»Smooth is the descent, ease is the way.«
Im Jahr 2000 kam ein Film in die Kinos, der seinesgleichen suchte – Gladiator. Ridley Scott inszenierte das antike Rom samt im Computer erstellten Colosseum pompös und grandios, auch wenn der Inhalt und andere Teile des Films eher gekünstelt wirkten.
Anno MMXXIV versucht sich der mittlerweile 86-jährige Filmemacher nun an einer Fortsetzung und schraubt die Erwartungen der Fans des ersten Films hoch. Doch wie auch bei vielen Fortsetzungen fehlt auch hier etwas, das diese herausragen lässt – etwas Neues.
Der Film beginnt zunächst, ähnlich wie der erste, mit der Eroberung eines neuen Territoriums für die römischen Kaiserzwillinge Gata und Caracalla. General Marcus Acacius und die römische Batallion erklimmen die Küstenstadtmauern Numidiens, hinter denen sich Hanno und seine geliebte Frau und Kriegerin Arashat auf den Kampf vorbereiten.
Wie auch im ersten Film verliert die Hauptfigur die noch junge Familie (diesmal allerdings nur die Ehefrau) und landet in einer Gladiatorenschule – der von Macrinus, der in seinem neuen Gladiator die Möglichkeit sieht, in Rom endlich Fuß zu fassen. Und so kommt es, wie es kommen musste: Der verlorengegangene Sohn aus dem politischen Exil kommt zurück und setzt letztlich alles daran, Rom dem Volk zurückzugeben.
Mehr braucht man zum Inhalt nicht zu sagen. Der Rest sind Intrigen und Schauwerte, die den Protagonisten zum Ziel führen. Warum man Lucius nun zum Sohn von Maximus gemacht hat, bleibt schleierhaft. Fakt ist: Weder der echte Lucius war Maximus‘ Sohn, noch wurde im ersten Film darauf hingedeutet, dass dem so sei.
Maximus war seiner Familie treu und wartete sehnsüchtig darauf, heimzukehren und hatte während der Schlachten sicher keine Zeit für ein Schäferstündchen (oder wie man es im Kreise von Feldherren nennt) mit Lucilla, die eher wie eine Schwester angesehen war. Erst kurz vor seinem Tod kam es zu einem Kuss von ihr, den er eher zurückhaltend akzeptierte, denn sonst würde es auch keinen Sinn machen, seine verstorbene Familie sehnsüchtig hinter der Himmelspforte zu erwarten!
Dass der Ire Paul Mescal, hier (vermutlich aus dem Grund, der Sohn des Spaniers zu sein) etwas südländisch aussehend, den erwachsenen Lucius spielt, mag der Tatsache geschuldet zu sein, dass in der Filmhandlung nur 16 Jahre vergangen sind und der Originalschauspieler Spencer Treat Clark mittlerweile um einiges älter ist. Um den Umstand zu unterstützen, dass Thronfolger Lucius ins Exil geschickt wurde, um dessen Leben zu schützen, inszenierte man zudem zusätzliches Material mit einem anderen Schauspieler, der den jungen Lucius darstellte.
⚔️
In der Fortsetzung wird auch noch weniger historisch mit allem umgegangen. So entdecken wir eine Papyrus-Zeitung, die Senator Thraex durchblättert, oder auch die Tatsache, dass das Colosseum ein Multifunktionsstadion war, das mal eben mit Wasser gefüllt werden kann, um eine Schiffschlacht nachzustellen. Mit Haien!
Den einzigen schauspielerischen Schauwert bietet hier Denzel Washington, der seinen shakespearesken Macrinus mit derartiger Inbrunst spielt, dass man vermutet, er sei aus einem anderen Filmstudio hineingestolpert, während das Kaiserduo eher wie reiche verwöhnte Schnösel wirken denn als tatsächliche Herrscher.
Aus dem ersten Film sind Connie Nielsen als Lucilla und Derek Jacobi als Senator Gracchus mit dabei, um zusätzliches Bekanntes wiederzusehen und natürlich die Haupträmisse zu unterstützen. Ansonsten hätte der Film auch gleich ganz anders heißen können.
Für die sonnigen Kulissen sorgten Marokko und Malta und für die Musik diesmal nicht Hans Zimmer sondern Harry Gregson-Williams, der eher weniger eingängige Musik komponiert. Doch dafür, dass sich der Film zumindest optisch zu seinem Vorgänger einordnet, war John Mathieson erneut hinter der Kamera verantwortlich. Im Großen und Ganzen ist Gladiator II recht unterhaltsam, wenn auch belanglos und für die Fans des ersten Films letztlich eher enttäuschend.