Montag, 3. November 2025
Jamie (Margaret Qualley) und Marian (Geraldine Viswanathan)
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Es geht doch nichts über einen kurzen Ausflug, um auf andere Gedanken zu kommen: Ab ins Auto, Musik an, den Highway entlangbrausen, Abenteuer erleben und grenzenlose Freiheit genießen. Die lebenslustige Jamie muss mal wieder eine Trennung verarbeiten. Auf der Suche nach einem Neuanfang unternimmt sie mit der schüchternen Marian, die dringend ein wenig lockerer werden muss, eine spontane Autoreise nach Tallahassee im sonnigen Florida.
Doch natürlich kommt alles ganz anders, denn die beiden jungen Frauen ahnen nicht, dass ihnen durch einen Irrtum ein Mietwagen ausgehändigt wurde, in dessen Kofferraum sich höchst brisante Fracht befindet. Bald müssen die Freundinnen feststellen, dass einige ebenso zwielichtige wie unfähige Gestalten hinter ihnen her sind, die es auf die geheimnisvolle Ladung abgesehen haben. Eine aberwitzige und spannungsgeladene Autoreise nimmt ihren Lauf…
»Those penises are trouble, Jamie!«
Marian Pallavi
Nachdem sich die Coen-Brüder nach ihrer Netflix-Pleite The Ballad of Buster Scruggs kreativ getrennt haben, sind ihre eigenen Werke nicht ganz so zündend wie ihre Arbeiten, mit denen sie Kultstatus erworben haben. Nach der Doku über Jerry Lee Lewis bringt uns Ethan Coen nun eine Lesben-Klamotte ins Kino, die zumindest ansatzweise versucht, ihr Publikum zu finden.
Margaret Qualley spielt die extrovertierte Jamie mit einem texanischen Akzent und einer selbstbewussten Leichtigkeit, kann aber nicht so ganz gegen die introvertierte Sympathieträgerin Marian ankommen, die von Geraldine Viswanathan hervorragend gespielt wird, die man u.a. aus der Apple-Komödie The Beanie Bubble kennen könnte. Als Jamies Ex brilliert Beanie Feldstein, die mit Bad Neighbors 2, Lady Bird und spätestens seit Booksmart an Bekanntheit gewonnen hat.
Das Duo, das eigentlich den Wagen überführen sollte, erinnert ein wenig an das Duo John Travolta/Samuel L.Jackson aus Pulp Fiction — nur nicht so cool (und gescheit). Im Gegensatz dazu wird deren Chef von Colman Domingo gespielt, der, wie immer, stilsicher gekleidet ganz in seiner Rolle aufgeht.
Immer wieder gibt es transzendentale bunte Lavalampen-LSD-Trip-Zwischenspiele und Szenenübergänge mit audiovisuellen Effekten, die sich zwar als Alleinstellungsmerkmal des Films präsentieren, man sich zumindest bei den Zwischenspielen fragt, was sich Ethan Coen da wohl eingepfiffen hat. Dabei hat er seiner Ehefrau, der Filmschneiderin und Mit-Autorin Tricia Cooke, freien Lauf gelassen — wie man merkt. Immerhin führte das zu einem Kurzauftritt für Miley Cyrus.
Der Film geht sehr freizügig mit allem um, und doch sind keine Geschlechtsteile zu sehen — außer den Penis-Dildos, die in dieser Geschichte eine tragende Rolle spielen. Sichtlich Spaß hatten auch Pedro Pascal und Matt Damon bei ihren Kurzauftritten.
Der Film ist zumindest unterhaltsam und kurzweilig und Ethan Coens Beitrag zu Hollywoods neuer Vielseitigkeit mit einem winkenden Zaunpfahl. Subtilität sucht man vergebens, genauso wie Tiefgang. Es wird zwar das Gefühlsleben beleuchtet, doch bleiben die Figuren eher blass. Es geht nur darum, so viele Ausdrücke wie möglich preiszugeben, um die Konservativen aus ihren veralteten Lebenseinstellungen und gewohnten Bahnen zu werfen – Muschi-Ehrenwort!

08.10.2025 | mz
Kategorien: Kino
Genres ActionKomödieKrimiLiebesfilm