Die 10-jährige Riley beginnt mit ihrer kleinen Schwester und ihren Eltern ein neues, autarkes Leben in den nordamerikanischen Bergen, fern des Drucks der modernen Gesellschaft. Zuhause ist kein Ort – Zuhause ist dort, wo die Familie ist.
Mutter Alice ist selbst Mathelehrerin und beschließt, ihre Schützlinge selbst zu unterrichten. Doch schon bald wird klar, dass das unabhängige Leben kein Zuckerschlecken ist. Die Kläranlage ihrer Hütte leckt und die Medizin, die Alice braucht, um ihre bipolare Störung im Zaum zu halten, ist aufgebraucht.
Die Nachbarn sind zwar freundlich und hilfreich, doch auch sie haben ihre Grenzen. Als die Verkäuferin im Baumarkt die scheinbar verwahrlosten Kinder sieht, beginnt die Abwärtsspirale des fröhlichen Lebens der Familie Hayes. Schließlich bringt es Nachbar Eric auf den Punkt: Sie sind nur aus der Stadt in die Berge gezogen, befinden sich aber immernoch auf der Erde.
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Man könnte meinen, es ist eine Art Familienfilm der Gibsons. Louie Gibson, Sohn von Mel Gibson, inszenierte diese Art Sozialstudie zusammen mit Joe Dietsch, die zuletzt auch schon den etwas härteren Hinterwäldlerfilm Happy Hunting (2017) gemacht haben.
Louies Bruder Milo Gibson spielt den Vater, während Louies Ehefrau Annet Mahendru grandios die bipolare Mutter spielt. Sie kennt man u.a. aus Serien wie The Americans und The Walking Dead | World beyond. Wie es der Zufall will, ist auch ein anderer Schauspieler aus dem Walking-Dead-Universum dabei: Michael Cudlitz aus The Walking Dead spielt hier (mit deutlich mehr Haar im Gesicht) den freundlichen Nachbarn Eric.
Die Hauptfigur der pubertierenden Tochter Riley spielt Lexy Kolker mit eindringlicher Stärke, die sie bereits als Tochter von Ryan Phillippe in der Serienadaption von Shooter sammeln konnte. Ganz knuffig („Ich bin die Taliban!“) ist hier Madison Friedman in ihrer ersten Spielfilmrolle als Rileys kleine Schwester Mary zu sehen.
Der „deutsche“ Filmtitel, zusammen mit dem Untertitel, führen ein wenig in die Irre, treffen jedoch trotzdem zu. Wie weit würdest du gehen, um deine Unabhängigkeit vom System zu leben? Während sich der Originaltitel auf die Amerika-Pioniere bezieht, die den Westen besiedelten, und damit ein Abenteuer Wildnis angeheizt wird, kommt man im „deutschen“ Titel gleich auf den Punkt.
Dadurch bekommt man eine gewisse Erwartungshaltung, dass es sich hierbei vielleicht um einen Überlebenskrimi handelt. Ja, es werden hier auch Waffen abgefeuert – Riley lernt hier (auch hier durch Nachbar Eric), dass eine Waffe ein Werkzeug sein kann, und dass es an demjenigen liegt, der sie in der Hand hat, wie sie benutzt wird. Doch der Film ist eher eine knallharte Sozialstudie als ein Actionschlitzer.
Die schlechten Bewertungen liegen hier jedoch bei Schwächen im Drehbuch. Milo Gibson kann den Radikalauswanderer nur bedingt herüberbringen, auch am Ende muss man sich über die Methoden der Polizei die Stirn runzeln, als sie versuchen, die Familie mit CIA-Verhör-Methoden aus dem Haus zu locken. Trotzdem ist der Film allein wegen der Bergnatur und dem beachtenswerten Spiel der Hauptdarstellerinnen sehenswert.