Willkommen in Avalonien, eine fremde Welt irgendwo da draußen, die von Menschen besiedelt wurde. Ein Forscherteam macht sich auf Erkundungssuche jenseits der Berge – unter ihnen der berühmte Anführer Jaeger Clade, der überlebensgroße Abenteurer, der erstmals seinen Sohn Searcher mit auf den Weg genommen hat. Während Clade senior erkunden und gegen unwirtliche Natur kämpfen will, hat sein Sohn eher die Mission im Auge – erkunden und erforschen. So kommt es, dass Searcher eine Pflanze entdeckt, die Elektrizität produziert, Vater Jaeger jedoch weiter gehen will und sich somit ihre Wege trennen…
- Strange World 03
»We are definitely off the map now.«
Callisto Mal
Laut Regisseur Don Hall ist Strange World eine Anspielung auf die populären Pulp-Magazine. »Als ich aufwuchs, habe ich die alten Ausgaben der Pulps gerne gelesen«, sagt er. »In den Geschichten entdeckte eine Gruppe von Abenteurern eine verborgene Welt mit uralten Kreaturen. Das war eine große Inspiration für Strange World.«
Und genauso startet der Film auch, indem die Vorgeschichte in Form eines animierten Pulp-Comics erzählt wird – die Legende von Jaeger Clade und dessen Abenteuer. Das große Abenteuer in der Geschichte der Clades beginnt 25 Jahre später, als Callisto Mal, einst Mitglied des Forscherteams und nun Präsidentin von Avalonien, auf Searchers Farm auftaucht – sehr zur Überraschung der Clades.
Die Nachrichten sind nicht gut: Pando, die revolutionäre Pflanze, die Searcher Jahre zuvor entdeckt hat, ist in Schwierigkeiten, und sie alle sind in großer Gefahr. Sie müssen zur Quelle wandern, wo auch immer die ist, um herauszufinden, wie man sie retten kann. »Ich stelle mir oft vor, dass Pando Avalonien auf die gleiche Weise beeinflusst hat, wie der Einzug der Elektrizität unsere Welt beeinflusst hat«, sagt Produzent Roy Conli.
»Wenn man sich die 1880er Jahre anschaut und dann in die 1930er Jahre vordringt, dann war das eine völlig andere Welt, weil die Elektrizität diese phänomenale Kraft war. Als sie entdecken, dass sie in Gefahr ist, treibt das die Handlung des Films voran. Pando ist der Grund für die Expedition, die Searcher zu seinem Vater Jaeger führt, der seit vielen Jahren vermisst wird.«
Und so begeben sich die einstigen Teammitglieder auf die Spurensuche der Pflanze, die in eine Welt jenseits ihrer Vorstellungskraft führt. Natürlich dürfen auch Probleme nicht fehlen. So schleicht sich Searchers Sohn Ethan (ohne hintergründigen Namen wie Jäger, Sucher oder dessen Mutter Meridian) mit an Bord, um endlich das Abenteuer seines Lebens zu haben. Als dieser entdeckt wird, kommt noch dessen Mutter Meridian hinzu, eine erfahrene Pilotin, die Ethan eigentlich wieder mit nach Hause abholen sollte, sowie deren dreibeiniger Hund Legend.
Als das Schiff dann in Not gerät, muss Meridian jedoch an Bord bleiben, um die Mission zu retten. Was dann kommt, ist ein Abenteuer jenseits der Vorstellungskraft Vieler. Allerdings ist die Prämisse, die das Publikum erst ganz am Ende aufklärt, gar nicht so neu, wurde jedoch selten erzählt. Was jedoch neu ist, ist, dass alles anders ist – klingt komisch, ist aber so. Spätestens am Filmende wird man aufgeklärt, wo man sich genau befindet und was genau vor sich geht. Dann bekommt auch die Geschichte und die verrückte Welt eine Bedeutung.
Allerdings hat man beim 61. Disney-Animationsfilm ordentlich auf die Tube mit Vielfalt und Inklusion gedrückt, weshalb der Film auch nicht so überzeugen kann: Dass Searcher weiß und Meridian schwarz sind, kann man ja drüber hinweg sehen. Sohn Ethan ist demzufolge auch schwarz, aber auch noch schwul und in seinen hübschen Schulkameraden mit dem extravaganten Namen Diazo verknallt. Dann ist der Familienhund dreibeinig, was jedoch kaum auffällt oder angesprochen wird.
Callisto Mal wird von Lucy Liu gesprochen, sieht jedoch eher stämmig-lateinamerikanisch aus. Und dann ist da noch die knallbunte Welt mit all den runden Formen, so gut wie ohne Schwerkraft. Man fragt sich, was die Produzenten genommen hatten. Immerhin wird dieser Fakt von Ethan im Film kommentiert. Aber muss das sein? Man tut so, als sei die reale Welt, in der wir leben, nur bunt und geschlechtlich divers – dabei ist das lediglich eine hochgeschätzte Prozentzahl im unteren Viertel.
Das mag sicher mit den Richtlinien der Filmakademie zu tun haben, damit ein Film für den Oscar® in Betracht gezogen werden kann, aber man muss es doch nicht übertreiben! Wenn man als Erwachsener schon aus dem Kino kommt und sich in Frage stellt, was muss dann mit den Kindern passieren? Es soll ja jeder so leben, wie er/sie/es mag, aber man muss doch nicht in jeder Produktion von heute divers sein!
Es gibt kaum noch Produktionen, die die gesellschaftlichen Standards ansprechen. Literarische Vorlagen werden bis zur Unkenntlichkeit in diversitäre Äußerlichkeiten adaptiert, wo man sich fragt, was das alles soll? Da regt man sich nur auf und ärgert sich darüber, während das ursprüngliche Werk immer weiter verändert wird, bis man es nicht mehr erkennt.
Gut, Strange World ist keine Adaption einer literarischen Vorlage, bedient sich lediglich der Pulp-Comic-Ausdrucksform, kann sich dafür aber inhaltlich austoben. Es gab zu diesem Film eigens eine Abteilung „Diversity & Inclusion“. Ob und wieviel „Produktionsbabys“, die während des Films entstehen, adoptiert sind, steht leider nicht im Abspann. Da fühlt es sich erfrischend an, wenn die Mannschaft mal Pause macht, um „Primal Outpost“ zu spielen, das irgendwie an „Die Siedler von Cataan“ erinnert!
Klammert man Vielfalt und Inklusion aus, bekommt man ein interessantes Abenteuer geboten, das zudem auch noch unsere gegenwärtige Klima- und Wirtschaftslage widerspiegelt. Wenn man seine Kinder nicht der Vielfalts-Indoktrinierung aussetzen will, kann ich das gut verstehen. Zumindest sollten die Erwachsenen dabei sein, um die Hintergründe erklären zu können, warum die Figuren so sind, wie sie sind.