Jeder verdient eine zweite Chance! In Thunderbolts* stellt Marvel Studios ein eigenwilliges Team aus „hoffnungslosen Fällen“ zusammen, die alle schon schlimme Dinge getan haben. Doch gemeinsam müssen sie sich auf eine Mission begeben, die sie zwingt, sich den dunkelsten Ecken ihrer Vergangenheit zu stellen. Wird sich diese dysfunktionale Truppe gegenseitig ins Unglück stürzen oder am Ende befreien und zu etwas viel Größerem zusammenschließen?

Zentrale Hauptfigur in diesem Film, der zugleich die 5. Phase des MCU beendet, ist die ehemalige Black-Widow-Assassine Jelena Bjelowa, die wir bereits in der Vorgeschichte Black Widow kennengelernt haben, und die auch beim Hawkeye-Generationswechsel auf Disney+ mitmischte.

Gleich zu Beginn erleben wir die ausgebrannte Jelena bei ihrem Auftrag, Beweise im Auftrag der zwielichtigen Valentina Allegra de Fontaine zu vernichten. Dabei legt Florence Pugh selbst in bester Tom-Cruise-Manier einen waghalsigen Stunt hin, indem sie mit einem Fallschirm von einem Wolkenkratzer springt, um auf einem niedrigeren zu landen – ein waghalsiges Unternehmen, das sie eigenverantwortlich unternommen hat, da es für Marvel zu gefährlich eingestuft wurde, um ihn mit dem Star durchzuführen.

Zu ihr gesellen sich ein ebenfalls gelangweilter Alexej, der in grauer Vorzeit für die Sowjetunion als Antwort auf Captain America hochgezüchtet wurde (ebenfalls in Black Widow vorgestellt) und sich mittlerweile mit seinem Red Guardian Limousinen-Fahrdienst seinen Lebensunterhalt verdient – mit dem Motto: Protecting you from boring evening; John Walker, der ehemals offizielle Nachfolger von Steve Rogers als Captain America (in der Serie The Falcon and the Winter Soldier etabliert); und Ava Starr, eher bekannt als Ghost aus Ant-Man and the Wasp.

Nach seiner Rehabilitation in Wakanda und der Zusammenarbeit mit Sam Wilson (früher bekannt als The Falcon, inzwischen der neue Captain America) finden wir den ehemaligen „Wintersoldat“ Bucky Barnes als Kongressabgeordneten wieder, der Beweise gegen CIA-Direktorin Valentina sammelt, um sie aus dem Amt zu heben.

Die Thunderbolts, die Donnerbolzen, (Alexej wollte sie eigentlich „AvengerZ“ nennen) diese Namensgebung dieser unfreiwilligen Antiheldentruppe kommt ganz spontan aus den Dialogen hervor und war eigentlich der Name der Fußballmannschaft aus Jelenas Kindheit – einer Mannschaft, die nie ein Spiel gewonnen hatte! Das passt auch hervorragend zu diesen griesgrämigen Außenseitern, die sich im Laufe des Films buchstäblich zusammenraufen, um am Ende des Films auch die Fußnote im Titel zu erklären, die eigentlich zum wahren Titel führt, der jedoch bis dahin unglaublich erscheinen würde.

Zusammen mit dem Anhängsel Bob, den sie unter ihre Fittiche nehmen, macht sich die Selbsthilfegruppe für abgehalfterte Schurken und Antihelden auf die Suche nach sich selbst und ihrer Bestimmung, die dann in der Zusatzszene nach dem Abspann die sechste Phase des MCU einläutet.

Die Dialoge von Anarchismus bis Zynismus sind es, die das Publikum bei der Stange hält – und natürlich die Freisetzung von Sentry, der wie eine Mischung aus Thanos und Homelander (bissiger Seitenhieb auf das andere Comic-Universum) die Fans beunruhigt. Fingerschnipsen war gestern, jetzt kommt die Depression! Das ist eine gelungene Aufarbeitung von zeitgenössischer Weltgeschichte ins Marvel-Universum!

Thunderbolts* ist ein zur Abwechslung mal unterhaltsamer Marvel-Genuss, wie man ihn seit den Guardians of the Galaxy vermisst hatte. Als kleinen Bonus an die guten alten Zeiten von Iron Man (immerhin schon 35 Filme her!) gibt es neben den bissigen Bemerkungen auch ein Wiedersehen mit einem alten Bauwerk!

Einzig das Argument, dass die Erde keine Super-Beschützer mehr hat, kann nicht so recht überzeugen, da wir doch neben dem neuen Cap auch noch Miss Marvel (und übertragen auch Captain Marvel) haben. Und was ist mit Thor und den Walküren? Oder Dr. Strange und America Chavez? Hulk grün und rot? Bleiben wir also zunächst gespannt, wie demnächst die neuen Fantastischen 4 ins Kevin-Feige-MCU integriert werden…