Dienstag, 30. April 2024
Gary Grooberson und Callie Spengler inspizieren den Schaden.
📷 Jaap Buitendijk - © CTMG, Inc.
Vor drei Jahren wurde mit Ghostbusters | Legacy die Fackel an die Nachfolge-Generation weitergereicht – vor wie auch hinter der Kamera. Jetzt geht die Geschichte weiter, denn die „Geisterjäger“ kehren an ihren alten Wirkungsort, die alte Feuerwache im unteren Manhattan, zurück, um sich ihren bisher schrecklichsten (und komischsten) Bedrohungen zu stellen. Nachdem Gil Kenan beim Vorgänger als Mit-Autor und ausführender Produzent fungierte, übernimmt er beim neuen Film den Regiestuhl.
Für Jason Reitman ist Ghostbusters | Frozen Empire sozusagen die Fortführung des Familiengeschäfts, das ihm sein Vater Ivan Reitman hinterlassen hat, der wenige Monate nach dem Erscheinen des letzten Films gestorben war, jedoch nicht, ohne die Idee für Frozen Empire zu hören: »Wir saßen draußen mit meinem Vater und begannen, ihm all unsere Ideen für den nächsten Ghostbusters-Film zu erzählen«, erinnert sich Jason Reitman. »Wir legten ihm alles dar, und es ist die letzte Geschichte, die ich meinem Vater erzählen konnte – die Geschichte von Frozen Empire, einem neuen Abenteuer für die Ghostbusters in Manhattan.«

»When the light is green, the world is clean!«

Legacy endete damit, wie Familie Spengler den Ecto-1 „nach Hause“ in die alte Feuerwache brachte – den Ort, den die glorreichen vier Geisterfänger vor 40 Jahren für ihre Zwecke genutzt hatten, das Portal in die Geisterdimension zu verschließen. Inzwischen sind zwei Jahre vergangen. Die Spenglers (samt Gary Grooberson) haben sich dort eingelebt und fangen fleißig Geister ein.
Und es ist nicht einfach, wenn der Ort, an dem man lebt und aufwächst, auch der Ort ist, an dem man arbeitet. »Teil der Spannung ist das Wechselspiel zwischen Leben und Arbeit, das Finden der Balance«, sagt Regisseur und Mit-Autor Gil Kenan. »Die Feuerwehrstangen führen von den Schlafzimmern hinunter in die Küche und dann zu den Spinden, wo sie ihre Schutzanzüge anziehen und ihre Protonenpacks umschnallen. Das Auto steht im Erdgeschoss. Diese natürliche Spannung zwischen dem, was wir als Familie sind, und dem, was wir als Geisterjäger sind, steht im Mittelpunkt der Geschichte.«
Gleich zu Beginn müssen sie imposant den sogenannten Hells Kitchen Sewer Dragon einfangen – nicht ganz so einfach, auch nicht mit der neuen Drohne. Als sich die Kollateralschäden summieren, muss Bürgermeister Walter Peck (ein weiterer Mitstreiter aus dem Film von 1984, kommt die Frage hoch: Ist er wieder oder immer noch Bürgermeister?!) einlenken und „bestraft“ die Geisterfänger, indem er Phoebe die (Kinder-)Arbeit untersagt, da diese noch minderjährig ist.
Für Phoebe ist es besonders schmerzhaft, weil sie durch das Einfangen von Geistern endlich einen Weg gefunden hat, dazuzugehören. Gespielt wird der Bürgermeister erneut von William Atherton, der damals nicht nur den „Ghostbusters“ das Leben schwer machte, sondern auch John McClane in den Stirb langsam-Filmen.
Während sich die Familie geistertechnisch eingespielt hat, hapert es jedoch im Privatleben. Trevor ist mittlerweile 18 geworden und versucht, seinen Platz in der Welt und in der Familie zu finden. Letzteres fällt auch Gary Grooberson schwer, wie Paul Rudd erklärt: »Sein Instinkt ist es, der Kumpel der Kinder zu sein, aber manchmal muss man ein Elternteil sein und sich durchsetzen können. Das ist jedoch das Problem – er ist kein Elternteil. Er kennt sie erst seit ein paar Jahren. Er schätzt und liebt sie wirklich, aber es ist alles ein wenig undefiniert, und das ist etwas, das ihm zu schaffen macht, denn er hat wirklich das Gefühl, dass dies sein Zuhause ist.«
Auch mitgezogen sind Lucky, die inzwischen für Winstons neues Ghostbuster-Labor arbeitet und Podcast, der eine Sendung mit Ray Stantz produziert, in der Objekte begutachtet werden, ob diese besessen sind, oder einfach nur normale Alltagsgegenstände, die von Podcasts „Hammer der Wahrheit“ zerstört werden.
Im Mittelpunkt der Geschichte von Frozen Empire steht Nadeem, ein zielloser Faulpelz, der die alten Besitztümer seiner verstorbenen Großmutter verkauft, um zu überleben – schön naiv gespielt von Kumail Nanjiani. Als dieser eine mysteriöse alte Messingkugel findet, glaubt er, dass sie genau das Richtige für Ray Stantz ist – und in der Tat sind die PKE-Werte überragend.
Doch dann stellt sich heraus, dass die Kugel ein uraltes Gefängnis ist, in dem der schreckliche Dämon Garraka gefangen gehalten wird. Garrakas legendäre Kraft ist die „Todeskälte“. Er lässt Menschen vor Schreck buchstäblich einfrieren. Und das sind keine gewöhnlichen Erfrierungen! Seine übernatürliche Kraft kann jedes Gramm eines Körpers vereisen, so dass dieser in winzige Kristalle zerbricht. Und nicht nur das – Garraka ist ein vernichtendes, unerbittliches Böses, das die Erde und jeden darauf tiefgefrieren kann – was in der Tat cooler ist, als cool zu sein…
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Ghostbusters | Frozen Empire mag zwar nicht sehr originell daherkommen (wieder mal plötzlicher Eiseskälteeinbruch – hat aber diesmal nichts mit Klimawandel zu tun!), macht sich jedoch familientechnisch Gedanken und wurde souverän mit weniger Computereffekten umgesetzt, als man zunächst vermuten würde.
»Die Geschichte der praktischen Effekte und der visuellen optischen Effekte in der Ghostbusters-Reihe ist lang«, sagt VFX-Aufseher Geoff Baumann. »Ich denke, besonders da die heutige Welt des Filmemachens in eine CG-Welt abdriftet, gab es ein starkes Verlangen, einen Schritt zurückzutreten, sich den Filmemachungsprozess von 1984 anzusehen, und zu versuchen, so viel davon zu übernehmen, wie wir konnten, während wir gleichzeitig auch die modernen Werkzeuge von heute einbauen.«
Visuelle Effekte sind Computerbilder – alles, was in der Postproduktion durch Zusammenstellung oder Animation erreicht wird. Bei all dem gab es ein Mantra: »Es musste auf etwas basieren, von dem man glauben konnte, dass es real ist«, sagt Geoff Baumann.
Im Film von 1984 zum Beispiel war die Figur Slimer eine große Gummipuppe, die von einem Schauspieler getragen wurde und über die Hintergrundszenen mit den Schauspielern zusammengesetzt war. Bei Ghostbusters | Frozen Empire verfolgten die Filmemacher einen ähnlichen Ansatz: Sie arbeiteten eng mit den Teams zusammen, die die Puppen modellieren und bauen, sowie mit dem Darsteller (oder manchmal mit mehreren Darstellern), der die Puppe bedient, und mit dem Kameramann.
Die Technik der alten Schule ist eine knifflige Angelegenheit, die sich aber lohnt, weiß Geoff Baumann. »Es war eine großartige Gelegenheit, mit praktischen Puppenspielern zu arbeiten und ihre Arbeit zu unterstützen und zu erweitern«, sagt er. »Die Möglichkeit, buchstäblich mit der Puppe zu spielen, hatte einen starken Einfluss auf unsere Künstler und Mitarbeiter.«
Der Vorteil, so Spezialeffekte-Chef John van der Pool, ist die Möglichkeit, in einem Ghostbusters-Film etwas zu zeigen, das noch nie zuvor gezeigt wurde: Slimer beim Schleimen vor der Kamera. »Er ist eine echte Berühmtheit und eine klassische Figur, aber alle bisherigen Filme haben es nie geschafft, das Schleimen vor der Kamera zu zeigen. Die Kamera schwenkt um, der Schauspieler wird mit Schleim übergossen, und der Schnitt zeigt den durchnässten Schauspieler«, erklärt er.
 »Bei diesem Film hatten wir die Gelegenheit, eine Methode zu entwickeln, um Finn vor der Kamera abzuschleimen: ein eigenständiges Paket, das gleichzeitig einen Schleimspritzer auf Finns Brust und auf seinen Rücken machen konnte.“
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Ghostbusters | Frozen Empire macht Spaß und hat alles, was einen Ghostbuster-Film ausmacht – diesmal sogar auch wieder mit Bill Murrays klassischem Humor. Manchmal wirkt der Film ein wenig überladen, weil plötzlich so viele Figuren auf einmal umherwuseln – alte, neue, und sogar brandneue zusammen mit dem neuen paranormalen Forschungszentrum. Da kann man schon mal etwas übersehen (oder man guckt genauer auf die Details).
Es hilft, zumindest den letzten Ghostbusters-Film gesehen zu haben. Und für all die Fans der ersten Stunde gibt es genug wiederzuentdecken. Allerdings wird der Film nicht in allen IMAX®-Kinos gezeigt, auch nur in einigen ScreenX-Kinos – vermutlich, weil es sich nicht lohnt, da (wie so oft und auch bei den vorherigen Filmen) nicht der komplette Film die Formate bedient. Dennoch kann man nur gute Unterhaltung für die ganze Familie (ab 12 Jahre) wünschen!

25.04.2024 | mz | Quelle: Sony Pictures
Kategorien: Kino