Thor ist der erste Held des Marvel-Kino-Universums, der einen vierten Film bekommen hat. Iron Man und Cap hatten es jeweils auf drei Filme geschafft. Wie schon bei Thor | Tag der Entscheidung sorgt Taika Waititi hier nicht nur als Regisseur und Drehbuchautor, sondern auch wieder als Thors treuer Begleiter Korg für Komik. Schrill und bunt ist auch dieses Abenteuer, das an die vorangegangenen Marvel-Filme anschließt.
Wir erinnern uns: Asgard wurde zerstört, und die übrig gebliebenen Asgardier fanden auf der Erde auf Skandinavien ein neues Zuhause – mit Walküre als Oberhaupt, da Thor in einer Existenzkrise steckte und zahlreiche Pfunde zulegte. Inzwischen haben ihn die Guardians of the Galaxy „adoptiert“ und seinem Leben neuen Sinn gegeben. Thor hat sich die Pfunde wieder abtrainiert und sucht nun nach innerem Frieden.
Allein der zweite Prolog ist schon ein Action-Komödien-Feuerwerk, das quasi einen Film für sich ausfüllen könnte. Doch das „Volume 3“ der Weltraumhelden kommt erst im nächsten Jahr in die Kinos, und wir haben hier schließlich einen Thor-Film vorliegen. Also verschwinden diese auch schon bald aus dem Augenmerk und eine andere bekannte Figur kommt zurück – JodieJane Foster. Es gibt auch ein kurzes Wiedersehen mit ihrer Assistentin Darcy wie auch Erik Selvig.
Doch ohne jetzt die Tragik der Geschichte vorwegzunehmen, geschieht etwas Unglaubliches – Mjölnir (Thors alter Hammer, den die böse Schwester zerbröselt hatte) wird von Jane zum Leben erweckt und macht sie zur „Mächtigen Thor“ – ganz zum Erstaunen ihres Ex-Liebhabers, der nach Neu Asgard zurückkehrt, um gegen eine neue Bedrohung zu kämpfen: Gorr, der letzte seiner Rasse, wurde vom berüchtigten Nekroschwert als Gottesschlächter auserkoren.
Nach ein paar Göttern „der unteren Ebene“, wie Thor beschreibt, hat Gorr nun Thor anvisiert und entführt alle Asgard-Kinder, um ihn in eine Falle zu locken. Gorr braucht den Schlüssel zur „Ewigkeit“, wo die übrigen Götter in Saus und Braus leben, damit er sein Vorhaben, alle Götter zu vernichten, auch durchsetzen kann.
So machen sich Thor, Mächtige Thor und König Walküre auf den Weg in die Omnipotente Stadt, um Zeus zu warnen und ihn um Hilfe zu bitten. Doch die Aktion geht nach hinten los, und schon bald sind die Drei mit Zeus’ Blitz auf der Flucht zurück, um gegen Gorr anzutreten…
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Nach dem kompliziert verwobenen letzten Marvel-Abenteuer von Doctor Strange kommt nun wieder ein spaßiges Abenteuer, das nicht nur mit Wortwitz hantiert. »Meiner Meinung nach werden die Ziegen der Fan-Favorit von Thor | Love and Thunder sein«, sagt Drehbuchautorin Jennifer Kaytin Robinson. »Die beiden sind die absoluten Stars.« Das Ganze ist schon äußerst skurril – schreiende Riesen-Ziegenböcke, die bei jedem Auftritt, mag er noch so kurz sein, für Lacher sorgen, ziehen ein umgebautes klassisches Wikinger-Holzschiff, das ursprünglich Touristen nach Neu Asgard brachte, um als Transportmittel auf dem Bifrost zu fungieren.
»Ich bin ein wirklich großer Fan von Ziegen«, sagt Tessa Thompson. »Das kann man im Internet nachlesen. Als ich das Drehbuch las, war es für mich das Größte, dass Ziegen offiziell ins Marvel Cinematic Universe kommen. Und es ist höchste Zeit! Ich freue mich für alle Ziegen und für alle Ziegenliebhaber wie mich.« Wer hätte das gedacht…?
Neben dem Donner spielt titelgebunden auch Liebe eine große Rolle. Es ist aber nicht nur die erwartete Liebe zwischen Thor und Jane, sondern auch die freundschaftliche Liebe der Guardians, und nicht zuletzt die Eifersucht von Thors neuem Hammer Sturmbrecher, der gegen Thors alte Liebe zu Mjölnir zu kämpfen hat. Passend zu Liebe und Donner gibt es natürlich auch die passend rockige Filmmusik, die die Stimmung untermahlt.
Bei all der Party-Abenteuer-Stimmung wirkt natürlich die Handlung mit Gorr ein wenig kontraproduktiv, zieht herunter und wirkt schon ein wenig abgedroschen. Zudem ist die Rolle mit Christian Bale auch ein wenig überbesetzt, da man ihn kaum erkennt. Er selbst hatte auch so seine Schwierigkeiten mit dem Makeup: »Ich hege nunmehr riesige Hochachtung vor Damen mit langen Acrylnägeln«, erklärt er. »Ich war nutzlos und erbärmlich. Ich konnte nichts mit ihnen machen. Und dann hätten Sie mich erleben sollen, wie ich versucht habe, mit anderen Menschen zu reden, während ich Gorrs Gebiss trug. Ich musste mich wahnsinnig anstrengen, dass meine Aussprache klar und deutlich war.«
Was zudem noch in der heutigen Zeit stört, ist, dass man Walküre als König bezeichnet und nicht als Königin. Das mag Marvel-historisch so gewachsen sein, hört sich aber mittlerweile irgendwie falsch an. Marvel-historisch ist dann auch wieder das Sitzenbleiben im Abspann, das mit zwei Zusatzszenen belohnt wird. Alles in allem ist Thor | Love and Thunder wie sein Vorgänger ein Abenteuer, das man sich immer wieder ansehen kann und Spaß dabei hat.