Donnerstag, 19. Juni 2025
Lilo & Stitch
© Disney
Lilo Pelekai ist ein 6-jähriges Mädchen auf Hawaii, das sich nach einem besten Freund sehnt. Nach dem tragischen Verlust ihrer Eltern müssen sie und ihre ältere Schwester Nani, die 18 Jahre alt ist, das Leben allein meistern. Trotzdem bleibt Lilo unermüdlich optimistisch.
Als ihre Nachbarin Tūtū Lilo erlaubt, das örtliche Tierheim zu besuchen (wo sie am liebsten Süßigkeiten an die streunenden Hunde verfüttert), bringt Lilo ein wildes und impulsives Wesen mit nach Hause, das anscheinend nur darauf aus ist, Chaos zu stiften. Während Nani ihn als Problem ansieht, ist Lilo überzeugt, dass ihre Gebete erhört wurden und sie endlich einen besten Freund gefunden hat.
Unglücklicherweise ist ihr neues Haustier, das sie Stitch nennt, in Wirklichkeit ein Außerirdischer, Experiment 626, der vom Planeten Turo geflohen ist, und zwei Vertreter der Vereinigten Galaktischen Föderation, Plikli und Jumba, haben die menschliche Ethnie infiltriert und sind ihr auf den Fersen.
Während Lilo versucht, die liebenswerte, aber schelmische Kreatur zu bändigen, kämpft Nani mit dem Druck, eine Arbeitsstelle zu behalten und sich um ihre jüngere Schwester zu kümmern, während das Sozialamt besorgt ist, dass sie dabei kläglich versagt.
Stitch begibt sich auf eine Reise vom fremden Außenseiter zum geliebten Familienmitglied und bestätigt die Bedeutung von ‚Ohana: dass eine Familie aus mehr als nur Blutsverwandten bestehen kann und dass niemand zurückgelassen wird.
»You’re not bad. You just do bad things sometimes.«
Lilo & Stitch war 2002 der erste Animationsfilm aus dem Hause Disney, dessen Handlung nicht von Produzenten vorgeschrieben wurde und somit in den USA mit elterlicher Begutachtung freigegeben wurde. Die Zeichnungen hatten einen etwas anderen Stil, auch wurden die Hintergründe mit Wasserfarben gemalt.
Doch was damals noch revolutionär war, wo noch viel Herzblut drin steckte, ist in der Realverfilmung anno 2025 verlorengegangen. Während einige Szenen 1:1 umgesetzt wurden, hatte man bei manch anderen Aspekten das Drehbuch etwas umgeschrieben, was zur Folge hatte, dass Figuren hinzugekommen sind, dafür andere Szenarien fehlen.
Um Tia Carrere und Amy Hill, die im Original respektive Nani und Frau Hasagawa gesprochen hatten, auch in der Neuverfilmung unterzubringen, wurden zum Einen die neue Sozialdienstmitarbeiterin Frau Kekoa eingeführt, die dann erst später Herrn Cobra Bubbles (bzw. Bobo in der deutschen Fassung) als ihren vermeintlichen Vorgesetzten ins Spiel bringt, was auch handlungstechnisch plausibler herüberkommt.
Zum Anderen bekam Amy Hill, die man auch als Kumu von der Neuverfilmung von Magnum her kennen könnte, die neue Rolle der warmherzigen und schlagfertigen Nachbarin Tūtū, die die Pelekais seit Jahren kennt und dessen Enkel David zwar Nani und Lilo ganz doll lieb hat, aber auch nicht so ganz auf dem Laufenden ist.
Es fehlen einige recht wichtige Charakterentwicklungen von Stitch, auch seine Elvis-Imitation sucht man vergebens. Dafür durfte aber nicht die Plattenspieler-Szene fehlen! Meist stellt er nur Blödsinn an, wie halt ein schwer erziehbares Kind. Doch seine Umerziehung zum Familiensinn verläuft nicht schleichend wie im Original, sein Umdenken kommt plötzlich mit der Drehbuchseite.
Dafür hat man sich etwas Plausibleres für die verdeckte Überwachung und Jagd der Außerirdischen auf Experiment 626 bzw. Stitch einfallen lassen. Während sich die unförmigen fremden Wesen im Original immer wieder verkleidet hatten, so ließ man sich nun passenderweise Jumba und Plikli in menschliche Gestalten verwandeln, mit Zach Galifianakis und Billy Magnussen hervorragend gespielt und umgesetzt! Da stimmt das Timing und auch die Umsetzung.
Aber auch wenn viel gelacht werden kann, bleibt letztlich die Frage nach dem Warum. Die Antwort: Geld scheffeln. Disney hat sich durch den Erwerb von Marvel, Star Wars und 20th Century Fox ein wenig zu sehr in Richtung Profitunternehmen entwickelt, was die Ausschussquote erhöht und zu Fehlentscheidungen führt – wie z.B. das Neuverfilmen der heimischen Animationsklassiker mit echten Menschen bzw. Bauten oder natürlichen Umgebungen.
Da der Film auf einem anderen Planeten beginnt, ist auch der komplette Anfang des Films samt Figuren animiert, wenn auch diesmal vom Computer – was jetzt nicht unbedingt für eine Realverfilmung spricht. Das ist alles souverän umgesetzt, aber im Prinzip eher belanglos. Mit der heutigen Tricktechnik kann man alle möglichen Welten erschaffen, auch solche, die bereits gezeichnet wurden. Das braucht man nicht wirklich.
Maia Kealoha als Lilo macht ihre Arbeit ganz ordentlich, doch man merkt auch hier und da schauspielerische Unsicherheiten, die man jedoch in Anbetracht ihrer ersten Rolle überhaupt vernachlässigen kann, während Sydney Agudong als Nani ihrer Rolle entsprechend zu laienhaft agiert.
Dafür hat man sich bei Stitch richtig viel Mühe gegeben, denn der kleine Widerling wirkt hier noch viel knuffiger als sein handgezeichneter Vorgänger. Doch lohnt es sich, diesen Film im Kino anzusehen? Nich wirklich, zumal er in ein paar Wochen dann auch auf Disney+ zu sehen sein wird. Zudem ist die 3D-Fassung genauso belanglos wie die Disney-Realverfilmungen. Da gibt es keine Szene, die dreidimensional auffällt. Der Film ist zwar lustig und unterhält, Fans des Originals werden hier jedoch eher enttäuscht sein.

29.05.2025 | mz
Kategorien: Kino
Genres AbenteuerActionKomödieScience Fiction