Donnerstag, 28. März 2024
Der wunderbare Mr. Rogers
A beautiful Day in the Neighborhood
Lloyd Vogel soll einen Artikel über den berühmten Mr. Rogers schreiben.
© Sony Pictures
Der mürrische Journalist Lloyd Vogel, der eigentlich nur daran interessiert ist, Karriere zu machen, wird damit beauftragt, ein Porträt über den legendären Kinderunterhalter Mr. Rogers zu schreiben. Zunächst ist er von dem Auftrag nicht begeistert, hofft aber nach der Veröffentlichung des Artikels auf Zuspruch.
Auf der Suche nach Leichen in Rogers‘ Keller oder Unstimmigkeiten in seiner Biografie muss der Reporter feststellen, dass der Fernsehstar wirklich ein guter Mensch ist. Im Zuge dessen lernt er, sich wieder auf klassische Werte wie Güte und Mitgefühl zu besinnen, und seinen Zynismus zu überwinden. Zwischen den Männern entsteht eine Freundschaft, und Lloyd gewinnt neue Perspektiven auf sein eigenes Leben.
Von 1968 bis 2001 vermittelte Fred Rogers Millionen von Kindern in der langjährigen PBS-Sendung Mister Rogers‘ Neighborhood Worte der Freundlichkeit und Weisheit. In einer sich schnell entwickelnden Welt, in der sich kleine Kinder mit einer wachsenden Zahl schwieriger Themen auseinandersetzen und sich oft missverstanden gefühlt haben mögen, nahm sich Mister Rogers die Zeit, ihnen zuzuhören, sie zu verstehen und mit ihnen in Verbindung zu treten, und verdiente sich so seinen Status als geschätzte Quelle des Trostes für Millionen von Amerikanern.
»Fred Rogers war in den Augen der Kinder beliebt, die ihn genau in jener Kernzeit beobachteten, als sie jemanden brauchten, der ihnen die Welt auf eine ruhige und fast stille Art und Weise erklärt, weil ihre Eltern immer zu beschäftigt sind, solche Dinge zu erklären«, sagt Tom Hanks, der die berühmte rote Strickjacke und die Tennisschuhe schlüpfte, um die Ikone des Kinderprogramms zu verkörpern.
Inspiriert durch das Esquire-Profil mit dem Titel „Can you say…Hero?“ des preisgekrönten Journalisten Tom Junod aus dem Jahr 1998 über Fred Rogers und die Freundschaft, die sich zwischen den beiden Männern im wirklichen Leben entwickelt hat, erinnert uns Marielle Hellers Film auf sanfte Weise an Mister Rogers‘ Hingabe an Einfühlungsvermögen, Freundlichkeit und Anstand – Eigenschaften, die heute vielleicht noch relevanter sind als vor fünf Jahrzehnten.
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Als dem New Yorker Enthüllungsjournalisten Lloyd ein Profil über Mister Rogers zugewiesen wird, nähert er sich der Kinderikone mit Zynismus und glaubt nicht, dass jemand wirklich so gut sein kann. Aber er wird sofort von Fred überrumpelt, entwaffnet von seiner Ehrlichkeit und der Art, wie er irgendwie in seine Seele zu blicken scheint.
Plötzlich wendet sich Lloyds Blick nach innen. Als frischgebackener Elternteil, mit einer unruhigen Kindheit, ist Lloyd gezwungen, sich mit seiner Erschöpfung und seinem Schmerz zu versöhnen. Bekanntlich hatte Fred Rogers die unheimliche Fähigkeit, Interviews auf seinen Interviewer umzudrehen, und dieses Katz-und-Maus-Spiel ist der Katalysator für den Film. Nach und nach, während Lloyds Zynismus abgebaut wird, finden wir uns als Publikum dabei wieder, nach innen zu schauen, unsere Deckung fallen zu lassen und uns wieder mit einem Teil von uns selbst zu verbinden, der lange verschüttet war.
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Der Film, der im Original den Titel des Liedes, das Mr. Rogers über Jahrzehnte hinweg zu Beginn einer jeden Sendung gesungen hat, zum Filmtitel hat, ist mit ebenso viel Liebe gemacht worden wie Mr. Rogers Sendungen. Gleich zu Beginn wird das Sony/TriStar-Logo mit den Instrumenten aus Mr. Rogers Tonstudio vertont, bevor der von Tom Hanks nachgespielte Originalvorspann im Original-Bildformat erscheint.
Eines der markantesten Merkmale von Mister Rogers‘ Neighborhood war das detaillierte Miniaturmodell des „Viertels“, das aus Häuserzeilen und Straßen besteht, durch die der Nachbarschaftswagen fährt, und das sich durch das Programm schlängelt, um das Publikum zwischen Mister Rogers‘ Wohnzimmer und dem phantastischen Reich des Viertels der Phantasie zu transportieren.
Marielle Heller und ihr Team haben in den Studios in Pittsburgh nicht nur genau die Szenerie von Mister Rogers‘ Neighborhood nachgestellt, in der die Sendung aufgenommen wurde, sondern sie nutzten die fantasievolle Welt von Fred Rogers auch, um die Erzählung des Films zu verweben.
So sehen wir Szenenübergänge und Außenaufnahmen nicht wie gewohnt aus der Vogelperspektive durch eine Luftaufnahme, sondern als gebasteltes Modell! 12 Wochen lang konstruierte ein Team von Leuten Modellsets von Pittsburghs und New Yorks Skyline, New Jerseys Vorstadt und natürlich Mr. Rogers‘ Original-Nachbarschaft.
»Wir wollten diese Miniaturen, die in gewisser Hinsicht so detailliert waren, nicht anfertigen. Sie waren zu detailliert. Wir wollten diese Miniaturwelten schaffen, die das Original respektieren. Also versuchten wir, eine Stadt wie New York, in der so viel los ist, in die Welt der Miniaturen von Mister Rogers zu versetzen«, sagt Produktionsdesignerin Jade Healy.
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Der wunderbare Mr. Rogers ist ein Film für Liebhaber der Figur und dessen Sendung. Für alle Anderen ist er ein liebenswürdiges Drama um Familie, Zusammenhalt und die Tatsachen des Lebens – zusammengestellt als erwachsenes Äquivalent der Sendung. Tom Hanks wirkt in der Hauptrolle einfach umwerfend authentisch – nicht des Äußeren wegen, sondern vor allem mit dieser ruhigen, langsamen Stimme, die einen sofort entwaffnet.
Dementsprechend wirkt der Film auch recht entschleunigend, weshalb er auch in der heutigen Zeit nicht unbedingt kinotauglich ist. Sony hatte den deutschen Starttermin soweit nach hinten geschoben, bis die Pandemie ausbrach. Nun startet der Film im Heimkino als Strom, Download oder auf Scheibe.
Der Film ist sehenswert, sofern man nicht zu viel von ihm erwartet. Auch wenn er ohne Altersbeschränkung freigegeben ist, sollten Kleinkinder beaufsichtigt werden, da nicht alle Szenen ohne Gewalt auskommen und die Handlung auch eher für Erwachsene ist. Neben Tom Hanks bestechen Matthew Rhys und ein lange nicht gesehener Chris Cooper in den tragenden Rollen.

07.12.2022 | mz | Quelle: Sony Pictures
Kategorien: Feature | Filme