Wenn’s am besten ist, sollte man… Wenn’s nach Grace Davis geht, ist noch lange nicht Schluss, wünscht sie sich. Auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs als Souldiva (11 Grammys) hat sie genau drei Vertraute – ihre Freundin und Untermieterin Gail, die ihr Leben in Saus und Braus genießt, jedoch stets ein Auge darauf wirft, wer ihr Leben streitig machen könnte. Dann wären da noch ihr Manager Jack, der keine Lust mehr auf das Herumtouren hat und seine Klientin am liebsten in Las Vegas „eintüten“ will, und ihre persönliche Assistentin Maggie, die alles für ihre Chefin tut und in all den Jahren zur engsten Vertrauten und Freundin wurde.
Maggie sieht ihren Job jedoch nicht als Endlösung an und arbeitet nebenbei daran, Musik zu produzieren. Sie wird sogar zu Jacks Antagonisten und würde am liebsten selbst Grace produzieren. Als sie eines Tages den charmanten und begabten Musiker David vor einem Shopping-Center kennenlernt, sieht sie in ihm die Möglichkeit, ihren ersten Star aufzubauen, zu produzieren. Doch schon bald manövriert sie sich in eine Situation, aus der es nur einen Ausweg gibt: die Wahrheit sagen und das Beste hoffen…
»Let’s start from the top…«
Maggie Sherwoode
Jeder, der in L.A. oder New York wohnt, kennt eine Maggie – eine junge, talentierte Assistentin, die Tag und Nacht in der Unterhaltungsbranche arbeitet und für ihren großen Karrieredurchbruch leistet, was sie kann. Flora Greeson war einst selbst diese Frau: Nach ihrem prestigeträchtigen Abschluss in Kinowissenschaften an der New York University begann sie ihre Karriere als Assistentin eines Managers bei Universal Music in New York.
Als die in Los Angeles geborene Autorin zurück in ihre kalifornische Heimat zog, übernahm sie einen weiteren Assistenzposten bei einer der großen Talentagenturen und lernte eine völlig andere Seite von Hollywood kennen: »Ich wurde von dem Irrsinn, als Assistentin zu arbeiten und mich mit sehr bekannten Leuten und verrückten Wünschen rumzuschlagen, überwältigt, während ich gleichzeitig großes künstlerisches Handwerk miterlebte.«
Auf Basis ihrer Erfahrungen in diesen beiden Jobs schrieb sie ihr erstes Langfilmdrehbuch über eine begabte Aufsteigerin, die entschlossen ist, sich einen Weg im Musikgeschäft zu bahnen, sowie über ihre komplizierte Beziehung mit ihrer anstrengenden Arbeitgeberin und dem jungen Musiker, dem sie hofft, zum Mainstreamerfolg zu verhelfen.
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»The High Note erzählt davon, den eigenen Traum zu verfolgen und dafür auch Risiken einzugehen«, sagt Regisseurin Nisha Ganatra, die zuletzt mit Late Night beim Sundance Filmfestival Erfolge feierte. »Das erste Mal, als ich Flora Greesons Drehbuch las, wusste ich, dass ich bei diesem Film Regie führen musste.
Die Geschichte hatte alle Elemente von Filmen, die ich liebe. Sie drehte sich um die Beziehung zwischen zwei vielschichtigen Frauen, die genauso talentiert wie unnachgiebig waren – und dabei trotzdem witzig und im besten Sinne fehlerbehaftet. Sie lieferte einen Einblick in die Unterhaltungsindustrie und zeigte, wie viel harte Arbeit und wie viele Opfer nötig sind, um erfolgreich zu sein und es auch zu bleiben – ganz besonders für Frauen und ganz besonders für Frauen eines gewissen Alters. Das Skript war aussagekräftig und klug. Es war ein origineller Ansatz für ein Genre, das ich liebe.«
Natürlich braucht ein mitreißender Film über die Musikindustrie fähige Leute vor und hinter der Kamera, und natürlich fantastisch gute Musik. »Die Musik im Film ist fantastisch!«, freut sich die Regisseurin. »Es gibt für jeden etwas, und trotzdem haben alle Lieder einen ganz spezifischen Blickwinkel. Das ist wirklich schwer zu erreichen und ein weiteres Zeugnis des unglaublichen Teams, das an dem Film zusammengearbeitet hat.«
In der Praxis erforderte dies das Schreiben und Aufnehmen der Lieder, noch bevor die Produktion offiziell begann. Nisha Ganatra weiter: »Wir mussten am eigenen Leib erfahren, dass wir ein Album aufnehmen und dann einen Film mit den Liedern dieses Albums drehen mussten. Wer hätte gedacht, dass wir alle das erste Mal in unserem Leben ein Album produzieren würden? Glücklicherweise hatten wir Linda Cohen, Rodney Jerkins, Mike Knobloch und Natalie Hayden, die ein, zwei Dinge darüber wussten!«
Die Originallieder für den Film schrieb Grammy®-Gewinnerin Corinne Bailey Rae sowie das 25-jährige australische Wunderkind Sarah Aarons, die ihrerseits drei Titel beisteuerte. Sarahs Lieder wurden schließlich zu »Maggies Sound«, wie die Regisseurin ihn beschreibt. Letztlich schafften es vier von Sarahs Liedern und eins von Corinne in den Soundtrack.
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Dass Tracee Ellis Ross zum ersten Mal singt, vermag man von der Tochter der Soulikone Diana Ross gar nicht vermuten. »Als ich mit dem Schauspielen begann, fühlte ich mich wohl dabei, doch das hier fühlte sich auf ganz andere Weise gut an«, gesteht die Schauspielerin, die man vermutlich aus TV-Komödienserien wie Girlfriends, black-ish oder dessen Vorgeschichte mixed-ish kennt.
Auch Kelvin Harrison jr. stammt aus einer musikalischen Familie. Spätestens mit diesem Film können sie den Wünschen ihrer Eltern, in deren Fußstapfen zu treten, zumindest halbwegs gerecht werden. »Ich glaube, womit Tracee und ich Schwierigkeiten hatten, war, uns selbst zu vertrauen, und zu atmen, und einfach Spaß zu haben, weil der Druck so groß war«, sagt der Schauspieler, der zur Zeit omnipräsent zu sein scheint. Zuletzt war er im Kino in dem Drama Waves und demnächst in The Photograph zu sehen und spielte an der Seite von Forest Whitaker in der Serie Godfather of Harlem.
Aber auch Dakota Johnson, die Tochter von Don Johnson und Melanie Griffith, die größtenteils als Anastasia Steele aus der Fifty Shades-Trilogie bekannt ist, aber auch zuletzt in Filmen wie The Peanut Butter Falcon, Bad Times at the El Royale oder in Christian Ditters Komödie How to be Single zu sehen war, lernte für den Film, Klavier zu spielen – ein Instrument, mit dem sie bereits als Kind etwas Erfahrung gesammelt hatte.
Darüber hinaus musste sie ihre Angst überwinden, in der Öffentlichkeit zu singen. »Ich singe nicht gern«, gesteht sie. »Vielleicht allein oder im Auto, aber ich nicht vor anderen. Ich hatte schon mal einen Film gedreht, bei dem ich in einem Gemeindetheater singen musste, und es war das Schrecklichste, was ich je getan habe. Diesen Film zu drehen rettete mich, weil ich das mithilfe vieler Therapiestunden überwand. Trotzdem, ich bin ziemlich sicher: Wenn man mir ein Mikrofon direkt vor die Nase stellt, kann man mein Herz durch die Brust hindurch schlagen sehen.«
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Dadurch, dass man bei Universal Musik und Filme produzieren kann, ist Nisha Ganatra ein Film gelungen, der von Anfang bis Ende im wahrsten Sinne des Wortes stimmig ist. Auch optisch ist der Film sehr warm in der Farbgebung. Die Dialoge sind stets auf den Punkt – weder zu ausschweifend oder zu kurz, noch zu intellektuell oder banal. Es ist mit einer FSK-Freigabe für alle ein Easy-Viewing-Film, der nirgendwo weh tut. Zudem hält der Film am Ende noch die eine oder andere Überraschung bereit. Das mag manchen Leuten vielleicht nicht reichen, aber ich finde den Film überaus charmant und liebenswürdig, auch wenn er pandemiebedingt hauptsächlich im Wohnzimmer zu sehen ist.