Dienstag, 15. Oktober 2024
Die Fotografin
Lee
Die Fotografin
David E. Scherman und Lee Miller unterwegs im II. Weltkrieg
📷 Kimberley French - © Sky UK Ltd | STUDIOCANAL
Das ehemalige Fotomodell Elizabeth „Lee“ Miller ist es leid, Objekt ihrer männlichen Kollegen zu sein und konzentriert sich auf ihre eigene Arbeit als Fotografin. Mitten im Krieg geht sie als Fotoreporterin an die Front nach Frankreich und dokumentiert gemeinsam mit ihrem Kollegen David E. Scherman über Monate die Schrecken des Zweiten Weltkriegs.
Sie gehören zu den ersten Fotografen, die bei der Befreiung der Lager von Buchenwald und Dachau dabei sind. Lees Bilder werden zu den stärksten Zeugnissen jener entsetzlichen Verbrechen und brennen sich in die Geschichte ein – aber lassen auch Lee selbst bis an ihr Lebensende nicht mehr los.

»Say Blitz!«

Elizabeth „Lee“ Miller

Gemeinsam mit Lee Millers Sohn, Antony Penrose, begann Kate Winslet bereits 2016 mit der Entwicklung des Films. Im Vordergrund stand dabei Lee Millers prägendster Lebensabschnitt: ihre Zeit als Kriegsberichterstatterin an der Front des Zweiten Weltkrieges. Über mehrere Jahre hinweg tauchten die Beiden in Lees persönliche Archivmaterialien ein. Insbesondere blickten sie auf die Ereignisse, die sie dazu bewegten, ihre Stimme als Zeugin des Krieges zu nutzen.
Regie führte die ehemalige Kamerafrau Ellen Kuras, die bereits in Eternal Sunshine of the spotless Mind mit der Hauptdarstellerin zusammengearbeitet hat. Oscar®-Preisträgerin Kate Winslet produzierte dieses packende Kriegsdrama und spielt selbst die Hauptrolle in diesem faszinierenden Porträt einer Frau, deren einzigartiges Talent und unerbittliche Hartnäckigkeit einige der einflussreichsten Bilder des 20. Jahrhunderts kreierten.
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Der Film ist gut gemacht und gut gespielt und zeigt zunächst Lee Miller bei einem Interview in ihrem Haus im Jahre 1977. Ihr gegenüber sitzt ein junger Mann, der ihre Erinnerungen in einem Artikel festhalten will. Doch dadurch, dass sich dieser junge Mann am Ende als ihr Sohn herausstellt, macht der Dialog zu Beginn des Films so gut wie keinen Sinn, zumal sie am Ende wohl doch nicht anwesend war, sondern Antony Penrose selbst lediglich ihre Aufzeichnungen und Fotografien durchforstet und diese sprechen gelassen hat.
Die eigentliche Geschichte, die hier im Film erzählt wird, ist die, wie sie vom Modell zur Kriegsfotografin wurde, beginnend im Jahr 1938, wo sie den Künstler Roland Penrose kennenlernt. Das große Manko des Films ist, dass hier lediglich Schauwerte ihrer Fotos aus der Kriegszeit dargestellt werden – von ihrem Oben-ohne-Foto im Garten bis hin zu ihrer Pose in Hitlers Badewanne.
 Der Film zeigt Lee Miller vor allem als Frau, die versucht, in der Männerwelt fußzufassen. Damals war die Rolle der Frau vor allem in Großbritannien noch sehr streng eingeengt. Dass sie doch noch ins Geschehen kam, hatte sie ihrer US-Staatsbürgerschaft zu verdanken, denn die US Army hat sie prompt aufgenommen.
Der andere große Blickpunkt liegt schließlich an der Fotografie des Holocausts. Ja, es war und ist schrecklich und menschenunwürdig, was damals passiert ist, aber das sollte nicht das Thema eines Films über Lee Miller sein, die weitaus mehr erlebt und fotografiert hat!
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Kate Winslet spielt die kettenrauchende Frau souverän und mit einer vernünftigen Altersmaske. Besonders interessant ist es, SNL-Komiker Andy Samberg, der hier ihren berichterstattenden Kollegen vom Magazin LIFE spielt, in einer ernsten Rolle zu erleben, was vermutlich seiner jüdischen Herkunft geschuldet ist – auf jeden Fall eine bemerkenswerte Besetzung der Rolle!
Wer hier also eine ausgiebige Biografie über Lee Miller erwartet, liegt vollkommen falsch. Es ist vielmehr ein Film über den II. Weltkrieg aus der Sicht von Lee Miller. Und dafür ist der Film sehr berührend und mitfühlend – ob mitten im Kugelhagel oder beim Öffnen der Waggons mit den Kadavern.

09.10.2024 | mz | Quelle: STUDIOCANAL
Kategorien: Kino