Samstag, 27. Dezember 2025
Varang (Oona Chaplin)
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Drei Jahre ist es mittlerweile her, als die lang erwartete Fortsetzung von Avatar (2009) in die Kinos kam. Gespannt verfolgten wir Jake, Neytiri, ihre Kinder Neteyam, Lo’ak und Tuk sowie die Adoptivkinder Kiri (die Nachfahrin von Dr. Grace Augustine) und Spider (der Sohn von Colonel Quaritch), wie sie ihre Heimat in den Wäldern verlassen mussten und Zuflucht bei den Metkayina fanden, die auf Inseln leben.
Nach The Way of Water lernen wir in Fire and Ash gleich zwei neue Na’vi-Klans kennen: den Tlalim-Klan, friedvolle Luftnomaden, mit denen die Sullys Spider in Sicherheit bringen wollen, da dessen Luftversorgung zur Neige geht; sowie den Mangkuan-Klan, das sogenannte Aschevolk, das durch einen Vulkanausbruch ihre Heimat verloren hat und Pandoras allgegenwärtige Mutter Eyua dafür verantwortlich macht. Seitdem streifen sie plündernd durch Pandora und sorgen für Angst und Schrecken.
Währenddessen versammelt die RDA nach der misslungenen Vergeltungsaktion der Rekombinanten (Recoms) gegen die Sullys und der beeinträchtigten Jagd auf die Tulkun neue Kräfte…
»Sullys never quit!«
Lo’ak
Da Teil 2 und 3 der Sage praktisch zusammen gedreht wurden, gilt demzufolge derselbe Aufwand, der auch für The Way of Water gemacht wurde. Die Dreharbeiten in Neuseeland begannen im September 2017 und dauerten 18 Monate. Über 1.500 Stabsmitglieder waren in der Produktion der beiden Filme involviert. Mehr über die Dreharbeiten gibt es auf Scheibe bzw. in der Doku Fire and Water auf Disney+ zu sehen.
Beide Filme wurden in IMAX® 3D und HFR gedreht und kommen zusammen auf knapp sechseinhalb Stunden. Für Fire and Ash braucht man demzufolge auch wieder jede Menge Sitzfleisch! Man könnte auch Vergleiche mit den russischen Kriegshandlungen in der Ukraine ziehen – beides ist langanhaltend, brutal, Sterben steht auf der Tagesordnung, und der Aggressor ist auf Macht und Reichtum aus.
Natürlich geht es weiterhin um das Thema, das auch auf uns zutrifft: Alles hat irgendwie miteinander zu tun – hier jedoch buchstäblich durch Eyua, Pandora selbst, die Mutter allen Lebens auf dieser Welt. Da haben wir schon im zweiten Teil gesehen, dass Kiri eine ganz besondere Beziehung zu Eyua besitzt, die in der Fortsetzung nun notgedrungen weiterentwickelt wird.
Es gibt trotz der bereits bekannten Erkundungen viel Neues zu sehen, und, als wenn man einen Wälzer liest, jede Menge Charakterentwicklungen, denn neben den Konflikten der einzelnen Figuren kommen auch noch neue hinzu. Neben den Windhändlern, Nomaden, die durch die Luft reisen, bekommen wir es auch schon bald mit den Aschekriegern zu tun, die sich dem Kampf gegen Eyua verschworen haben, weil ihre Heimat durch eine große Katastrophe verbrannt wurde und sich nun dazu gezwungen sehen, andere Völker zu überfallen und zu plündern.
Die spanische Schauspielerin Oona Chaplin spielt Varang, die Anführerin des Mangkwan-Klans. Sie reitet auf einer furchterregenden Kreatur namens Nachtgeist und gilt als Retterin ihres Volkes. »Varang beschreitet den dunklen Pfad einer Schamanin, einer Tsahik«, beschreibt James Cameron die Figur. »Sie hat sich die dunkle Seite dieser Künste angeeignet und sich selbst darin ausgebildet. Sie verfügt tatsächlich über die Fähigkeit, den Geist anderer zu beherrschen und ihnen Schmerzen zuzufügen. Dadurch kann sie jedem die Wahrheit entlocken.«
»Varang hat ihre Untertanen, und diese verehren sie wirklich«, ergänzt Oona Chaplin. »Sie ist wie eine junge Königin, befindet sich jedoch in einer Grube der Verzweiflung, wo alles mit Asche bedeckt ist, alles zu sterben beginnt und alle völlig außer sich und verzweifelt sind. Sie konzentriert sich auf den Ort, die Macht und die Kraft, die ihre Welt völlig zerstört haben, stürmt einfach darauf zu, studiert sie und widmet sich ihr, wodurch sie zu einer Verbündeten dieser Kraft wird.«
Das Aussehen der Ascheleute unterscheidet sich von dem der anderen Klans. Sie mischen Asche mit Wasser, wodurch eine Paste oder Creme entsteht, und schmieren diese über ihren gesamten Körper. Sie tun dies ständig, da es zu einem Mittel geworden ist, um ihre Identität zu zeigen. »Das Aschevolk zeigt, dass es möglich ist, aus der Gnade Eyuas zu fallen, aus diesem Streben oder Traum nach Verbindung und Gleichgewicht, das die Na’vi als das große Gleichgewicht bezeichnen«, erklärt James Cameron.
»Das große Gleichgewicht hat für das Aschevolk nicht funktioniert. Ein Vulkan brach aus, zerstörte ihr Land, zerstörte ihren Lebensraum und hätte sie fast ausgelöscht. Aber Eyua ist eine biologische Lebensform, ein Bewusstsein, das in der Welt von Pandora in den Bäumen, im Wald, in den Wurzelsystemen und so weiter existiert. Sie kann einen Vulkanausbruch nicht kontrollieren.«
Doch neben dieser Bedrohung geht die Kopfjagd auf Jake und Neytiri durch Recom Colonel Quaritch und die Jagd auf die Tulkun durch die RDA weiter. Nebenbei erforscht Kiri ihre Fähigkeiten, um mit Eyua in Verbindung zu treten, verliert Spider seine Atemmaske, und dann ist da auch noch der Konflikt zwischen Jake und seinem Sohn Lo’ak sowie dessen Beziehung zu dem ausgestoßenen Tulkun, die zum Ende hin an Bedeutung gewinnt. Zudem spielt die Handlung auch mehr im RDA-Hauptquartier – man sieht mehr von der aufgebauten Stadt und die Nebenfiguren aus den ersten beiden Filmen bekommen mehr Tiefe.
🐳
Alles in allem ist Fire and Ash eine recht zähe Fortsetzung, die man auch hätte um einiges straffen können. Mehr ist nicht immer besser, vor allem Wiederholungen von Handlungen ermüden sehr. Dafür entschädigen die insgesamt 3.382 visuellen Effekte aus dem Hause Wētā FX sowie die bezaubernd klingende Musik von Simon Franglen, ein langjähriger Verbündeter von James Horner, der die Musik des ersten Films inklusive des eingängigen Themas komponiert hatte, das Simon Franglen nun weiterführt. Das Abspannlied, die Ballade „Dream as One“, kommt von Miley Cyrus, das in Zusammenarbeit mit Andrew Wyatt, Mark Ronson und Simon Franglen entstanden ist.
»Sicher, dies ist ein Abenteuerfilm«, sagt Regisseur, Mit-Autor und Produzent James Cameron abschließend. »Es ist ein Actionfilm. Aber er kann auch eine Botschaft vermitteln, und ich denke, dass wir gerade jetzt rausgehen müssen; und ein Teil unserer Unterhaltung und unserer Freude am Kinobesuch sollte darin bestehen, Abenteuer, Action, Spannung und das Außerirdische zu nutzen, um in einem Moment zu verarbeiten, wie wir über Dinge denken.«
Danach können wir uns erstmal von den Pandorianern erholen. Teil 4+5 kommen dann erst in ein paar Jahren – hoffentlich nicht ganz so zäh und lang. Jedenfalls gibt es keinen Klippenhänger; Teil 3 schließt die Handlung der bisherigen Filme ab, dass man gespannt sein kann, in wie fern die nächsten Filme mit den Sullys und den Metkayinas und der RDA zu tun haben werden. Jetzt heißt es erstmal: Vorhang auf, Brille auf und das Ganze so immersiv wie möglich aufsaugen!
Kleiner Tipp zum Schluss: Wer die Vorgängerfilme nicht gesehen hat, der wird sicher auch unterhalten werden, doch trotz einiger Erwähnungen der Vorhandlungen werden dann doch einige Fragen offen bleiben.

20.12.2025 | mz
Kategorien: Kino
Genres AbenteuerActionFantasyKriegScience Fiction