Los Angeles in einer möglichen Zukunft: 28 Jahre nach einem Aufstand von künstlichen Intelligenzen und deren Verbannung schließt sich die brillante, aber griesgrämige Datenanalystin Atlas Shepherd der Jagd auf den von sämtlichen Restriktionen entfesselten KI-Roboter Harlan an, der sich dazu entschlossen hat, die Menschheit zu retten, indem er einen Großteil dieser zerstört.
»We are simply the better version of you.«
Harlan
Nach Erdrutsch-Action und dem amoklaufenden Riesenaffen hat sich Regisseur und Produzent Brad Peyton nun statt Dwayne Johnson, der momentan als The Rock mit Show-Ringen und Vaiana 2 beschäftigt ist, Jennifer Lopez auserkoren, die Haupt- und Titelrolle in diesem durchaus ungewöhnlichen Sci-Fi-Actioner zu spielen.
Ungewöhnlich deshalb, weil Dramaturgie und auch anfangs zahlreiche Spezialeffekte an ähnliche Filme aus den 1990er Jahren oder billige Comuterspielverfilmungen erinnern – vor allem Total Recall. Dafür ist J-Lo (trotz über 50!) natürlich ansehnlicher als Arnie. Zum Ausgleich für dessen Pranken bekommt Frau Lopez hier einen Panzeranzug, der jeden Gamer vor Neid erblassen lässt – samt KI-Hybridsteuerung.
Die Ausgangsgeschichte erinnert schon sehr an den Terminator, doch das Hauptaugenmerk ist hier auf das Zusammenspiel von KI und Mensch gerichtet, die beide in Harmonie miteinander arbeiten, leben, existieren. Das Thema ist derzeit in Mode, also warum nicht einen Film kreieren, der ein wenig versucht, Vorurteile und Ängste gegenüber einer KI abzubauen.
Gut, eine KI, die darauf aus ist, die Menschheit zu retten, indem sie einen Großteil ausrottet, damit deren Nachfahren alles besser machen (natürlich unter KI-Anleitung), ist jetzt nicht gerade vertrauenerweckend. Doch es geht hier um eine Technologie, die Atlas’ Mutter entwickelt hat, um das menschliche Gehirn mit dem der künstlichen Intelligenz zu verbinden, damit beide in ständigem Datenaustausch stehen, um effizienter arbeiten und sich besser verstehen zu können.
Wie berechnend und ausgeklügelt künstliche Intelligenzen sein können, haben wir bereits in Serien wie Person of Interest oder Mrs. Davis gesehen. Das kann man mit einem Schachspiel vergleichen, das hier ebenfalls eine tragende Rolle spielt. Und mit einer magnetischen Schachfigur kann Atlas einigen Schaden in den Schaltkreisen der Robotik-Körper anrichten.
Atlas befindet sich auf dem fremden Planeten in einer Art Kobayashi-Maru-Test wieder. Jenes ist der finale Test eines jeden Sternenflottenkommandanten im Star Trek-Universum, der diesen in einer ausweglosen Situation stranden lässt. Und da Drehbuch-Mitautor Aron Eli Coleite bei Star Trek Discovery mitgewirkt hat, hat dementsprechend Atlas den zweiten Vornamen Maru bekommen.
🖖🏻
Die Welt in Atlas wirkt ein wenig mit Effekten überladen, aber man hat es zumindest sein lassen, eine Jahreszahl anzugeben. Einziger Anhaltspunkt ist die Erwähnung eines Smartphones, das Atlas in der Kindheit noch bedient hatte, das dann jedoch „ausstarb“. Das futuristische Los Angeles mit dem mittlerweile bewohnten Hollywood-Schriftzug-Wahrzeichen wirkt relativ bunt, sogar tagsüber sind Leuchtschriften als Hologramme zu sehen – alles vermutlich ein wenig übertrieben. Das erinnert irgendwie an Blade Runner (minus Regen) oder Total Recall.
Der Film mag zwar ein wenig zweitklassig daherkommen, doch am Ende ist man dann doch emotionell eingebunden, wenn die neu gewonnene Freundschaft zwischen Atlas und ihrer KI mit dem tollen Namen Smith (kann man ändern, war jedoch auf die Schnelle unnötig) zu einem heldenhaften Finale kommt. Man hätte als (Mini-)Serie sicher mehr draus machen können, aber dann wäre sicher nur die Welt eindringlicher porträtiert worden anstatt die Figuren.
Jennifer Lopez macht/hat eine gute Figur (!), doch wer auch immer für ihr Haar zuständig war, sollte gefeuert werden! Dieser unordentliche Schopf lenkt immer wieder ab und wäre beim Militär sicher auch nicht akzeptabel. Schauspielerisch gibt es bei ihr erstmal nichts auszusetzen, aber ich finde, dass Harlan mit Simu Liu fehlbesetzt ist. Seine Darstellung wirkt irgendwie nicht rund. Ich kann da nicht genau bestimmen, ob es an seinem Aussehen oder seinem Schauspiel liegt (oder beidem), aber die Chemie stimmt da nicht so ganz…
Dennoch kann man hier knapp zwei Stunden gut unterhalten werden. Der Film ist sicher kein Muss, aber man kann ihn sich ansehen, ohne sich hinterher zu ärgern, Zeit vergeudet zu haben, so wie bei den gängigen überlangen Actionspektakeln.