Vom Büro mit Panoramablick direkt hinter schwedische Gardinen: Nachdem die extrem erfolgreiche Unternehmerin Michelle Darnell beim Handeln mit Insiderinformationen erwischt wird, wandert sie direkt ins Gefängnis. Das wiederum ist so gar nicht nach ihrem Geschmack. Wieder auf freiem Fuß, will sie sich der Welt nun als ehrbar und rechtschaffen präsentieren – als die Sünderin, die aus ihren Fehlern gelernt hat… Doch die Chefin steckt noch in ihr und alte Angewohnheiten schwinden nicht einfach. Außerdem ist nicht jeder, der von Michelle damals aufs Kreuz gelegt wurde, bereit, einfach so zu vergeben und zu vergessen.
- The Boss 01»Geld ist der Hit - alles Andere ist Shit.«Michelle Darnell
Das dachten sich vermutlich auch die Produzenten, als sie diesen Film machten – eine Läuterungsgeschichte in eine Komödie gewickelt. Doch irgendwie will der Funke nicht so recht überspringen. Zusammen mit ihrem Ehemann, dem Regisseur und Mitautor Ben Falcone, und Steve Mallory, mit denen Melissa McCarthy schon vor 15 Jahren in der Improvisations-Theatergruppe The Groundlings auftrat, zu deren bekannten Mitgliedern Komödiengrößen wie Will Ferrell, Paul „Pee-wee Herman“ Reubens, Jack Black, Kristen Wiig und Jennifer „Stiflers Mom“ Coolidge gehörten, adaptierte sie nun ihren Sketch von damals.
»So viele großartige Figuren wurden bei den Groundlings erschaffen. Für mich war es Michelle Darnell«, bemerkt die Hauptdarstellerin. »Ich liebte sie so sehr, dass ich sie nicht loslassen konnte. Über die Jahre sprach ich immer wieder über sie. Aber sie ist nicht unproblematisch, denn sie ist so dynamisch, so stark und so selbstbewusst. Ja, Michelle ist jemand, bei dem man sich fragt, was wirklich dahinter steckt, wenn sie sagt „Ich brauche niemanden außer mich selbst.“«
Nun, das Problem des Films ist nicht nur, dass Melissa McCarthy nicht loslassen konnte, auch ihre Figur der Michelle Darnell ist derart unsympathisch, dass man oft vorspulen oder umschalten will. Einzig Kristen Bell und Filmtochter Ella Anderson können das Publikum überzeugen, weil ihre Filmfiguren die einzigen sind, die echt wirken, bodenständig und sympathisch. Und Peter Dinklage hat man bislang in keiner sinnloseren Rolle gesehen!
Mit viel Slapstick, aber auch mit einigen wirklich witzigen Szenen (ich erwähne da nur die Pulloverszene) kann der Film dann doch noch ein wenig positive Stimmung erzeugen. Allerdings hat man Melissa McCarthy schon in weitaus besseren (und vor allem lustigeren) Rollen gesehen. Wer eine schöne Anderthalbstunde verschenkt, in der er den Ärger von gestern oder die Sorgen von morgen vergessen will, der sollte sich wohl doch lieber einen anderen Film aussuchen. „The Boss“ ist und bleibt nun mal Bruce Springsteen! Dass es da mal keine Copyrightklage gab…