Samstag, 20. April 2024
Capt. Pete „Maverick“ Mitchell
© Paramount Pictures
Nach mehr als dreißig Dienstjahren als einer der besten Flieger der Navy ist Pete „Maverick“ Mitchell dort, wo er hingehört: als mutiger Testpilot, der die Grenzen des Machbaren auslotet und sich vor der Beförderung drückt, die ihm „Hausarrest“ einbringen würde.
Als er eine Gruppe von Top-Gun-Absolventen für eine Spezialmission ausbilden soll, die noch kein Pilot zuvor gesehen hat, trifft Maverick auf Lt. Bradley Bradshaw, Rufname „Rooster“ – der Sohn von Mavericks verstorbenem Freund, Radarabfangoffizier Lt. Nick Bradshaw, auch bekannt als „Goose“.
Angesichts einer ungewissen Zukunft und der Geister seiner Vergangenheit wird Maverick in eine Konfrontation mit seinen eigenen tiefsten Ängsten hineingezogen, die in einer Mission gipfelt, die das ultimative Opfer von denjenigen verlangt, die auserwählt werden, sie zu fliegen…
Die Geschichte eines Überschallpiloten, der nichts sehnlicher machen will als seine Leidenschaft auszuüben, geht nun, mittlerweile 36 Jahre nach dem Kultklassiker von Tony Scott, dessen Ableben im Nachspann gewürdigt wird, weiter. Inzwischen ist man bei einer Geschwindigkeit von Mach 10 angelangt, die es zu erreichen gilt.
Und nachdem Maverick, ein wortwörtlicher Pilot, der Grenzen überschreitet, um dort hinzukommen, wo noch niemand zuvor hingekommen war, nicht anders kann, als sich zu beweisen, wird er in die Ausbildung von Top-Gun-Piloten versetzt – ein letzter Strohhalm vor dem Henker. Schließlich hat die Navy auch Nachwuchspiloten, die sich ebenfalls beweisen wollen.
Tom Cruise, sichtbar kaum gealtert, ist Maverick, durch und durch. Und man sieht es ihm auch an, wie er freudestrahlend auf dem Flugfeld auf seiner Kawasaki ein Wettrennen mit einem Jet fährt! 2018 kehrte er an den Drehort des ersten Films zurück – Miramar. Als Produzent und Hauptdarsteller machte er dem Studio von Anfang an klar, das Ganze ohne die heute üblichen Computereffekte machen zu wollen. »Dieser Film ist quasi der Versuch, eine Kugel mit einer Kugel zu treffen«, sagt er. »Ich spiele nicht.«
Obwohl Tom Cruise im Top Gun im Cockpit einer F-14 Tomcat gefilmt wurde, waren seine Mitstreiter bei ihren Bemühungen nicht so erfolgreich. »Wir hatten andere Schauspieler, die dort oben flogen«, sagt Produzent Jerry Bruckheimer, ohne den Tom Cruise den Film nicht hätte machen wollen. »Aber ihre Aufnahmen waren leider nicht zu gebrauchen, weil sie nicht genug Erfahrung im Training hatten. Als wir sie in die Luft schickten, konnte es keiner von ihnen richtig umsetzen.
Tom war der einzige, von dem wir brauchbares Flugmaterial hatten. Wir hatten tonnenweise Material von den anderen Schauspielern in der Luft, bei dem sich die Augen im Kopf zurückzogen. Dank Tom konnten diesmal alle Schauspieler von Top Gun | Maverick mit den Grundlagen und der Mechanik des Fliegens und den G-Kräften vertraut gemacht, weil sie schon Monate im Voraus trainiert hatten. Im Gegensatz zum ersten Film sitzen unsere Schauspieler tatsächlich im Cockpit der F/A-18 und sprechen ihre Dialogzeilen.«
»Eines der Dinge, die ich Tom schon früh sagte, war, dass es im Original von Top Gun nicht nur um Maverick ging. Es ging nicht nur um Maverick und Goose. Es ging um eine Kultur«, bemerkt Produzent Christopher McQuarrie, mit dem Tom Cruise seit Operation Walküre (2008) zusammenarbeitet. »Es ging um die Kultur dieser Piloten und den Wettbewerb, den sie alle miteinander hatten, und wir wollten etwas davon einbringen.
Das Ergebnis ist, dass alle Piloten in diesem Film vielschichtiger gezeichnet sind. Es ist eine tiefere Ebene, aber auch eine vollere Bildfläche. Diese verschiedenen Piloten tragen alle dazu bei, dass man versteht, wer Maverick heute ist. Natürlich spielt dieser Film über 30 Jahre später. Und wir wollten den Film nicht anhalten und darüber nachdenken, was in diesen 30 Jahren passiert ist. Wir wollten, dass man spürt, wie sich die Geschichte entfaltet, während man den Film sieht.«
Und wenn der Film beginnt, scheint zunächst auch keine Zeit vergangen zu sein: Wir erleben dieselbe Erklärung, was Top Gun bedeutet, die in der Originalmusik von Harold Faltermeyer untermahlt wird und mit Bildern auf dem Flugzeugträger samt Vorspann mit Kenny Loggins‚ „Danger Zone“ fortgeführt wird. Der einzige Unterschied zu damals: Zum alten Top-Gun-Logo kommt unten noch ein Maverick hinzu. Bums. Man ist plötzlich wieder in den 1980ern und erinnert sich an den ersten Film, als hätte man ihn gerade erst gesehen.
Immer wieder gibt es Referenzen, sei es Roosters „Great Balls of Fire“, das er wie sein Vater vor über 30 Jahren auf dem Klavier in der Bar spielt, das Bild von den Bradshaws von damals an Mavericks Werkstattwand oder auch das Wiedersehen mit „Ice“ Val Kilmer – übrigens die einzige Figur neben Maverick (und Rooster, der damals gerade geboren wurde), die es in die Fortsetzung geschafft hat.
Auch scheint Maverick in „Hangman“ seinen geistigen (vorlauten) Nachfolger gefunden zu haben. Jennifer Connellys Figur der Penny wurde hinzugefügt, auch wenn die Rolle der von Kelly McGillis aus dem ersten Film ähnelt. Ihr Haus kommt einem aber auch irgendwie bekannt vor…

Top Gun | Maverick ist pure Unterhaltung. Und auch wenn die Mission, die ein wenig an die Zerstörung des Todessterns aus Star Wars erinnert, ein wenig die Überhand behält, so scheint doch die Aufgabe der Filmemacher erfüllt worden zu sein, die 30 vergangenen Jahre in der Handlung entfalten zu lassen. Trotzdem der Film länger als dessen Vorgänger ist, bleiben die Nebenfiguren ein wenig außen vor. Wer allerdings tiefergehende Charakterstudien braucht, kann sich Serien strömen! Dieser Film ist definitiv für’s Kino, auch wenn er in 3D noch besser hätte wirken können. Aber vielleicht kommt er wie der erste Film in 30 Jahren in 3D auf Scheibe, Kristall oder Implantatströmung nochmal raus…
Wie sagte Jerry Bruckheimer doch gleich? »Tom ist Maverick und Maverick ist Top Gun.« Dem ist nichts hinzuzufügen. Gute Unterhaltung!

03.12.2022 | mz
Kategorien: Feature | Filme