Freitag, 29. März 2024
Shang-Chi muss sich beweisen.
📷 Jasin Boland - © Marvel Studios
Funktioniert Marvel mit Martial Arts? – Die Hauptfigur Shang-Chi dürfte den meisten Superhelden-Fans, ähnlich wie vormals die Guardians of the Galaxy, relativ unbekannt sein. In den späten 1960er Jahren kam aus Asien auch die Welle der Kampfsportfilme nach Hollywood, und niemand anderes als Kung-Fu- und Martial-Arts-Legende Bruce Lee war sicherlich der geistige Vater von Marvels schlagfertiger Heldenfigur Shang-Chi, der sein Comic-Licht in den frühen 1970er Jahren erblickte.
Der Anfang des Films gehört allerdings nicht Shang-Chi sondern seinem Vater Xu Wenwu, den wir später auch als den Mandarin kennenlernen. Dieser lebt bereits mehrere hundert Jahre durch die Kraft der ihm gehörenden, magisch angehauchten und titelgebenden 10 Ringe, die an beiden Armen als Armreife getragen werden und verschiedene Energieschüsse und Explosionen ausführen können. Mit ihrer Kraft baut der Mandarin über Jahrhunderte ein einzigartiges Verbrechersyndikat auf (dessen erste Zeichen bereits im ersten Iron Man-Film im Jahr 2008 und noch sehr, sehr viel mehr in der zweiten Fortsetzung Iron Man 3 von 2013 zu sehen waren).
Bei der Suche nach dem Eingang zu einer geheimnisvollen und verborgenen Welt trifft Wenwu im Kampf auf eine mehr als ebenbürtige Gegnerin namens Li. Beide fühlen sich trotz der Auseinandersetzung zueinander hingezogen, verlieben sich und bekommen später 2 Kinder. Den Sohn lernen wir als Shang-Chi kennen, dessen Erziehung und Größerwerden wir immer wieder in Rückblicken im Film erleben dürfen.
Szenenwechsel – San Francisco: Shaun, so nennt sich Shang-Chi in den USA, ist ein Valet-Parker und geht mit seiner Kollegin und Freundin Katy (k)einem brauchbaren Job nach. Beide wissen, dass sie eigentlich für mehr bestimmt sind und werden immer weiter in Shauns/Shang-Chis Vorgeschichte hineingezogen, als eine Gruppe von Schergen seines Vaters dem Sohnemann in einem Bus buchstäblich an den Hals will.
Shang-Chi fliegt mit dem nächstmöglichen Flugzeug nach China, um seine Schwester Xialing zu warnen, die, wie sich herausstellt, die Chefin einer schon sehr ausgefallenen Kampfsportturnier-Einrichtung ist. Wenn möglich wollen die Geschwister gemeinsam die Machenschaften und Mysterien ihres Vaters aufdecken und stoppen.
Was folgt ist eine folgenschwere Reise in ein fantastisches Land, welches durch Schutzzauber vor gewöhnlichen Menschenaugen verborgen liegt. Hier begegnen dem Zuschauer phantastische Tierwesen, die einträchtig mit kampferfahrenen Dorfbewohnern in diesem von der Außenwelt unbekannten Land leben. [Wakanda lässt grüßen] Sie sind dafür da, ein verschlossenes „Dunkles Tor“ in einem Berg zu bewachen. Hinter diesem befindet sich eine üble und finstere Macht, die Shang-Chis Vater ruft und ihm einflüstert, seine Frau wäre dort und könnte zurückkehren. Diese Macht weiß, dass die 10 Ringe es ermöglichen können, dass versperrte Tor zu öffnen…
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Der noch relativ unbekannte Schauspieler Simu Liu verkörpert Shang-Chi mit einer dem Film angepassten Leichtigkeit, was bei actionreichen, augenzwinkernden aber auch tragischen Szenen zum Vorschein kommt. Seine Kollegin und Freundin Katy wird von Awkwafina gespielt, die neben ihren bekannt komischen Darstellungsseiten auch in ernsten Szenen und bei Actionsequenzen überzeugen kann. Beide Darsteller ergeben ein wirklich tolles Duo, welches sich die Bälle des öfteren hin- und herwirft. Dies wird später im Film noch durch Shang-Chis Schwester Xialing ergänzt, die von der Newcomerin Meng’er Zhang in ihrem ersten Kinofilm verkörpert wird.
Dazu Regisseur Destin Daniel Cretton: »Wenn du Meng’ers schauspielerische Leistungen siehst, würde man denken, dass sie ihr ganzes Leben schon in Filmen auftritt.« Neben asiatischen Stars und Kino-Legenden wie Michelle Yeoh als Shang-Chis Tante oder Tony Leung als sein Vater wirkt als Mutter Li, sehr überzeugend und beeindruckend, die von der Schauspielschule Juillard ausgebildete Darstellerin Fala Chen mit, die gemäß ihres Regisseurs »jeden Satz und jede Bewegung mit enorm vielen Emotionen auflädt«. Dies merkt man im Film – ohne Zweifel!
Des Weiteren wird noch eine wiederkehrende interessante Nebenfigur beleuchtet, die hier nicht verraten werden soll. Er stammt aus einem der Iron Man-Filme und setzt seine Rolle auf würdige und humorvolle Weise fort. Natürlich gibt es auch Kurzauftritte einiger anderer bekannter Marvel-Figuren, welche im Verlauf des Films für kurzfristige Überraschungen sorgen. Wie bei Disney-Produktionen üblich, besticht auch dieser Film mit einer sehr guten deutschen Synchronisation. Einige Teile des Films bleiben allerdings in ihrer Ursprungssprache und sind untertitelt, was allerdings nicht stört. Es ist vielmehr das Gegenteil: So fühlt man noch mehr den asiatischen Geist, der diesem Film größtenteils innewohnt.
Die sehr akrobatischen und tänzelnenden Bewegungen in den Kampfszenen sind wunderbar choreografiert. Sie lassen einen öfter staunen – ob in einem Bus, auf einem Gerüst, auf weichem Waldboden oder in einem Freiluft-Dojo. Hier steckt viel Arbeit und Training für einen perfekten Ablauf drin. Die Kamera folgt dem Geschehen dabei aktiv und dynamisch, dreht sich mit den Akteuren mit, ohne dass es zu hektisch wirkt und taucht die Szenen in ein stimmungsvolles Licht, welches den Gegebenheiten angepasst ist. Im verborgenen Land ist dies eher farbenfroher, bei ernsten Szenen, die die Familie betreffen, gedämpfter und blasser.
Regisseur Destin Daniel Cretton hat ein ausgezeichnetes Gefühl dafür entwickelt, mit seiner Produktionscrew diese „Familiengeschichte“ und in erster Linie auch die Beziehung und den Konflikt zwischen Vater und Sohn herauszuarbeiten. An deren Seite stehen allerdings sehr starke Frauen. Eingebettet wird alles in das Mysterium der 10 Ringe. Wir stoßen dabei wieder einmal in sehr phantasievolle Regionen der Marvel-Welt vor, die diesen Film erneut von seinen vielen Vorgängern abhebt. Und das macht es weiterhin so interessant, sich erneut im Marvel-Universum aufzuhalten, daher: Unbedingt ansehen!! (Und nicht vergessen: Nach dem Abspann kommt wieder eine Zusatzszene!)

27.12.2023 | mz
Kategorien: Feature | Filme