin (Anjelica Huston)
Eve (Ana de Armas) checkt im Hotel Continental bei Charon (Lance Reddick) ein, im Hintergrund Winston (Ian McShane).
Winston (Ian McShane) berät Eve Macarro (Ana de Armas).
Daniel Pine (Norman Reedus)
Eve Macarro (Ana de Armas)
Eve (Ana de Armas) verteidigt sich im spektakulären Flammenwerfer-Kampf gegen ihren Angreifer (Robert Maaser).
Ist John Wick (Keanu Reeves) gekommen, um Eve Macarro (Ana de Armas) zu töten?
Eve Macarro (Ana de Armas) ist bereit, sich mit allen Mitteln zu verteidigen.
Ana de Armas zusammen mit Regisseur Len Wiseman bei den Dreharbeiten
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Nach vier Teilen hat sich die Geschichte um John Wicks Ausstieg aus dem Berufsleben als Attentäter ausgekaut – Zeit, um das Universum zu erweitern, denn in den vier Teilen haben wir einige interessante Figuren kennengelernt. Die Vorgeschichte des Hotels Continental auf prime video konnte dabei leider nicht ganz so überzeugen. Ballerina spielt nun parallel zur Zeit von Kapitel 3 der John Wick-Filme.
Jetzt kommt mit Eve Maccaro eine neue Figur zum Vorschein, die sich nach dem Tod ihres Vaters als kleines Mädchen an Winston wendet und von ihm für die Ruska-Roma geworben wird. Dort erfährt sie eine Ausbildung als Balletttänzerin und diverser Kampftechniken, um später als Auftragstöterin für die Gemeinschaft zu wirken. Doch eigentlich macht sie das nur, um später, wenn sie genug Erfahrung gesammelt hat, sich an denen zu rächen, die ihre Familie auf dem Gewissen haben.
»One bullet, well placed, can be a magical thing.«
Der Kanzler
Dabei machen wir die Bekanntschaft mit einer eingeschworenen Gemeinschaft, die sich aus den Geschäften der Ruska-Roma heraushält und vom Kanzler mit skrupelloser Hand geführt wird. Er ist eine Naturgewalt, die eine ganze Gemeinde zu manipulieren weiß und dabei nicht vor der Exekution von Familienmitgliedern zurückschreckt.
Gabriel Byrne, der zuletzt in der französisch-britischen Koproduktion der Serienadaption von Krieg der Welten einen Wissenschaftler gespielt hat, räumt lachend ein, dass er durch seinen Einstieg in die Welt von John Wick bei den jüngeren Mitgliedern seiner Familie sofort an Kredibilität gewann: »In der Nähe dieser Reihe zu sein, hat meinen Coolness-Quotienten ins Unermessliche gesteigert.«
Aber nicht nur die Begeisterung seiner Nichten und Neffen bewegte Byrne dazu, die Rolle anzunehmen. »Man weiß nicht genau, in welcher Welt der Kanzler regiert«, erläutert er. »Selbst die größten Schurken haben eine menschliche Seite. Einen ausschließlich teuflischen Bösewicht gibt es nicht. Auch in der Realität sind die Bösen menschlich. Das macht sie so unheimlich.«
Lux in Tenebris – Licht in der Dunkelheit – das ist nicht nur das auftätowierte Motto der Ruska-Roma, sondern auch das, was John Wick so einzigartig macht (neben seinen hochpräzisen Auftragsarbeiten). Für Eve Maccaro ist er eine Art Vorbild. Sie will so sein wie er, um den Tod ihrer Eltern endlich rächen zu können, während er mittlerweile eigentlich nur noch seinen Ruhestand genießen will, doch nicht dazu gelassen wird.
»Die Figur hat eine Unschuld, eine starke Leidenschaft, und in gewisser Weise kämpft sie immer noch wie John Wick für eine Art von Freiheit, um aus den Zwängen herauszukommen, die ihr Leben beeinflussen«, sagt Keanu Reeves.
Für Ana de Armas ist es nicht nur nach Exposed (2016) und Knock knock (2015) die dritte Zusammenarbeit mit Keanu Reeves, sondern auch eine außergewöhnliche Herausforderung, nachdem sie bereits im letzten James-Bond-Film mit Nahkampf in Berührung gekommen war und vermutlich „Blut geleckt“ hatte. »Während der Dreharbeiten präsentierte sie mir ihre blauen Flecken, die sie sich bei den Stunts zugezogen hatte. Sie wurden fast zu einer Art Verdienstabzeichen«, erinnert sich Regisseur Len Wiseman.
»Es war ein wirklich intensives Training über eine lange Zeit«, sagt Ana. »Es gab eine Menge Krafttraining und dann stundenlanges Stunttraining im Studio 87Eleven mit der unglaublichsten Stunt-Crew. Wir haben zusammen kontinuierlich darauf hingearbeitet, mich auf diese Art von Action und auf das Niveau vorzubereiten, auf dem ich sein musste – angefangen bei den grundlegenden Dingen, die eine gute Basis für das Training waren, bis hin zur Gestaltung der Choreographien und dem vollen Einsatz meiner Kräfte.«
Für alle Fans der Reihe gibt es neben John Wick auch die anderen Konstanten der Reihe zu sehen – Ian McShane als Winston und Lance Reddick als Charon, der kurz nach den Dreharbeiten am 17. März 2023 verstarb. »Im Original geht es darum, zu versuchen, seine Individualität innerhalb der Grenzen kultureller Einschränkungen aufrecht zu erhalten«, sagte Lance Reddick. »Aber hier wird es auf die Ebene der Familie übertragen. Das hat mich an „König Lear“ und „Hamlet“ denken lassen sowie an die griechischen Tragödien. Die Action ist natürlich auch phänomenal.«
Neben John Wick und Eve Maccaro gibt es einen weiteren Aussteiger, der sich auf der Flucht vor dem Kanzler befindet: Daniel Pine, gespielt von Norman Reedus, der sich nicht zuletzt durch die Kultserie The Walking Dead eine Fangemeinde aufgebaut hat, sondern auch mit Keanu Reeves befreundet ist, da sie ihre Leidenschaft für den Motorsport verbindet.
»Ich mag alles an dieser Filmreihe – die Figuren, die Beleuchtung und die Action«, sagt er. »Ich weiß noch, wie ich Keanu in der Rolle von Wick das erste Mal eine Patrone aus seiner Pistole schnippen sah. Ich war sofort fasziniert.«
Len Wiseman, der schon früher mit ihm zusammengearbeitet hatte, wollte den Schauspieler bereits von Anfang an besetzen: »Norman hat eine besondere Eigenschaft, die perfekt in die Welt von John Wick passt. Er denkt nicht darüber nach, ob er cool ist und genau das verleiht ihm seine Coolness.«
⛸️
Der Film wurde in der Tschechischen Republik gedreht, in Prag und Umgebung, mit einem Abstecher nach Hallstatt in Österreich, und zusätzlichen Actionsequenzen in Budapest. Hallstatt ist ein idyllisches Dorf, das an einem Gletschersee liegt, von Bergen umgeben. Seine Wirkung war beeindruckend. Szenenbildner Phil Ivey und Regisseur Len Wiseman verliebten sich in den märchenhaften Ort.
»Ich war ganz besessen von Hallstatt«, bestätigt Len Wiseman. »Ich hatte den Ort auf Google Maps entdeckt, als wir nach Drehorten suchten. Es ist ein absolut ungewöhnliches Motiv: Eine Stadt, die in den Hang gebaut ist und daher über diese erstaunlichen Schichten verfügt.«
Zusammen mit dem traumhaften Schnee hatte das Ganze etwas Albtraumhaftes, wenn die Bewohner (auch Frauen und Kinder) plötzlich nach Waffen greifen und hinter einem her sind, wenn es der Kanzler befiehlt. Das kam mir vor, als würde ich mich in einer Episode von Mit Schirm, Charme und Melone befinden oder in der Twilight Zone
Alles in allem ist Ballerina wirklich gut gelungen – nicht nur weil eine Frau die Hauptrolle spielt, sondern vor allem auch die technischen und visuellen Umsetzungen der Kämpfe im Laufe der Jahre weiter gereift sind. Ana de Armas ist klasse und man fiebert mit Eve, genauso wie man mit John Wick mit gefiebert hatte, als dieser auf den Feldzug gegangen war, um seinen getöteten Hund zu rächen.
Es wird zudem nicht nur ewig herumgeballert. Dadurch wirkt der Film auch nicht so abstumpfend eintönig. Nachdem wir in den John Wick-Filmen bereits so einige skurrile Tötungsgegenstände kennengelernt haben, reiht sich diesmal der Schlittschuh ein, wie auch ein genialer Kampf mit Flammenwerfern – eine Art Adaption eines Lichtschwertkampfes aus dem Star Wars-Universum. Da kann man gespannt sein, ob wir Eve ein weiteres Mal auf der Leinwand erleben dürfen…

09.06.2025 | mz
Kategorien: Kino
Genres ActionDramaKriegKrimi