Nach 36 Jahren kehrt Kult-Regisseur Tim Burton mit uns zurück ins Örtchen Winter River, in dem die Maitlands bei einem Autounfall ums Leben kamen und als Geister Bekanntschaft mit dem Lottergeist Betelgeuse gemacht haben, der, ausgesprochen Beetlejuice, den Beiden den Weg ins Jenseits zeigte.
Im Prinzip ist Beetlejuice eine Art Lampengeist, nur halt etwas schräger. Wenn man seinen Namen dreimal hintereinander sagt, erscheint der schelmische Dämon und verbreitet Chaos. Als die Familie Deetz damals einzog, hatten die Maitlands und Beetlejuice ihren Spaß mit ihnen. Das besessene Bananenboot-Lied von Harry Belafonte gehört zu den Meilensteinen der Filmkomödie.
Auch in der Fortsetzung taucht das Lied auf – als Chorversion auf der Beerdigung von Charles Deetz, der von einem Hai geschnappt wurde. Und so kommt die Familie nach langer Zeit mal wieder zusammen: Lydia, die mit ihrer eigenen Realitäts-Show „Ghost House“ berühmt wurde, in der sie vor der Kamera Kontakt mit Geistern aufnimmt, sammelt Mutter Delia, die weiterhin ihre künstlerischen Extreme lebt, sowie Tochter Astrid, die in einem Internat lebt und es dort wegen des Erfolges ihrer Mutter besonders schwer hat, vor allem, weil sie das Ganze für Quatsch hält.
Astrids Vater war Regenwald-Aktivist und ist dort verschollen. Der einzige Mann in Lydias Gegenwart ist ihr Kollege Rory, der ihre Show produziert – obwohl… da ist noch Beetlejuice, der sie in letzter Zeit immer wieder in ihren Träumen heimsucht. Sowohl im Diesseits als auch im Jenseits braut sich schnell Unheil zusammen, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand den Namen Beetlejuice dreimal ausspricht…
»You’re not a cop, you’re an actor!«
Janet
Während Beetlejuice anno 1988 noch hauptsächlich aus animatronischen Effekten bestand, so hatte sich Tim Burton über die Jahre hinweg mit seinen zahlreichen Produktionen ausprobieren können. Beetlejuice Beetlejuice, 2024 A.D., ist nicht nur eine gefühlsmäßige Achterbahnfahrt für den Filmemacher, die Figuren von damals wieder zum Leben zu erwecken, er ist auch eine Verschmelzung seiner Techniken.
Neben Altbekanntem wie das Haus auf dem Hügel, die rote Flussbrücke, das klammernde Kunstwerk von Delia, das u.a. als Statue vor dem Internat steht, in dem Astrid wohnt oder auch die animatronischen Sandwürmer, die noch genauso billig aussehen wie damals und in krassem Kontrast zu den heutigen CGI-Sandwürmern aus Dune stehen, gibt es sich zusammensuchende Körperteile, die ein wenig an das eiskalte Händchen von der Addams-Familie erinnern, eine Zusammenfassung der Geschehnisse um Charles Deetz in Form von Stop-Motion-Animation oder auch eine Erzählung im Stil eines italienischen Schwarz-Weiß-Films. Auch gibt es am Ende wieder ein besessenes Lied, das die Protagonisten zum Besten geben – diesmal allerdings das etwas ruhigere Lied „MacArthur Park“.
Der Film wirkt manchmal ein wenig überladen, weil gleich drei Handlungen parallel stattfinden – für das TV-Publikum von heute eigentlich nichts Ungewöhnliches, doch der erste Film von 1988 verblasst dadurch ein wenig und wirkt altbacken – auch wenn es damals bahnbrechend war und die Erfolgsleiter für Tim Burton anlegte. Doch dadurch wirkt er auch keine Sekunde langweilig.
Man hat ja gehofft, dass Geena Davis und Alec Baldwin nochmal irgendwie auftauchen, doch wurden die Maitlands nur kurz erwähnt, dass sie ihren Weg ins Jenseits gefunden haben. Überraschend war jedoch, dass Jeffrey Jones als Charles Deetz nicht mehr zur Verfügung stand, da er sich nach seinem letzten Auftritt im Deadwood-Film 2019 zur Ruhe gesetzt hat. Dafür haben wir eine amüsante Stop-Motion-Einlage und einen wandelnden Torso bekommen, der durch das behördliche Nachleben wuselt.
Eine grandiose Idee war es zumindest, die prozessierten Verstorbenen mit einem „Soul Train“ ins Jenseits zu bringen – frei nach der gleichnamigen Musiksendung, die von 1971-2006 über die US-Bildschirme flimmerte, klassisch mit 70er-Jahre-Soul-Disco-Tanzenden im Afrolook und Trompeten-Schlaghosen. Da möchte man unbedingt mit…!
Beetlejuice Beetlejuice macht Spaß, viel mehr Spaß als irgendwas der erste Film. Das liegt vor allem auch an den grandiosen Akteuren. Besonders Jenna Ortega, die den Filmemacher als Wednesday Addams in dessen Netflix-Serie in ihren Bann gezogen hat, zieht das Publikum stark auf ihre Seite. In Nebenrollen glänzen Monica Bellucci als (Ex-)Frau von Betelgeuse, Danny DeVito als ihr erstes „Auslutsch“-Opfer und Willem Dafoe als ehemaliger Actionfilm-Star Wolf Jackson, der im Nachleben für Ordnung sorgt. Und ein wenig stiehlt auch Schrumpfkopf Bob die Show, der mit seinen Schrumpfkopf-Kollegen das Büro von Betelgeuse weiterführt. Es gibt jedenfalls jede Menge Anarchie und Nostalgie, Skurrilitäten und Schrullitäten (wenn das ein Wort ist) – also nix wie rein ins Kino!