Donnerstag, 19. Juni 2025
Der Phönizische Meisterstreich
Zsa-Zsa Korda (Benicio del Toro), Liesl (Mia Threapleton) und Björn (Michael Cera)
Zsa-Zsa Korda (Benicio del Toro)
Liesl (Mia Threapleton)
Zsa-Zsa Korda (Benicio del Toro)
Björn (Michael Cera) und Zsa-Zsa Korda (Benicio del Toro)
Zsa-Zsa Korda (Benicio del Toro), Björn (Michael Cera) und Liesl (Mia Threapleton)
Liesl (Mia Threapleton) und Zsa-Zsa Korda (Benicio del Toro)
Björn (Michael Cera) und Liesl (Mia Threapleton)
Liesl (Mia Threapleton)
Björn (Michael Cera) und Liesl (Mia Threapleton)
Zsa-Zsa Korda (Benicio del Toro), Liesl (Mia Threapleton) und Björn (Michael Cera)
Zsa-Zsa Korda (Benicio del Toro), Liesl (Mia Threapleton)
Liesl (Mia Threapleton), Zsa-Zsa Korda (Benicio del Toro) und Björn (Michael Cera)
Regisseur Wes Anderson bei den Dreharbeiten
Mathieu Amalric, Regisseur Wes Anderson, Mia Threapleton und Benicio del Toro bei den Dreharbeiten
zurück
vor
 
1950. Anatole „Zsa-zsa“ Korda, ein geheimnisvoller Industrieller und einer der reichsten Männer Europas, überlebt zum wiederholten Mal ein Attentat auf sein Leben – seinen mittlerweile sechsten Flugzeugabsturz. Seine weitreichenden, äußerst komplexen und erbarmungslosen Geschäftspraktiken haben ihn nicht nur konkurrierenden Unternehmen, sondern auch Regierungen unterschiedlichster Ideologien auf der ganzen Welt zum Feind gemacht – was ihn damit auch zum Ziel zahlreicher Attentäter machte.
Nun steht Korda vor der Vollendung eines Jahrzehnte dauernden, bahnbrechenden Vorhabens: das Korda Land und Meer Phönizische Infrastruktur Projekt – ein
ehrgeiziges Großprojekt zur Erschließung einer lange vergessenen, doch potenziell äußerst ertragreichen Region.
Das Risiko für sein persönliches Vermögen ist inzwischen unermesslich. Die lebensbedrohlichen Situationen nehmen kein Ende. Er nutzt diesen Moment, um eine Nachfolgerin zu bestimmen und einzuarbeiten: seine 20-jährige Tochter Liesl, die sich von ihm entfremdet hat und mittlerweile als Nonne lebt.
Mit ihrem Familientutor Bjorn im Schlepptau durchqueren Zsa-zsa und Liesl das moderne unabhängige Phönizien und treffen sich auf ihrer Mission mit ihren verschiedenen Partnern, um „die Lücke“ (ein rasant wachsendes finanzielles Defizit) zu schließen, die Zsa-zsa so bezeichnet: „Alles, was wir haben. Und ein bisschen mehr.“ Auf dem Weg dorthin untersucht Liesl den ungelösten Mord an Zsa-zsas erster Frau, ihrer Mutter, der ein Jahrzehnt zurückliegt.
»You’re fired!«
Anatole „Zsa-zsa“ Korda
Mit Zsa-zsa Korda haben Wes Anderson, Roman Coppola und vor allem Benicio del Toro einen ikonischen Antihelden geschaffen – unergründlich, faszinierend, weltgewandt und zugleich vollkommen einzigartig in Wes Andersons Kosmos. Benicio del Toros dominierende Präsenz ist in fast jeder Szene zu erleben und macht ihn zu einer Figur für die Ewigkeit.
Nicht minder sieht es bei der noch relativ unbekannten Mia Threapleton aus, die man eventuell aus Die Gärtnerin von Versailles (2014), in dem sie ihren Einstand gab, der Serienadaption von Gefährliche Liebschaften (2022, LIONSGATE+), der Serie The Buccaneers (Apple tv+) oder dem Netflix-Drama Scoop (2024) kennen könnte und die Tochter von Kate Winslet ist. Sie ist die eigentliche Identifikationsfigur und Sympathieträgerin des Films und besticht mit ihrer süß-dominanten Erscheinung und durch ihre grünen Strumpfhosen, die mit dem roten Lippenstift ihr Nonnenkostüm (und -Dasein) ad absurdum führen.
»Wes bat mich, die Bibel zu studieren«, erzählt sie. »Als ich für die Kostümanprobe nach Rom fuhr, nutzte ich jede Gelegenheit, um mir alles mit einem katholischen Bezug anzusehen – verschiedene Kirchen, Kunstwerke. Ich sprach mit so vielen Menschen wie möglich darüber.«
Die religiösen Elemente spiegeln zugleich den Surrealismus und die Faszination für das Heilige – und dessen bewusste Umkehrung. »Das ist zum Teil von Buñuel inspiriert«, sagt Wes Anderson. »Der Katholizismus ist in jedem Buñuel-Film eingewoben. Irgendwie ist er immer ein Faden, manchmal ist er der ganze Stoff.«
Die Vater-Tochter-Beziehung ist das Herzstück des Films, das Wes Anderson aus seinem Privatleben mit einbrachte. »Dieses Motiv hat vielleicht auch damit zu tun, dass ich eine Tochter habe«, sagt er. »Und ich denke, die Vater-Tochter-Thematik spiegelt auch der Vater meiner Frau Juman wider (Fouad Malouf, ein libanesischer Geschäftsmann) sowie ihre Erfahrungen mit ihm, wie auch meine eigenen. In gewisser Weise war er die erste Inspiration für den Film. Etwas in Zsa-zsa ist ganz und gar in Fouad verwurzelt.«
Auch die schillernden Figuren, die Zsa-zsas Welt bevölkern und die der Schlüssel zu seinem Plan sind, wurden zum Teil von Menschen aus dem Umfeld von Fouad Malouf inspiriert, dem der Film gewidmet ist. »Das war in gewisser Weise von Fouads Kollegenkreis inspiriert«, sagt Wes Anderson.
»Wir hatten die Idee, dass bestimmte Kollegen jeweils auf bestimmte Aufgaben innerhalb dieses großen Infrastrukturprojekts spezialisiert sind: ein Reeder, ein Königreich, Eisenbahnpioniere. Er hatte sein Unternehmen, sein Team und eine Reihe von Weggefährten. Ich fragte ihn, wie sie waren, und er sagte: „Alles Löwen.“«
Mit einem durchdachten Plan (in einem ausgeklügelten Set von Schuhkartons! – siehe Anhang) und der sich vergrößernden „Lücke“ (durch einen von vielen möglichen Gegnern), machen sich die Drei auf den Weg durch das moderne unabhängige Phönizien, um sich mit jedem der Geschäftspartner in jeweils einem der Schuhkartons zu treffen (und deren Hilfe in Anspruch zu nehmen).
Dabei treffen wir mit ihnen auf ein paar bekannte Gesichter aus früheren Wes Anderson-Filmen: Jeffrey Wright, Scarlett Johansson, Tom Hanks, Mathieu Amalric, Rupert Friend oder Bryan Cranston, aber auch Neuzugänge wie Riz Ahmed oder Benedict Cumberbatch. Doch auch in den himmlischen Zwischenspielen sind zahlreiche bekannte Gesichter zu sehen, die man mehr oder weniger auch in den vorigen Werken des Schöpfers kennen mag. Und da der Film in Babelsberg gedreht wurde, gibt es auch ein paar heimische Kurzauftritte, u.a. Sönke Möhring, Max Mauff, Philipp Droste, Volker Zack oder Karl Markovics.
Und natürlich besticht ein Film von Wes Anderson durch die visuelle Umsetzung. Dadurch, dass der Film im 4:3-Format gedreht wurde, bleibt den Figuren unter Umständen wenig Platz, sodass hin und wieder sich Liesl oder Bjorn verrenken, um im Bild zu sein, was natürlich für Lacher sorgt. Kameramann Bruno Delbonnel war das neue Gesicht am Set. Zusammen hatten sie zuvor bereits bei Werbespots gearbeitet. Zwischenzeitlich wurde Haus 5 im Studio Babelsberg zum „Wes Anderson Building“ umgetauft.
Als wir nach dem ersten Flugzeugabsturz zu Zsa-zsa zurückkehren, liegt er genüsslich in der Badewanne. Für diese Eröffnungssequenz, aus der Vogelperspektive in Zeitlupe gedreht, bezieht sich Wes Anderson auf Brian de Palma, einen Meister seines Fachs. Wie Robert de Niro als Al Capone, der in Die Unbestechlichen rasiert wird, ruht die Kamera auf Deckenhöhe und erfasst den gesamten Raum darunter. Dies ist Zsa-zsa in seiner maximalen Komfortzone: lesend und essend, während er badet und raucht, eine Flasche im Bidet gekühlt.
Die ballettartigen Bewegungen seines Hauspersonals in diesem privaten Raum erinnern an die Eröffnungsszene in Carrie, in der die Kamera durch die Umkleideräume schwenkt. Es ist eine rührende Verbeugung, nicht nur als Hommage an einen Meister, sondern auch als Illustration von Brian de Palmas Lektion, für jede Kameraposition eine Idee zu haben. Und es zeugt von Wes Andersons Fähigkeit, mit einem absoluten Minimum an Einstellungen sofort die Welt seines Protagonisten zu vermitteln.
»Nie werde ich das Gefühl vergessen, als ich zum ersten Mal durch die (Set-)Räume ging«, sagt Mia Threapleton. »Ich habe keine Ahnung, wie Adam und sein Team all dies erschaffen haben. Ich weiß nicht, wie sein Gehirn das tut, was es macht.«
Für die Meisterwerke in Kordas Haus wurden echte Meisterwerke verwendet! »Es bedurfte ein wenig Überredungskunst, um die Leihgaben abzusichern«, sagt Kunstkurator Jasper Sharp, der gemeinsam mit Wes Anderson die Stücke ausgewählt und gesichert hat. »Mehrere Gesprächspartner legten lachend auf, als ich sie anrief. Aber Neugier und Abenteuerlust haben gesiegt, und die Wirkung ihrer Präsenz am Set war bemerkenswert.«
Und es ist ein Film mit einer visuellen Hierarchie, die mit Hilfe von Rauchmaterial dargestellt wird. Während Zsa-zsa die Zigarre im Mund hat, zieht Liesl an einer Pfeife und Bjorn raucht Zigaretten. »Ich hatte Liesls Rosenkranz und Pfeife immer bei mir, sowohl während der Dreharbeiten als auch in meiner Freizeit. Sie wurden zu einer Erweiterung meiner Hände«, sagt Mia Threapleton.
Der Phönizische Meisterstreich ist eine nette Hommage, die inhaltlich nur sehr schwer verständlich zu sein scheint. Ist das jetzt ein anderes Universum oder hätte das auch damals so stattfinden können? Phönizien? Da erinnere ich mich doch an etwas aus dem Geschichtsunterricht. Es ist nicht gerade der beste Film von Wes Anderson, ähnlich wie “Asteroid City“ etwas speziell, aber nicht ganz so daneben wie The French Dispatch.

04.06.2025 | mz
Kategorien: Kino
Genres AbenteuerKomödieKrimiUnterwegsfilm