Dienstag, 16. April 2024
Nome di Donna
Nina, eine junge alleinerziehende Mutter, verliert in Mailand ihre Arbeit als Restauratorin. Sie findet neue auf dem Land, im Institut Baratta, einem kirchlichen, luxuriösen Pflegeheim für ältere Menschen – eine Aufgabe, die ihr Spaß macht und ihre Unabhängigkeit sichert. Doch eines Abends ruft der Direktor des Instituts sie nach Dienstschluss in sein Büro und bedrängt sie sexuell, wie er es auch mit anderen Mitarbeiterinnen des Baratta gemacht hat.
Während die anderen Frauen aus einer Mischung von Angst und Scham schweigen, zeigt Nina den Direktor an. Der weiß sich mit Unterstützung der Kirchenhierarchie juristisch zu wehren. Das Verfahren wird eingestellt, Nina von ihren Kolleginnen geschnitten und (vorerst) entlassen. Es kommt sogar zu einer Klage gegen sie wegen übler Nachrede.
Der Film thematisiert das lange unterdrückte Problem der sexuellen Belästigung im Berufsalltag. Die Erzählung von Regisseur Marco Tullio Giordana und der Drehbuchautorin Cristiana Mainardi ist besonders eindrücklich, weil sie unter der offen kriminellen Ebene der Vergewaltigung bleibt. Ihnen geht es um die Schilderung eines Mannes, der seine Führungsposition wie selbstverständlich ausnutzt, aber auch um das Schweigen der betroffenen Frauen.
Der Mailänder Regisseur wurde für seine früheren Arbeiten wie Cento Passi oder La Meglio Gioventù in Venedig und Cannes ausgezeichnet.  Der Filmtitel bezieht sich auf eine anonyme Akte einer Gewerkschaftsinitiative. Der Film gehört zu der inzwischen gar nicht mehr so neuen realistischen Welle des italienischen Kinos. Er kommt zur rechten Zeit und unterstützt die nach dem Vorbild von #metoo von den Schauspielerinnen Jasmine Trinca und Alba Rohrwacher ins Leben gerufene Initiative Dissenso Comune. In einem von vielen Mitarbeiterinnen aus Theater, Film und Fernsehen unterzeichneten Brief werden Frauen aufgefordert, das Schweigen zu brechen.

14.03.2020 | mz
Kategorien: Filme