Dienstag, 14. Januar 2025
Es liegt an dir, Chéri

Nous, les Leroy

Es liegt an dir, Chéri
Nach über zwanzig gemeinsamen Jahren hat Sandrine genug von ihrem Mann Christophe. Vorbei sind die Zeiten wilder Romantik und verliebter Neckereien. Christophe ist kaum noch zu Hause und hört obendrein nie seine Sprachnachrichten ab. Mit Erlaubnis ihrer fast erwachsenen Kinder Bastien und Loreleï fordert Sandrine die Scheidung.
In der Hoffnung, seine Ehe zu retten, schlägt Christophe ein letztes gemeinsames Wochenende mit den Kindern vor, um die Orte zu besuchen, die ihre Familiengeschichte geprägt haben. Doch wie so vieles in seinem Leben verläuft die Reise nicht ganz so wie geplant.
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In seinem ersten Film verarbeitet Florent Bernard die Trennung seiner Eltern und benutzt die Leroys als Sprachrohr seiner diesbezüglichen Gefühle. Der Film wird als Komödie vermarktet, ist aber eher ein Familiendrama und ein Liebesdrama mit komödiantischen Aspekten.
»Ich habe viele Filme gesehen, die sich mit der Trennung von Eltern auseinandersetzen, aber dabei fehlte mir oft die Perspektive der Kinder«, sagt der Regisseur. »Zudem war der Ton häufig entweder sehr dramatisch oder rein komödiantisch. Ich wollte das Thema ehrlich angehen und einen Film schaffen, der zwischen diesen Extremen liegt – eine bittersüße Komödie, die von Nostalgie geprägt ist, aber gleichzeitig humorvolle Dialoge und komische Situationen bietet.«
Wenn man Christophe zum ersten Mal begegnet, und wie er mit seiner Familie umgeht, kann man Sandrine sehr gut verstehen. Er kommuniziert kaum mit ihnen, hat eine Mailbox-Phobie und Berührungen hält er auf einem Minimum. Da ist es kein Wunder, dass Sandrine ihre Kinder bittet, sie am Frühstückstisch zu umarmen.
Er ist einfach ein Unsympath. Im Laufe des Films, wenn er seine Familie auf einen Wochenendausflug mitnimmt, um die Orte zu besuchen, an denen sie schöne Erinnerungen mitgenommen hatten, tappt er von einem Fettnäpfchen ins andere, aber er versucht sich zumindest in Sachen Kommunikation. Erst am Ende wird er zu dem Vater, mit dem man zumindest auskommen kann.
José Garcia spielt diese Figur mit subtil-komödiantischer Inbrunst. »Für José habe ich an Pierre Richard, aber auch an Die Simpsons gedacht«, sagt Florent Bernard. »Homer hat viele Fehler, aber er ist auch voller guter Absichten und immer fröhlich. Man möchte, dass er Erfolg hat. Tatsächlich wollte ich mehr eine Komödie mit einem Duo machen als eine romantische Komödie.«
»Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine so enthusiastische Figur verkörpert zu haben, die gleichzeitig peinlich ist, aber auch eine romantische Seite hat, die jedoch ziemlich verloren wirkt«, sagt José Garcia über seine Rolle. »Es ist eine sehr ehrliche Darstellung.«
Charlotte Gainsbourg, die eher selten in Komödien zu finden ist, tut sich ein wenig schwer, komisch zu wirken, doch ich finde, sie hat hier eine recht solide Arbeit abgeliefert. Man weiß nicht, ob manche Situationen lustig wirken sollten, dann aber das genaue Gegenteil aufzeigen, doch die Tankszene hat schon eine ordentliche physische Komik, die allerdings auch noch etwas hätte ausgekostet werden können. »Ich habe den Film gesehen, und wenn ich mich beim Witze machen beobachte, bin ich mir nicht sicher, ob es funktioniert oder nicht. Ich bin nicht wie Meg Ryan in Harry & Sally, die in der Lage ist, komische Tränen-Szenen zu spielen«, sagt die Schauspielerin und Sängerin. »Aber ich mache es mit Aufrichtigkeit, ohne zu versuchen, witzig zu sein. Wenn ich witzig bin, dann passiert das eher zufällig!«
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Der Film mag zwar keine Schenkelklopf-Komödie sein, doch im Laufe des Films entwickelt sich aus peinlicher Antipathie und Mitgefühl allmählich eine gewisse Sympathie für die Figuren und man drückt jeder einzelnen die Daumen für die Zukunft – ähnlich wie bei einer Adam-Sandler-Komödie, nur mit weitaus weniger Klamauk.
In gewissem Sinne ist der deutsche Titel weitaus treffender als der französische Originaltitel, wenn auch ein wenig zweideutig. Im Deutschen weiß man zunächst nicht, wer den Satz sagt, aber wenn man Französisch kann, weiß man, dass die weibliche Form von Chéri ein e hinten dran hat. Im Original wirkt der Filmtitel eher wie eine Unterwegskomödie á la Griswold, oder dass der Familienname eine Assoziation bewirken soll oder kann.
Fazit: Man kann sich den Film im Kino ansehen, muss man aber nicht. Es ist eine Familiendramödie, in der sich selbige unaufhaltsam auflöst, was am Ende jedoch nicht unbedingt schlimm sein muss. Immerhin wissen alle Beteiligten am Ende, woran sie sind und wohin die individuelle Reise geht.

25.12.2024 | mz
Kategorien: Kino