Wenn es um originelle Geschichten geht, die das Leben schreibt, ist das britische Kino oft einfallsreich und dabei herzerwärmend und liebenswürdig – so auch diesmal wieder bei der charmanten Geschichte um eine Gruppe Fischer im Cornwall, die bei der Arbeit oder im Pub liebend gern lauthals ihre Shanties singen.
Das Junggesellen-Wochenende im idyllischen Cornwall ist ein Reinfall: absolut nichts los hier! Musikmanager Danny und seine Kollegen aus London fallen in dem beschaulichen Fischerdorf Port Isaac peinlich auf – erst recht, als die ach so coolen Großstädter beim Stand-up-Paddling aus dem Meer gezogen werden müssen.
Die freiwilligen Seenotretter um Fischer Jim sehen Danny und seine Jungs überraschend schnell wieder, denn die kauzigen Seemänner treten als Chor Fisherman’s Friends am Hafen auf und schmettern Shantys. Prompt wird Danny beauftragt, die Hobbysänger unter Vertrag zu nehmen. Dummerweise ist ihm nicht klar, dass seine neue Mission bloß ein Scherz ist.
Und so quartiert sich Danny im Bed and Breakfast von Jims attraktiver Tochter Alwyn ein und heftet sich an die Gummistiefel der Fischer. Das Werben um die 10 kornischen Fischer wird zu einem Kampf um den Respekt der Männer, die Familie, Freundschaft und die Gemeinschaft über Ruhm und Reichtum stellen. Während Danny immer tiefer in die traditionelle Lebensweise der Fischerfreunde gezogen wird, stellt sich ihm die Frage, was Erfolg im Leben wirklich bedeutet.
»What kind of music are they singing?« Danny
»Rock’n’Roll of 1752!« Alwyn
Die Mitglieder des Seemannschors Fisherman’s Friends stammen aus Port Isaac im britischen Cornwall und treten bereits seit 1995 in ihrem Heimatort auf, oft für wohltätige Zwecke. 2010 unterzeichneten sie einen Vertrag mit Island Records – für die spektakuläre Summe von einer Million Pfund! Als erste Volksmusikinterpreten überhaupt stiegen die singenden Fischer in die britischen Top Ten ein, ihr Debütalbum „Port Isaac’s Fisherman’s Friends“ erreichte Gold-Status. Seitdem wird die Gruppe, die aus lauter Jugendfreunden besteht, bei jedem Gig gefeiert – sogar beim berühmten Glastonbury Festival.
»Die Gruppendynamik, der Witz und das Traditionsbewusstsein dieser zehn Männer schlugen mich sofort in den Bann«, erzählt Drehbuchautorin Meg Leonard, die am Tag nach der Geburt ihres Sohnes im Krankenhaus den Fernseher einschaltete und zufällig den ersten TV-Auftritt der Fisherman’s Friends sah. »Sie repräsentieren einen einfachen, bodenständigen Lebensstil, nach dem sich viele von uns sehnen.«
Bei der Geschichte erlaubten sich die Drehbuchautoren dennoch gewisse künstlerische Freiheiten. »Der Film basiert definitiv auf Tatsachen«, sagt Ian Brown, der Manager der Fischerfreunde, der mehr oder weniger für Danny im Film Pate stand, lächelnd. »Manches mag übertrieben sein, aber ob Sie es glauben oder nicht: Das meiste stimmt wirklich!«, etwa dass die Gruppe einen Millionenvertrag mit Island Records landete, im britischen Fernsehen auftrat und mit ihrem Album auf Platz 9 der Charts landete.
»Ich habe mich in Danny überhaupt nicht wiedererkannt: Erstens sieht er viel zu gut aus und zweitens ist er viel jünger als ich«, kommentiert der Manager lachend. »Ich bin noch nie im Leben Range Rover gefahren, ich fahre einen Mini. Außerdem bin ich seit 30 Jahren glücklich verheiratet und war niemals angestellt. Ich bin nämlich nicht vermittelbar!«
Die Hauptrollen in dieser liebenswürdig-schwungvollen Dramödie spielen Daniel Mays, der zuletzt in der Komödie Swimming with Men zu sehen war, Tuppence Middleton, die durch Filme wie A long Way down, The Imitation Game, aber auch vor allem durch ihre Rolle der Riley Blue in der Wachowsky-Tykwer-Serie Sense8 bekannt geworden ist, sowie James Purefoy, der zuletzt eher im TV zu sehen war – als Sektenführer Joe Carroll in The Following, als superreicher Wolkenstadtbewohner in der Netflix-Serie Altered Carbon oder als Hap Collins in der SundanceTV-Serie Hap and Leonard. Auch das schottische Urgestein David Hayman, derzeit neben Tom Hardy und Jonathan Pryce in der Serie Taboo zu sehen, sowie demnächst in der britischen Komödie Blinded by the Light, ist hier als dessen Vater Jago zu sehen.
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Auch wenn der Film dramaturgisch kaum Überraschungen zulässt, kommt man hinterher beschwingt und zufrieden aus dem Kino, denn der Film erzählt von Menschen des Alltags. »Irgendwo wird sich irgendjemand garantiert in diesen Figuren wiedererkennen«, glaubt Regisseur Chris Foggin, der nach Kids in Love (2016) seine zweite Spielfilmregiearbeit abliefert. Tuppence Middleton reizte die Romanze mit Danny besonders: »In erster Linie verliebt sich Danny in Cornwalls Kultur und wie viel sie den Menschen dort bedeutet. Das schließt die Shantys mit ein. Alwyn verschafft ihm sozusagen Zutritt zu dieser Welt und zeigt ihm eine völlig andere Lebensart, die sicher viele reizvoll finden.«
»Auf Seite drei des Drehbuchs heißt es: „Jim steht in Ölzeug in der Küche, kocht Kaffee und hört den Seewetterbericht.“ Bei dem Wort „Ölzeug“ hatten sie mich!«, erzählt James Purefoy grinsend. Der Zusammenhalt innerhalb der Dorfgemeinschaft und das ländliche Leben, welches das Drehbuch beschreibt, überzeugten auch ihn. »Der Film beginnt mit einer Kamerafahrt in das Dorf hinein und endet mit einer Kamerafahrt aus dem Ort heraus – für mich die perfekte Klammer für diese charmante Story: Wir kommen, treffen all diese Menschen, erfahren ihre Geschichte und verlassen sie dann wieder.« Besser kann man den Film nicht beschreiben.