Donnerstag, 25. April 2024
Dieter Bravo, Dustin Mulray, Krystal Kris, Carol Cobb und Sean Knox tanzen für ihre Fans.
📷 Laura Radford - © Netflix, Inc.
 Eine Komödie über die Dreharbeiten des sechsten Teils einer Action-B-Filmreihe über fliegende T-Rex, inmitten der Corona-Pandemie – kann das funktionieren? Theoretisch schon, aber wenn Judd Apatow an das Thema rangeht, kann es eigentlich auch nur eine B-Komödie werden…
Für die Produktion von Cliff Beasts 6 versammeln sich Filmstab und Akteure in einem Fünf-Sterne-Landhaus-Hotel im palladianischen[1] Stil, wo sie zunächst getestet und dann zur Sicherheit in eine 14-tägige Quarantäne gesteckt werden, bevor die Dreharbeiten anfangen können. Aber auch die Dreharbeiten gestalten sich schwierig, da alle irgendwie nicht so recht miteinander harmonieren. Zu allem Überfluss wird auch noch ein knallharter Sicherheitschef engagiert, der vor nichts zurückschreckt, um alle in der Pandemie-Blase zu halten…
»Das Schwierigste an dem Film war, einfach den Film zu drehen«, lacht Judd Apatow. »Wie gestaltet man aus einem Nervenzusammenbruch einen Handlungsbogen? Wie kann man Isolation und Einsamkeit und Verrücktwerden lustig wirken und es fortschreiten lassen? Es soll bekloppt sein. Es ist nicht so ganz der Stil eines Mel-Brooks-Films, aber irgendwie befinden wir uns in diesem Universum. Wir wollten nicht, dass es albern wird, aber wir wollten, dass es wirklich lustig wird. Aber man braucht trotzdem noch Gefühle, man braucht immer noch eine Handlung, die dich vorwärts bringt. Ich denke, das war der schwierigste Teil, sozusagen: Was ist die Handlung eines Blasen-Kollapses?
Und plötzlich stellten wir fest, dass es in Wirklichkeit um Leute geht, die sich gegenseitig nicht wertschätzen, dass sie sich einander zu helfen haben. Wir müssen füreinander das Richtige tun – was in den letzten zwei Jahren die Wahrheit für die ganze Welt gewesen ist. Und auch wenn es etwas abgedroschen klingt: Die Besetzung ist wie die Welt – Leute, die eine schwere Zeit haben und sich letztendlich füreinander einzusetzen haben.«

The Bubble ist sicher kein Film für die Allgemeinheit, viel eher für alle, die schon immer mal wissen wollten, wie es an einem Filmset zugeht, zudem noch an einem Filmset zu Pandemiezeiten. Und natürlich für Brancheninterne, die mal so richtig loslästern wollen. Und zu lästern gibt es so einiges!
Wer so richtig ablachen will, sollte sich den Film nicht unbedingt ansehen. In erster Linie ist der Film eine Satire, und Satiren sind nicht leicht zu inszenieren. Allerdings schafft es der Filmemacher, dass man sich wie Carla (die Tochter des Stuntkoordinators) fühlt, die überall herumlungert. Man beobachtet die Schauspieler, wie sie beruflich und privat agieren – natürlich nicht ohne den Hintergedanken, dass Konflikte entstehen müssen, um den Film interessanter zu machen.
Es ist eine Freude, mit anzusehen, wie sie für ihre Fans ein Tanzvideo aufnehmen, wie sich die zweideutigen Dialoge entfalten und wie Motion Capturing am Set funktioniert. Keine Freude ist es jedoch, mit anzusehen, wenn sich alle am Set übergeben müssen oder eine Hand weggeschossen wird. Insofern ist der Film ganz weit weg vom Humor eines Mel Brooks. Judd Apatow und Pam Brady schaffen es zwar, wirklich lustige Drehbuchideen und Dialoge umzusetzen, doch der visuelle Humor ist oft zu derb und geschmacklos.
Es war sicher auch nicht einfach, einen Film im Film zu drehen – zudem noch einen Fantasy-Actionkracher (wenn auch nur ein C-Film)! Für die Spezialeffekte wandte sich Judd Apatow auf Anraten von J.J. Abrams an Roger Guyette von Industrial Light and Magic™, der für die fliegenden Dinosaurier zuständig zeichnet, die übrigens um einiges besser wirken als man es bei einem C-Film vermuten würde.
Natürlich wurde auch viel improvisiert, was vermutlich auch eher funktionierte als diverse Stellen im Drehbuch. Letztlich sieht man es aber den Akteuren an, dass sie ihren Spaß bei der Arbeit hatten, auch wenn das Endprodukt nicht ganz so zufriedenstellt. Eine Sache muss ich aber noch loswerden: Im Film wird ein TikTok-Video aufgenommen, das im Film natürlich hochkant gezeigt wird. Aber warum sieht man sich im Film solch ein Video auf einem Tablett im Querformat an, wo das Video wie im Film mit viel Freifläche links und rechts verkleinert wird?! Das könnte daran liegen, dass die sonst übliche schwarze Freifläche mit Videofarben gefüllt wurde und man in der Szene das bereits manipulierte Video sieht, das demzufolge hochkant nochmal verkleinert worden wäre.
Die Idee zu The Bubble war schon ganz gut, lediglich fehlen der Filmwelt Komödienasse wie Mel Brooks oder Jim Abrahams, damit Komödien auch wieder so lustig werden, dass man vor lachen auf dem Boden liegt. Das gelang zum Teil auch den Saturday Night Live-Komikern Mike Myers und Adam Sandler. Ansonsten sind die Komödien heutzutage entweder zu unlustig, setzen mehr auf Aktion oder zielen zu sehr unter die Gürtellinie. Da helfen auch keine Kurzauftritte von James McAvoy, John Lithgow, John Cena oder Daisy Ridley.

25.04.2024 | mz
Kategorien: Feature | Filme