
John „Divine G“ Whitfield und Clarence „Divine Eye“ Maclin
© Divine Film LLC | weltkino
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Nachdem der Vorhang gefallen und der Applaus verklungen ist, kehrt John „Divine G“ Whitfield zurück in seine Zelle im Hochsicherheitsgefängnis Sing Sing. Hier verbüßt er eine langjährige Haftstrafe wegen eines Mordes, den er nicht begangen hat. Das Häftlingstheater ist sein einziger Lichtblick im eintönigen und von stiller Verzweiflung geprägten Gefängnisalltag.
Allein auf der Bühne gelingt es John, sich für einen Augenblick an einen Ort weit entfernt von den hohen Mauern zu versetzen. Als der unberechenbare Clarence „Divine Eye“ Maclin dem Theaterprogramm beitritt, gerät die kreative Routine der Gruppe aus dem Gleichgewicht, denn der Neuling besteht darauf, eine Komödie zu inszenieren.
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Greg Kwedars Drama über die befreiende Kraft der Kunst, die selbst an dunkelsten Orten Hoffnung erwachsen lässt, beruht auf wahren Ereignissen in einem der ältesten Gefängnisse der USA. Dabei geht es um das RTA-Programm — ein Theaterprojekt, das durch künstlerische Aktivitäten die persönliche Entwicklung und Wiedereingliederung von Strafgefangenen fördert.
In der Hauptrolle begeistert Colman Domingo mit einer (wie immer) überragenden Darstellung an der Seite zahlreicher ehemaliger Häftlinge, die dem Film eine eindrucksvolle Authentizität verleihen. Über 85 Prozent der Besetzung waren ehemals in Sing Sing inhaftiert gewesen und hatten das RTA-Programm durchlaufen. Einige waren seit zehn Jahren draußen, andere erst seit ein paar Monaten.
Ehemals inhaftierte Männer zu bitten, in ein Gefängnis zurückzukehren, war keine leichte Entscheidung für die Produzenten. Aber ähnlich dem RTA-Programm selbst, war der Prozess kathartisch – sie kehrten nicht als Gefangene zurück, sondern als Schauspieler.
Allerdings fehlt dem Film eine gewisse Feinheit. Die Szenen sind zwar chronologisch aneinandergereiht, doch irgendwie fehlt dazwischen das gewisse Etwas, das den Film großartig hätte werden lassen können. Es wird nie aufgezeigt, wie das aufgeführte Stück nun kausalisch dessen Elemente zusammenbringt, auch wird nicht erzählt, warum die Hauptfigur nun plötzlich doch entlassen wird.
Es geht einfach nur um das RTA-Programm und was es mit den Häftlingen macht — da hätte auch eine Netflix–Doku gereicht. Für einen Spielfilm ist das Endprodukt ein wenig zu dürftig. Es gibt keine spannungsgebenden Konflikte, kaum mitfühlenden Spaß und keine große Bindung zu den einzelnen Figuren. Das ist wie Kinoknast. Das RTA-Programm mag zwar eine feine Sache sein, doch der Film ist es nicht so ganz.