Vielleicht hatte der eine oder andere Videospieler schon mal mitbekommen, dass Tetris in Wiklichkeit von einem Russen programmiert wurde. Nun hat sich Jon S. Baird, der zuletzt schon Stan & Ollie inszenierte, mit Matthew Vaughns MARV zusammengetan, um die Geschichte dieses beliebten Spiels zu porträtieren.
Beim Bewerben seines eigenen Arkadenspiels entdeckt der aus den Niederlanden stammende Computerspiel-Entwickler Henk Rogers 1988 das Spiel, das alle süchtig macht – Tetris – eine Mischung aus Tetra (Blöcke aus jeweils 4 Teilen) und Tennis. Sofort fängt sein Geschäftssinn Feuer: Wer hat das entwickelt? Wird das schon vermarktet?
»Oh come on! You’re the kings of cliffhangers!«
Henk Rogers
Taron Egerton, den wir aus MARVs Kingsman-Filmen kennen, erklärt zunächst im „Level 1“ in der Rolle des Hank Rogers seinem Bank-Manager seine Strategie, die Rechte für PC, Spielekonsole und Spielautomaten zu erwerben. Das Problem ist lediglich: Der Spielentwickler lebt in der Sowjetunion, in der es nur Volkseigentum gibt.
Im Level 2 geht die Geschichte dann richtig los. Zusammen mit seiner japanischen Gattin Akemi führt er die Firma Bulletproof Software, die versucht, die weltweiten Rechte von Tetris zu erwerben. Seine Geschäftsreisen führen Henk zu Nintendo, wo er hinter verschlossenen Türen erstmals eine neue tragbare Spielekonsole namens GameBoy ausprobieren kann.
Was folgt ist ein turbulentes Verhandlungs-Hick-hack zwischen Nintendo, Mirrorsoft und der sowjetischen Computerentwicklungsorganisation ELORG, in der der Programmierer Alexej Leonidowitch Pazhitnow arbeitet. Doch das ganze Kartenhaus ist auf dem Mittelsmann Robert Stein von Andromeda Software aufgebaut, der Verträge abschließt, jedoch keine schriftlichen Verträge für weltweite Rechte vorweisen kann.
So beginnt im Level 3 ein Wettlauf gegen Mirrorsoft, Verträge mit Nintendo und ELORG abzuschließen, doch als Henk in Moskau ankommt, muss er schnell feststellen, dass er auf fremde Hilfe angewiesen ist, um sich in der grauen Welt des Kommunismus und kyrillischem Alphabet zurechtuzufinden. Mit Hilfe der Übersetzerin Sasha kann er endlich kommunizieren, doch schon bald ist der KGB in Form von Valentin Trifonow mit im Spiel, der in den letzten Zügen der Sowjetunion seine eigenen Schäfchen ins Trockene bringen will…
Was am Anfang noch, wie viele historische Begebenheiten, recht trocken und flott erzählt wird, wird im Laufe der Erzählung immer spannender, auch wenn man weiß, wie die Geschichte ausgeht. Der Grund dafür sind vermutlich nicht nur die visuell in 8 bit gestalteten zwischenzeitlichen Animationen, die uns das Ganze etwas anschaulicher gestalten, sondern auch die sorgfältig ausgefeilten Figuren, die im Zuge des Fortschreitens der Handlung immer mehr an Tiefe gewinnen.
Zudem überzeugen auch größtenteils die Bauten und Drehorte, die Hintergrunddetails wie auch die spieletechnischen Feinheiten, die Nostalgikerherzen höher schlagen lassen. Auch die Musik, einerseits die Synthesizerklänge von Lorne Balfe, andererseits die lizensierten Poplieder der damaligen Zeit, vor allem russische Versionen davon, begeistern die Zuschauenden. Am Ende träumt man vielleicht nicht gerade von herabfallenden Blöcken, aber man bekommt schon Lust, mal wieder Tetris zu spielen…