»Good lad!«
2002 brachte Danny Boyle mit 28 Days later seine Zombievision in die Kinos. Als eine Gruppe Tierschützer in ein Wissenschaftslabor eindringt, um die dortigen Affen zu befreien, die offensichtlich gequält wurden, setzten sie dabei einen experimentellen Virus frei, der die Infizierten in unendliche Wut versetzt, die dazu führt, andere Menschen durch Verbindung mit ihrem Blut zu infizieren.
Fünf Jahre später produzierten Danny Boyle und Alex Garland 28 Weeks later, diesmal mit Juan Carlos Fresnadillo auf dem Regiestuhl. Darin ging es um Quarantänebegrenzung und den Aufbau einer neuen Gesellschaft auf der britischen Insel, speziell ein Bezirk in London. Doch durch Ignoranz und Unachtsamkeit scheiterte letztlich dieses Unterfangen.
Nun hat wieder Danny Boyle das Zepter in der Hand und erzählt uns eine weitere Geschichte aus jener Welt, die 28 Jahre nach dem Ausbruch des Virus spielt. Die Britischen Inseln wurden komplett zum Quarantänegebiet deklariert, während der Virus auf dem europäischen Festland ausgelöscht werden konnte.
Auf einer kleinen Insel, die durch einen einzigen, stark verteidigten Damm, der nur bei Ebbe passierbar ist, mit dem Festland verbunden ist, hat sich eine Gemeinde entwickelt, die zum Jagen und auf der Suche nach Nahrung und anderen Dingen des Bedarfs Jäger entsendet.
Spike ist ein aufgeweckter 12-jähriger Junge, der von seinem Vater zur Jäger-Initiation gedrängt wird, denn eigentlich sollen die Kinder erst mit 15 oder 16 Jahren dieses Ritual durchlaufen, erstmals Infizierte zu töten. Hierbei kommen Parallelen zu Zombieland auf, wobei wir die Bekanntschaft mit diversen Arten von Infizierten machen.
Im Unterschied zu den vorangegangenen Filmen wird hier weitgehend auf wackelige Handkamera und grobkörnige Bilder verzichtet. Stattdessen werden Nachtsichtbilder der aktiven Infizierten zwischengeschnitten, und ganz besonders nervig: Originaltonaufnahmen von Kriegsanleitungen mit Bildern von Armisten aus diversen Kriegszeiten, die rhythmisch für Unruhe sorgen.
Außerdem besitzt dieser Film auch eine tiefergehendere Handlung als die Vorgänger, auch wenn wie bei 28 Weeks later wieder die junge Generation für den Hauptkonflikt sorgt. Man lernt dabei nicht nur mehr über die Hauptfiguren, sondern auch über die Infizierten und den Virus und wie er einzudämmen geht.
Allerdings gibt es dann auch wieder so unglaubliche Sachen, die jeglicher Physik und Logik widersprechen, dass dabei weitere Fragen aufkommen, die nicht beantwortet werden. Stattdessen werden immer wieder neue Figuren eingeführt, einfach nur, um künstlich Action einzufügen oder die Hauptprotagonisten überleben zu lassen.
Ein Höhepunkt des Films ist letztlich der Auftritt von Ralph Fiennes, der nicht nur für frischen Wind sorgt und Antworten auf die brennendsten Fragen gibt, sondern auch für manche ein wenig an Lord Voldemort erinnert.
Unterm Strich ist 28 Years later eine interessante Geschichte in Danny Boyles 28…-Universum, die lieber auf die visuellen Schnittfetzen der Infizierten und die rhythmischen Bilder zu Beginn oder auch diverse künstliche Handlungsverlängerungen hätte verzichten sollen.
Wie schon dessen Vorgänger ist der Film ab 18 Jahren freigegeben, da es jede Menge explizierter Gewalt- und Ausweidungsszenen gibt und die Infizierten teilweise sehr eklig inszeniert wurden. Außerdem ist die Teletubbies-Sonne zu Beginn des Films allein schon gruselig genug.