Fast zehn Jahre ist es her, als wir die Gefühle im Kopf des Mädchens Riley kennengelernt haben. Nun kommt die am Ende des ersten Films quasi angekündigte Fortsetzung über das Erwachsenwerden Rileys und die damit einher gehenden Veränderungen in ihrem Körper, respektive auch im Kopf, ins Kino…
»Hi, everybody! It’s Pouchy!«
Pouchy
Eines Nachts werden Freude und Kummer von einem Geräusch geweckt. Ein Alarmknopf blinkt, der bislang ausgeblieben ist: der Pubertätsalarm! Plötzlich ist Hochalarm: Abbruch-Arbeiter nehmen das Hauptquartier auseinander und machen Platz für neue Gefühle. Freude, Kummer, Wut, Angst und Ekel, die seit langem ein erfolgreiches Unternehmen führen, sind sich nicht sicher, wie sie sich fühlen sollen, als die Besorgnis auftaucht. Und sie ist nicht allein.
Warum man hier das englische Anxiety mit Zweifel übersetzt hat, bleibt mir ein Rätsel. Zweifel wäre Doubt und Anxiety bedeutet Angst, Sorge! So, wie Zweifel im Film umherwuselt, wären eigentlich eher Unruhe oder Panik eine passendere Übersetzung der Figur. Ähnlich verhält es sich auch mit der Figur Kummer, die im Original Sadness heißt, also Traurigkeit.
Traurigkeit statt Kummer, Besorgnis statt Zweifel und statt . Für die laxe Übersetzung seitens Disney gibt es von dieser Stelle aus auch schon mal einen Minuspunkt.
kann ich im Nachhinein als Namen gelten lassen, da das englische Wort Embarrassment mit Verlegenheit bzw. Peinlichkeit übersetzt wird und es immerhin deutsch klingt, so wie Heinrich oder Friedrich. Dennoch, vor allem, damit die Übersetzung und der Inhalt stimmt, nenne ich in diesem Artikel die Gefühle beim übersetzten Original – also Laut Regisseur Kelsey Mann war es sozusagen ein Kinderspiel, neue Gefühle in Rileys Kopf zuzulassen. »Ich hatte mich auf die Idee festgelegt, dass Besorgnis eine wichtige Figur ist«, sagt er. »Das ist etwas, das wirklich auftaucht, wenn wir Teenager werden – wir können das alle nachvollziehen. Ich erinnere mich, dass ich schon früh viel darüber recherchiert habe, was in diesem Alter in unseren Gehirnen vor sich geht, was diese Idee einer Abrissbirne auslöste, die durch das Hauptquartier kommt – ein Haufen Arbeiter, die anrücken und alles abreißen. Es ist eine Renovierung – so fühlt es sich an, wenn man ein Teenager ist. Es ist chaotisch.«
Zu dem Chaos und der Besorgnis im Hauptquartier gesellen sich neue Gefühle wie der immer wieder bewundernde Neid, die oft beschämende und Ennui, das so viel bedeutet wie »Langeweile, Verachtung oder dieses Gefühl der Gleichgültigkeit«, sagt Kelsey Mann. »Wenn Sie jemals einen Teenager gefragt haben, wie sein Tag war, und ein „gut“ gehört haben, dann ist das Ennui.«
»Witzig ist, dass wir bei der Recherche für den Originalfilm festgestellt haben, dass es mehr als nur fünf Gefühle gibt«, sagt Produzent Pete Docter. »Aber die ganze Welt und die Geschichte waren so komplex, dass wir sie wirklich vereinfachen mussten. Die Fortsetzung bot uns die Möglichkeit, einige der Gefühle einzubringen, die wir nicht verwenden konnten.
Natürlich empfinden jüngere Kinder Dinge wie Verlegenheit und Neid, aber ich denke, unser Trick, dass sie erst im späteren Leben auftauchen, funktioniert ganz gut, wenn man bedenkt, wie laut sie in unseren Teenager-Jahren empfunden werden. Es hat Spaß gemacht, noch mehr witzige, karikierte und sympathische Figuren zu entwickeln. Das war der eigentliche Grund, warum ich das Ding überhaupt erst gemacht habe!«
Laut dem ausführenden Produzenten Jonas Rivera, der den ersten Film produziert hat, löst die Entwicklung einer Fortsetzung bei den Filmemachern eine Vielzahl von Gefühlen aus. »Ich erinnere mich daran, wie ich in einen Vorführraum für Toy Story 4 ging«, sagt er. »Woody in einem Animationstest zu sehen, gab mir das Gefühl, die Familie wiederzusehen – er ist wie ein alter Freund. Die Vorstellung, Riley wiederzusehen und mit Freude, Traurigkeit, Wut und allen anderen wieder ins Hauptquartier zu kommen, war wie eine lustige Familienzusammenführung.«
»Gleichzeitig«, sagt er weiter, »weiß man bei einer Fortsetzung, dass das Publikum mit eigenen Erwartungen ins Kino kommt, weil sie die Figuren kennen. Das ist eine riesige Chance für uns, etwas zu liefern, das die Leute überrascht.«
Die Leiterin der Figurenabteilung, Ana Gabriela Lacaze, erklärt, dass die Gefühl-Figuren in der Gedankenwelt nicht fest sind, sondern aus vielen verschiedenen halbtransparenten Komponenten bestehen. »Der ätherische Look wird durch die Kombination von Oberflächen, Volumen und Partikeln erreicht«, sagt sie. »Die Partikel bei einigen Gefühlen wie Traurigkeit, oder Neid sind weicher, durchsichtiger und gehen nahtlos in die Volumen über. Bei einigen anderen Gefühlen wie Wut, Besorgnis oder Ennui sind die Partikel undurchsichtiger und verhalten sich fast wie Zuckerkristalle, und ihre Randvolumen sind weniger auffällig. Die Volumen, die vor allem auf den Profilen der Figuren zu sehen sind, sind je nach Beleuchtungsrichtung unterschiedlich eingefärbt, und ihre Augen glitzern, außer bei Traurigkeit.«
»Freude leuchtet immer, und sie hat ein großes, weiches, blaues Außenvolumen, das sie immer umgibt«, ergänzt sie. »Sie ist auch die einzige Figur, die Schlepppartikel hat – das sind kleine Partikel, die hinter ihr herfallen und sich auflösen, wenn sie sich bewegt.«
Laut der künstlerischen Leiterin für Beleuchtung, Rona Liu, musste bei der Beleuchtung die reiche Farbpalette berücksichtigt werden, die die Figuren in die Gedankenwelt einbrachten: »Es gibt so viele Figuren, dass man sie leicht an ihrer charakteristischen Farbe erkennen kann. Deshalb musste die Beleuchtung diffus und weich sein, damit die Farben der einzelnen Figuren leuchten konnten.«
Erschwert wurden die Bemühungen des Beleuchtungsteams durch eine aktualisierte Konsole, die je nach dem kontrollierten Gefühl die Farbe ändert. »Wir mussten sehr genau kontrollieren, wie stark sich dieses farbige Licht auf die Figuren auswirkt«, erklärt sie weiter. »Zu viel Grün auf einer roten Figur würde nicht ansprechend aussehen. Wir hatten die Möglichkeit, die Farbe um etwa 50 Prozent zu reduzieren, um ein möglichst angenehmes Ergebnis zu erzielen.«
Die lang erwartete Fortsetzung ist stimmig, auch wenn Witze wie z.B. der „Brainstorm“ wiederholt werden. Es gibt auch ein Wiedersehen mit den Unterbewusstseins-Wächtern Frank und Dave (respektive Frank Oz und Dave Goelz), wenn auch diesmal in der deutschen Fassung nicht wie im ersten Film von den Tatort-Kommissaren gesprochen.
Es gibt auch wieder 2D-Animationen, die natürlich nur in der 3D-Fassung zur Geltung kommen – großen Dank an Disney, dass weiterhin Filme in 3D produziert werden, mit der Bitte, diese auch in 3D für’s Heimkino herauszubringen! Die Zeichentrickfiguren Bloofy und Pouchy (in der deutschen Fassung Bauchi genannt) bringen da jede Menge Spaß mit.
Alles in allem ist Alles steht Kopf 2 eine gelungen Fortsetzung, die anderthalb Stunden Dauergrinsen verursacht. Die Ideen sind schier endlos, und wir können gespannt sein, wenn Riley erwachsen ist und die Nostalgie einen längeren Auftritt bekommt…