Freitag, 17. Mai 2024
Art, Tashi und Patrick lernen sich kennen.
© MGM | Warner Brothers
Die persönliche Intensität hat eine magnetische, majestätische Kraft. Wenn wir sie in der Art und Weise sehen, wie Menschen sich auf ihre Leidenschaft, ihre Kunst oder ihre Ziele konzentrieren, kann sie ein Aphrodisiakum sein. Und wenn wir sie in der Art und Weise spüren, wie sie sich der Liebe und dem Begehren nähern, wird Intensität zu einem Vorteil – auch wenn wir nicht sicher sind, wer davon aufsteigt und wer fällt.
Das Hin und Her zwischen den Extremen zu beobachten, kann faszinierend sein. Und einer Person dabei zuzusehen, wie sie ihre Macht ausübt, ist verführerisch. Tashi Duncan wird von Talent und Intensität angetrieben. Die Wildheit des jungen Tennisstars in ihrem Sport entspricht ihrer Körperlichkeit, ihrem Selbstvertrauen und ihrer inneren Kraft.
Als ihre Tennis-Kollegen Patrick Zweig und Art Donaldson das Tennis-Wunderkind zu Beginn ihrer Karriere auf dem Platz in Aktion sehen, sind die beiden besten Freunde begeistert. Und obwohl Patrick und Art sich schon seit ihrer Zeit als Zimmergenossen an einer Tennisakademie kennen und sich in der Tenniswelt selbst einen Namen als „Fire & Ice“ erarbeitet haben, kommt der Konkurrenzkampf in Gang.
Tashi, die schlauer ist als Art und Patrick, obwohl alle drei erst 18 Jahre alt sind, weiß alles. …auch Dinge, die Art und Patrick nicht sehen oder nicht sehen wollen. So beginnt eine Reise, die Tashi, Art und Patrick an Orte führt, die keiner von ihnen erwartet hat.

»Can you just hold me until I fall asleep?«

Art Donaldson

Challengers springt durch eine dynamische, ineinander verwobene Handlung, die im Leben dieser Figuren hin und her reist, eingerahmt von einem aufschlussreichen „Herausforderer“-Tennismatch zwischen Art und Patrick, das 13 Jahre nach dem Kennenlernen von Tashi stattfindet.
Eine Knieverletzung hat Tashis Werdegang verändert. Sie hat Art geheiratet und eine Tochter bekommen. Die zielstrebige Powerfrau arbeitet inzwischen erfolgreich als Trainerin und hat ihren Ehemann zum Champion aufgebaut. Weil sich dieser jedoch in einem Formtief befindet, bringt Tashi ihn dazu, an einem unterklassigen Turnier teilzunehmen, um zu alter Stärke zurückzufinden.
Der Comeback-Plan nimmt allerdings eine überraschende Wendung, als Art gegen den gescheiterten Patrick antreten muss – seinen ehemaligen besten Freund und Tashis früheren Geliebten.
Der Film springt, wie der Ball bei einem Tennisspiel, zwischen Vergangenheit und Gegenwart und Zeiten dazwischen hin und her und wir sehen die Wege, die sie eingeschlagen haben, die Spiele, die sie gespielt haben, und die Leidenschaft, der sie gefolgt sind. Es ist Tashis Macht, emotionell und romantisch, die die Verbindung zwischen ihnen allen sowohl dreht als auch verankert.
Und während Vergangenheit und Gegenwart aufeinanderprallen und die Spannungen hochkochen, muss sich Tashi eine entscheidende Frage stellen: Wie weit gehe ich, um zu gewinnen?
🎾
Neben ihrer außergewöhnlich athletischen Figur zeigt Zendaya hier auch, wie man mit Männern umgeht, wenn deren Gefühlserwartungen nicht im gleichen Maße erwidert werden. Die Kennenlernszene in dem Zimmer der beiden Freunde spricht Bände und zeigt Tashis Unentschlossenheit, die sich bis in die Gegenwart zieht.
Es gibt jede Menge Tennis zu sehen, wenn auch nur oberflächlich. Was jedoch das Publikum wachhält, ist die schnelltaktige Filmmusik von Trent Reznor und Atticus Ross, die sich perfekt zu den Bildern gesellt. Besonders interessant ist auch eine Ballkamera – mal im Ball, und mal wird der Ball nahezu direkt in die Kamera geschlagen, was das Publikum selbst bei zweidimensionaler Betrachtung zucken lässt!
Man erkennt auch die Handschrift von Regisseur Luca Guadagnino, der sich mit Call me by your Name einen Namen gemacht hat. Allerdings erreicht der Film eine gewisse Überlänge, während man nach anderthalb Stunden bereits auf ein Ende hofft. Doch die Geschichtenzwiebel wird immer weiter gepellt – bis zum alles entscheidenden letzten Satz, in dem Tashi endlich wieder vernünftiges Tennis sieht.
Unterm Strich bleibt ein unterhaltsames Liebesdreieck mit relativ unbekannten männlichen Hauptdarstellern, das zudem noch die Psychologie hinter den Fassaden der Spielenden erforscht, technisch jedoch wenig preisgibt, weshalb man auch nicht unbedingt Tennis mögen muss, um sich den Film anzusehen. Stattdessen lästert man über jede der drei Figuren, bis sich am Ende ein Bild geformt hat, das mit dem Lied „Compress / Repress“ des Musikfilmduos abschließt.

10.05.2024 | mz
Kategorien: Kino